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30.07.2015 09:23

Pforzheimer Absolventin entwickelt Kommunikationshilfe für Flüchtlinge

Sabine Laartz Pressestelle
Hochschule Pforzheim

    Aktueller kann eine Abschlussarbeit kaum sein! „Mein Deutschland“ ist ein Ordner, mit dessen Hilfe Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernen können. Entwickelt hat die Lernmethode Amelie Kim Weinert, Absolventin des Pforzheimer Studiengangs Visuelle Kommunikation, in ihrer Abschlussarbeit. Die Studentin aus Mühlacker arbeitet ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung und konzipierte auf Grund ihrer Erfahrungen diese Orientierungshilfe. „Mein Deutschland“ dient zur Vorbereitung für einen Deutsch- oder Alphabetisierungskurs. Asylbewerber finden so gemeinsam mit einem Betreuer den Einstieg in die deutsche Schrift- und Zeichenwelt.

    Knapp 60 Millionen Menschen befinden sich aktuell auf der Flucht. In Deutschland werden im Jahr 2015 voraussichtlich rund eine halbe Million Asylanträge gestellt. Die großen Zahlen stellen Land, Gemeinden und Helfer vor Herausforderungen. Diese Menschen suchen nicht nur nach einem neuen Ort zum Leben, sondern Integration, Anschluss und eine Zukunft. Die traumatisierten Flüchtlinge sprechen vielfach kein Englisch oder Deutsch, zum Teil ist ihnen auch das Schreiben oder Lesen fremd.

    "Sie sollen einen Alphabetisierungskurs besuchen, sind aber schwer traumatisiert und haben keine Schulbildung. Das ist an der Situation schlicht und einfach vorbeigeplant“, stellt Amelie Weinert fest. Die ehemalige Pforzheimer Studentin weiß, wovon sie spricht. Sie ist selbst Patin einer afghanischen Familie, die sie intensiv betreute. Nach einer sechsjährigen Flucht lebt die Familie heute im baden-württembergischen Mühlacker.

    Für die inhaltliche Gestaltung hat die Designerin viele der vorhandenen Lehr- und Lernmittel ausprobiert und sich bewusst für eine andere Herangehensweise entschieden: „Mit meinem Ordner findet der Austausch auf Augenhöhe statt, ich vermeide konsequent die Lehrer- und Schülerrolle“, sagt die 25-Jährige. Das Lernen mit dem Ordner geschieht beiläufig über den Austausch der eigenen Kultur, Wissen wird spielerisch vermittelt – und ganz nebenbei die Feinmotorik und die Schreibbewegung (Graphomotorik) geschult. Amelie Weinert integriert ein Würfelspiel in die Methodik, um das Zahlensystem zu erlernen. Sie arbeitet mit abziehbaren Stickern, die mit Illustrationen und Schrift versehen, auf die jeweiligen Gegenstände geklebt werden.

    Die Grafikerin arbeitet mit vielen Methoden, die aus einem anderen Umfeld bekannt sind. Sie sammelte diese Lern- und Arbeitsideen, arbeitete sie detailliert für Flüchtlinge um und entwickelte so ein passgenaues System. „Die Arbeitsweise entspricht der Lebenswelt und ist speziell für Erwachsene geeignet“, charakterisiert Amelie Weinert, die für „Mein Deutschland“ lange recherchierte. Sie hat ihre Aufgabe als Gestalterin ernst genommen: „Der Ordner verkörpert genau das, was Visuelle Kommunikation ausmacht: Menschen verständigen sich über visuelle Elemente und ohne lange Texte. Ich habe bestehende, bekannte Gestaltungen hinterfragt und einen neuen Weg gesucht, der es meiner Zielgruppe ermöglicht, sehr einfach zu verstehen und agieren.“ Aus diesem Grund arbeitet die Designerin mit Alltagsfotografien, illustrierte Gegenstände und erstellte Icons – sie kommt so ohne die bisher übliche Bleiwüste aus.

    Der Ordner besteht aus sechs Kapiteln, die die wichtigsten Punkte beim Kennenlernen thematisieren: Woher komme ich? Wie ist Deutschland? Welche Schrift verwenden wir? Was ist in unserer Kultur wichtig? Amelie Weinert hofft, „dass die Methode in der Flüchtlingshilfe Einsatz findet.“ „Mein Deutschland“ könnte den Start vieler Flüchtlinge in Deutschland erleichtern und bietet den Helfern neue Möglichkeiten.


    Bilder

    Fotos statt Bleiwüste: Amelie Weinert arbeitet mit Alltagsfotografien, um Deutschland und seine Kultur näher zu bringen
    Fotos statt Bleiwüste: Amelie Weinert arbeitet mit Alltagsfotografien, um Deutschland und seine Kult ...
    Hochschule Pforzheim
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    Im Kapitel "Hobbies" hat Kim Weinert Sticker illustriert, über die sich Flüchtling und Betreuer leicht verständigen können
    Im Kapitel "Hobbies" hat Kim Weinert Sticker illustriert, über die sich Flüchtling und Betreuer leic ...
    Hochschule Pforzheim
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Fotos statt Bleiwüste: Amelie Weinert arbeitet mit Alltagsfotografien, um Deutschland und seine Kultur näher zu bringen


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    Im Kapitel "Hobbies" hat Kim Weinert Sticker illustriert, über die sich Flüchtling und Betreuer leicht verständigen können


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