Bremen/Berlin – Alternative Heilverfahren werden auch in der Rheuma-Therapie von den Patienten häufig nachgefragt. Um sie sinnvoll in die medizinische Versorgung der Betroffenen einbeziehen zu können, ist jedoch eine kritische Gewichtung nötig. Denn es gibt auch einige „schwarze Schafe“ auf dem Markt. Die Wirksamkeit einer ganzen Reihe komplementärer Methoden ist aber inzwischen wissenschaftlich belegt. Welche Verfahren helfen und wovon man lieber die Finger lassen sollte, darüber informieren Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) vor ihrer Jahrestagung am 26. August 2015 auf einer Pressekonferenz in Berlin.
Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (RA). „Neben der medikamentösen Therapie fragen uns diese Patienten immer häufiger nach Verfahren der Naturheilkunde und Komplementärmedizin“, sagt Professor Dr. med. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus in Berlin.
„Am häufigsten wenden wir derzeit die Fastentherapie bei RA an“, so Michalsen, dessen Übersichtsarbeit zu Naturheilverfahren und Rheuma in Kürze in der Fachzeitschrift „Der Rheumatologe“ erscheinen wird. Denn sogenanntes Heilfasten unterstützt nachweislich die medikamentöse Therapie entzündlicher Prozesse. Voraussetzung ist eine Fastendauer von sieben bis zehn Tagen etwa einmal pro Jahr. Ob auch kürzere Fastenzeiten oder Intervallfasten an ein oder zwei Tagen pro Woche ausreichend sind, ist derzeit Thema mehrerer Studien.
Einige Ärzte empfehlen pflanzliche Mittel wie Ingwer, Grünen Tee, Granatapfel, Walnüsse oder Leinsamen. „Grundlagenstudien zeigen zwar entzündungshemmende Effekte für diese Nahrungsmittel, aber bei RA konnte die Wirksamkeit bisher nicht belegt werden“, so Michalsen. Nebenwirkungen bei Langzeitgebrauch wurden aber nicht geprüft. Die Studien zeigen einen milden Effekt für Borretsch- und Nachtkerzenöl und für Katzenkralle. Für eine asiatische Pflanze, die Wilfords 3-Flügelfrucht, liegen gute Daten für deren Wirksamkeit bei RA vor. Allerdings hat diese Pflanze auch erhebliche Nebenwirkungen. Auch bei anderen chinesischen Kräutern rät Michalsen zur Vorsicht. Denn oftmals ist die Qualität der Arzneipflanzen nicht gesichert. Ein früherer Skandal mit Nierenschädigungen durch chinesische Kräuter in Belgien war jedoch durch eine Verwechslung von Pflanzennamen bedingt.
Ebenso zurückhaltend bewertet Michalsen die Homöopathie aufgrund mangelnder Beweise. Nebenwirkungen seien hier aber in der Regel nicht zu befürchten. Als Folge des Placebo-Effekts kann sie im Einzelfall die Schmerzen lindern.
Einen empirisch gut gestützten Stellenwert habe die Kneipp´sche Hydrotherapie. Dabei wirken Wechselbäder, kalte und warme Güsse oder Wickel schmerzlindernd. „Patienten können Quarkwickel und Essigumschläge zur Kühlung anwenden, Bockshornklee oder Bienenwachs zur Wärmetherapie“, so Michalsen. Auch mit der sogenannten Mind-Body-Medizin lassen sich Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität verbessern. Im Mittelpunkt stehen Stressreduktion, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen wie Yoga oder Tai Chi. „Allein, dass Betroffene sich selbstwirksam mit ihrem Körper beschäftigen, führt oft zu einem gesünderen Lebensstil“, erläutert der Internist. Es liegen jedoch bislang nur Daten aus ersten kleineren randomisierten Studien vor.
Wie gut oder nicht diese und andere Verfahren, wie Ayurveda, Blutegeltherapie, Akupunktur, Bioresonanztherapien, Schüßler-Salze oder Kinesiologie bei RA, aber auch bei Arthrose Fibromyalgie oder Spondylitis tatsächlich wirken, wird Michalsen auf der DGRh-Pressekonferenz am 26. August um 11 Uhr, im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin ausführen.
Quellen:
Georgi J. „Phytotherapie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen – ist für alles ein Kraut gewachsen?“ Aktuelle Rheumatologie 2015, efirst, DOI: 10.1055/s-00000005
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0035-154886...
Muller H et al. „Fasting followed by vegetarian diet in patients with rheumatoid arthritis: a systematic review” Scandinavian journal of rheumatology. 2001;30:1-10.
Cramer H et al. „Yoga for rheumatic diseases: a systematic review” Rheumatology (Oxford) 2013;52:2025-30
Pradhan EK et al. „Effect of Mindfulness-Based Stress Reduction in rheumatoid arthritis patients” Arthritis and rheumatism. 2007;57:1134-42.
Furst DE et al. “Double-blind, randomized, controlled, pilot study comparing classic ayurvedic medicine, methotrexate, and their combination in rheumatoid arthritis” Journal of clinical rheumatology: practical reports on rheumatic & musculoskeletal diseases. 2011;17:185-92.
Reed GW et al. “Treatment of Rheumatoid Arthritis with Marine and Botanical Oils: An 18-Month, Randomized and Double-Blind Trial” Evid Based Complement Alternat Med 2014; 857456
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Programm zur Vorab-Pressekonferenz
Termin: Mittwoch, 26. August 2015, 11 bis 12 Uhr
Ort: Raum 1, Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Berlin
Vorläufige Themen und Referenten:
++Mehr als nur ein Hautproblem: Schuppenflechte betrifft auch Gelenke und Organe – welche neuen Therapien helfen?
Professor Dr. med. Jens Gert Kuipers, Tagungspräsident DGRh, Chefarzt der Klinik für internistische Rheumatologie am Roten Kreuz Krankenhaus Bremen
++Kinderrheumatologen geben Entwarnung: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch gentechnisch hergestellte Medikamente - immer weniger Folgeschäden
Professor Dr. med. Kirsten Minden, Vorstandsmitglied der GKJR, Stiftungsprofessorin der Rheumastiftung, Kinderrheumatologin an der Universitäts-Kinderklinik, Charité, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Leiterin der AG Kinder- und Jugendrheumatologie am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), Berlin
++Arthroseforschung – Was gibt es Neues?
Dr. med. Ingo Arnold, Tagungspräsident DGORh, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und operative Rheumatologie im Rotes Kreuz Krankenhaus, Bremen
++Komplementäre Medizin gegen Rheuma – Alles Unsinn? Was funktioniert wirklich?
Professor Dr. med. Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin
++Frühe Rheuma-Therapie wirkt am besten: So bringen Ärzte und Patienten die Gelenkentzündung zum Stillstand
Professor Dr. med. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Berlin
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Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
Kongress-Pressestelle
Kathrin Gießelmann/Stefanie Schweigert
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-981/-649
Fax: 0711 8931-167
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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