Spätestens mit der Bedrohung der Weltkulturerbstätten und der Niederbrennung des Ahmed-Baba-Zentrums in Timbuktu, bei der ein Teil alter westafrikanischer Manuskripte von unschätzbarem Wert im Zuge des Konflikts in Nordmali zerstört wurden, ist die Frage nach der Erhaltung dieser Wissensschätze in das Blickfeld der Weltöffentlichkeit geraten. Doch welche Maßnahmen können ergriffen werden und welche Probleme stellen sich bei dieser Aufgabe? Wie können bisherige Probleme gelöst und wie kann ein zukünftiger Handlungsplan aussehen? Am 9. und 10. September stellt sich ein Workshop am Berliner ZMO diesen Fragen mit Blick auf die reichen Bestände handschriftlicher Manuskripte in Mauretanien.
Mauretanien beherbergt in über 800 privaten Familienbibliotheken Schätzungen zufolge mehr als 30.000 handschriftliche Manuskripte. Ein Großteil dieser Texte behandelt religiöse Themen und zwar überwiegend in Form von klassischer islamischer Kommentarliteratur, außerdem Texte zu medizinischen, astronomischen, literarischen und historischen Inhalten. Darüber hinaus werden in den Bibliotheken persönliche Familiendokumente und Kaufverträge aufbewahrt. Sie stellen einen wichtigen Bestandteil des kulturellen Vermächtnisses des Sahara-Sahel-Raumes dar. Gemeinsam mit Südmarokko, Südalgerien, Südlibyen, Mali, Senegal, Burkina Faso, Guinea, Niger, Nordnigeria, Tschad und Darfur (Sudan) ist durch die Einsatzbereitschaft miteinander vernetzter, muslimischer Gelehrter und Händler ein Zeugnis einer uns bis heute noch nicht in ihrer Gesamtheit erschlossenen Geschichte entstanden.
Je nach Engagement der hier beteiligten Nationalstaaten ist dieses Wissenserbe in verschiedenem Maße bedroht. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für den Bestand in Mauretanien, der bereits durch seine Größe und die enorme Vielfältigkeit der hier lagernden schriftlichen Quellen auf dem afrikanischen Kontinent eine Ausnahmestellung einnimmt.
In Kooperation mit der Jutta Vogel Stiftung und der Staatsbibliothek zu Berlin findet am 9. und 10. September ein Workshop am ZMO statt, der bisherige Maßnahmen zum Handschriftenerhalt in Mauretanien kritisch beleuchten und einen realisierbaren Plan für zukünftige Maßnahmen entwickeln wird, der dann bis Juni 2016 publiziert werden soll. Bisherige Probleme sollen gemeinsam definiert und Problemlösungen angedacht werden. Die Einbindung verschiedener Kompetenzgruppen in diesen Prozess soll das Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren stärken, um zu verhindern, dass zukünftige Maßnahmen nur partiell umgesetzt werden. Statt unabhängig voneinander stattfindenden Einzelaktionen soll ein gesamthaftes Handlungspaket formuliert werden, welches danach potentiellen Geldgebern vorgelegt werden kann. Außerdem sollen vorhandene Kompetenzen genutzt und Synergien erzeugt werden, aus denen ein realisierbarer Handlungsplan mit unmittelbaren und längerfristigen Zielsetzungen zum dauerhaften Erhalt der Handschriften Mauretaniens entwickelt werden kann.
Der Workshop hat somit das Potential einen entscheidenden Schritt zum Erhalt der vom Zerfall gefährdeten Handschriften in Mauretanien darzustellen.
http://www.zmo.de
http://www.zmo.de/veranstaltungen/2015/Workshop_manuscrits_Mauritanie3007.pdf
http://www.jutta-vogel-stiftung.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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