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06.08.2015 12:12

Kinderchirurgen des Dresdner Uniklinikums operieren kirgisischen Jungen auf eigene Kosten

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

    Ärzte und Pflegende der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden haben dem fünfjährigen Timur ein großes Stück Lebensqualität geben: Der Kirgise kam ohne Öffnung des Enddarms am Po zur Welt und konnte in seinem Land lediglich mit einem künstlichen Darmausgang versorgt werden. Nach zwei Operationen, deren Kosten die Ärzte der Kinderchirurgie zum großen Teil selbst übernahmen, kann der Junge nun zum ersten Mal in seinem Leben ganz normal auf die Toilette gehen.

    Unterstützt wurden die Ärzte bei dieser humanitären Hilfsaktion von der Stiftung Hochschulmedizin Dresden, dem Vorstand des Dresdner Uniklinikums sowie dem Verein Friedensdorf International, der Timur zur medizinischen Behandlung nach Deutschland geholt hat.Nach aufwändigen Voruntersuchungen, den Operationen und ersten Toilettentrainings wird der Fünfjährige heute aus dem Dresdner Uniklinikum entlassen. Die weitere Behandlung erfolgt am Sitz des Friedensdorf e.V., bevor er in seine Heimat zurückgeflogen wird.

    „Es war uns ein Herzenswunsch, Timur mit der Operation ein normales Leben zu ermöglichen. Wir haben an unserer Klinik die Expertise und die notwendigen Mittel für eine erfolgreiche Behandlung, da sollte es nicht am Geld scheitern“, sagt Prof. Guido Fitze, Direktor der Klinik für Kinderchirurgie, der den Jungen gemeinsam mit Oberarzt Dr. Christian Kruppa operiert hat. Um die OPs und die weitere Versorgung zu finanzieren, verzichtete ein Großteil der Kinderchirurgen auf eine klinikinterne Umlage, so dass ein fünfstelliger Euro-Betrag zusammenkam, über den die Stiftung Hochschulmedizin Dresden einen Großteil der Behandlungskosten finanziert. Ein Drittel der Kosten übernimmt das Klinikum direkt. Die besondere Herausforderung bei der operativen Korrektur bestand darin, dass Timur nach der Geburt im Rahmen einer Not-OP lediglich einen künstlichen Darmausgang erhielt: Dieser wurde nötig, weil bei dem Jungen der Anus nicht ausgebildet war, so dass die kirgisischen Chirurgen den Dickdarm auf die Bauchdecke verlegen mussten. Der Stuhlgang des Jungen wurde deshalb in einem Beutel aufgefangen. Das beeinträchtigte die Lebensqualität des quirligen Kirgisen.

    Auf solche Eingriffe spezialisierte Krankenhäuser – in Deutschland sind dies etwa 15 Kliniken – versorgen Kinder mit fehlendem Darmausgang unmittelbar nach der Geburt mit einem korrigierenden Eingriff. Nur wenn es der körperliche Zustand nicht zulässt oder die Fehlbildung besonders schwer ist, erhalten die Kinder einen künstlichen Darmausgang. Ein möglichst früher korrigierender Eingriff hat den Vorteil, dass sich Nervensystem und Muskulatur frühzeitig an die Abläufe einer Darmentleerung gewöhnen. Dass Timur über fünf Jahre mit dem künstlichen Darmausgang lebte, stellte für die Kinderchirurgen eine zusätzliche Herausforderung dar. Doch der Kirgise brachte gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche OP mit: Die umfangreichen Voruntersuchungen – unter anderem eine Magnetresonanztomographie und Funktionstests der Muskeln – stimmten die Dresdner Spezialisten optimistisch. Die Anlage des Enddarms und der Muskeln ist bei Timur so gut angelegt, dass der operativen Rekonstruktion des Anus nichts im Wege stand. „Timur hat sich nach der zweiten Operation gut entwickelt. Er lernt nun den Stuhl zu halten und auf die Toilette zu gehen“, sagt Dr. Kruppa. Die weitere Versorgung des Jungen kann deshalb am Hauptsitz des Friedensdorf e.V. erfolgen.

    „Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, die durch ihr privates Engagement dem kleinen Timur eine Behandlung am Uniklinikum ermöglichten. Zwei komplizierte Operationen hat er bei uns überstanden und es ist uns eine Freude, ihn jetzt wieder zu seiner Familie zurückzubringen“, sagt Wilfried Winzer, Kaufmännischer Vorstand des Uniklinikums.

    Hintergrundinformation Analatresie
    Jedes 3.000. bis 5.000. Neugeborene kommt ohne die normale Öffnung des Enddarms am Po zur Welt – das sind jährlich 130 bis 250 Analatresie-Fälle pro Jahr in Deutschland. Die auf komplexe Darm-Operationen spezialisierte Klinik für Kinderchirurgie am Dresdner Uniklinikum ist eine von bundesweit etwa 15 Einrichtungen, die diese Fehlbildungen korrigiert – dabei versorgen die Dresdner Spezialisten jährlich bis zu zwölf Babys mit Analatresie. Nach der operativen Korrektur ist eine spezialisierte kinderchirurgische Nachbetreuung erforderlich. Ziel ist die bestmögliche Kontrolle des Stuhlganges und das Vermeiden von Verstopfungen, deren Ursachen eine Enge des neu angelegten Anus oder aber eine nervlich bedingte Transportstörung im Dickdarm sein kann.

    Weitere Informationen
    www.uniklinikum-dresden.de/kch
    www.friedensdorf.de
    www.stiftung-hochschulmedizin.de

    Kontakt
    Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie
    Direktor: Prof. Dr. med. Guido Fitze
    Tel.: 0351 458 38 00
    E-Mail: kinderchirurgie@uniklinikum-dresden.de


    Bilder

    Nicht nur Kinderchirurgin Dr. Frauke Schwier (links) und Schwester Insa (rechts) haben Timur während des mehrwöchigen Klinikaufenthalts in ihr Herz geschlossen.
    Nicht nur Kinderchirurgin Dr. Frauke Schwier (links) und Schwester Insa (rechts) haben Timur während ...
    Foto: Uniklinikum Dresden/Thomas Albrecht
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    Timur genoss die Sommertage auf dem Spielplatz des Uniklinikums.
    Timur genoss die Sommertage auf dem Spielplatz des Uniklinikums.
    Foto: Uniklinikum Dresden/Thomas Albrecht
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Nicht nur Kinderchirurgin Dr. Frauke Schwier (links) und Schwester Insa (rechts) haben Timur während des mehrwöchigen Klinikaufenthalts in ihr Herz geschlossen.


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    Timur genoss die Sommertage auf dem Spielplatz des Uniklinikums.


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