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16.05.2003 10:41

Sanfte Männchen haben mehr Erfolg

Josef Zens Unternehmenskommunikaton des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Aus dem Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung: Überraschende Studie zum Paarungsverhalten von Hyänen

    Softies kommen bei Frauen eher zum Zuge als knallharte Machos. Während sich Expertinnen und Experten in einschlägigen Frauen- ebenso wie in Männerzeitschriften noch über diese Hypothese streiten, kommt jetzt aus der Verhaltensbiologie ein eindrucksvoller Beleg dafür. Marion East vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin hat nachgewiesen, dass sanfte Männchen weit mehr Paarungserfolge haben als ihre aggressiveren Geschlechtsgenossen. Das Studienobjekt der britischstämmigen Berlinerin: Tüpfelhyänen in der Serengeti. Schon seit längerem ist bekannt, dass Hyänen bei weitem nicht so aggressiv sind wie lange Zeit vermutet. Nicht zuletzt die Arbeiten aus dem IZW haben zu dieser Erkenntnis beigetragen.

    Marion East hat bei den Tüpfelhyänen in Tanzania, die in hochkomplexen Clans unter weiblicher Dominanz organisiert sind, sexuelle Konflikte beobachtet und analysiert. Sie berichtet darüber in der angesehenen Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B, herausgegeben von der Londoner Royal Society. Der Forscherin zufolge zeugten jene Männchen mehr Nachwuchs, die sich mit Freundlichkeit den Weibchen näherten.

    Wie aber sieht Freundlichkeit bei Hyänen aus? "Das kann man sich vorstellen wie bei Hunden", erläutert Marion East: Die Tiere beschnüffeln sich und lecken einander. Aggressive Männchen dagegen näherten sich den Weibchen, indem sie sie ansprangen und nach ihnen schnappten. Es kam auch zu Begattungsversuchen mit unwilligen Weibchen und zu heftigen Beißattacken. Die Studie zeigte: Keinem der extrem aggressiven Männchen gelang es, Nachwuchs zu zeugen. Ganz anders dagegen bei den freundlichen Männchen. Sie hatten Erfolg bei den Annäherungsversuchen, und zwar umso mehr, je länger sie schon beim Clan waren.

    Als Nachweismethode nutzte das internationale Forscherteam um Marion East eine Gendatenbank, in der sie einen Großteil der drei untersuchten Hyänenclans erfasst hatten. In der Datenbank hatten sie das genetische Profil von rund 130 erwachsenen Tieren und von 236 Hyänenjungen. Von den kleinen Hyänen gewannen die Experten DNA-Proben, indem sie Haarproben analysierten. "Wir sammelten Haare, um die Tiere so wenig wie möglich zu belästigen", erläutert Marion East. Ein Teil der Beobachtungen reicht bis in das Jahr 1987 zurück.

    "Die Studie zeigt, welch enormes Ausmaß an ,sexueller Politik' zwischen den Mitgliedern des großen Hyänenclans betrieben wird", sagt Marion East. Und im Gegensatz zu den Ansichten früherer Verhaltensforscher bevorzugen die Weibchen gerade nicht die dominanten Männchen. Um sich unerwünschter Avancen zu erwehren, nutzten die Hyäninnen ausgeklügelte Taktiken. So täuschten sie Fruchtbarkeit vor oder ließen sich von mehreren Männchen begatten. Dies geschieht vermutlich auch um zu verhindern, dass die aggressiveren Freier später die Jungen töten, die nicht von ihnen stammen.

    Quelle: Marion East et al.: "Sexual conflicts in spotted hyenas: male and female mating tactics and their reproductive outcome with respect to age, social status and tenure" in Proceedings of the The Royal Society B. (Das Journal im Internet: http://www.pubs.royalsoc.ac.uk/topframeprob.htm)

    Ansprechpartner: Dr. Marion East, Institut für Zoo- und Wildtierforschung,
    Telefon: 030 / 51 68-709 (Interviews auf Englisch; east@izw-berlin.de),
    Dr. Oliver Höner, 030 / 5168-701 (hoener@izw-berlin.de)

    Das IZW forscht in den Bereichen Evolutionsbiologie und -ökologie, Wildtiermedizin sowie Reproduktionsbiologie. Die Experten untersuchen Säugetiere und Vögel in ihren Wechselbeziehungen mit Mensch und biotischer wie abiotischer Umwelt (Habitat, Nahrung, Pathogene und Prädatoren). Hauptziel ist die Erforschung der Anpassungsleistungen und -grenzen größerer Wildtiere und ihrer Rolle in naturnahen und kulturnahen Ökosystemen. Schwerpunktregionen sind Mitteleuropa, Ostasien, Ost- und südliches Afrika. Das Institut legt besonderen Wert auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Biologen und Veterinärmedizinern und setzt seine Forschungsziele durch Kooperationsprojekte mit Schutzgebieten und Zoos in Europa, Afrika und Nordamerika um. Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es hat knapp hundert Mitarbeiter und einen Etat von mehr als vier Millionen Euro.

    Der Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB) ist Träger von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Berlin, die alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen.

    Diese Pressemitteilung ist auch von den Seiten des Forschungsverbundes herunterzuladen: http://www.fv-berlin.de


    Weitere Informationen:

    http://www.pubs.royalsoc.ac.uk/topframeprob.htm
    http://www.fv-berlin.de/news/28hyaenen.htm
    http://www.izw-berlin.de
    http://www.fv-berlin.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Psychologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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