idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.08.2015 09:35

Wo man hinschaut: Mammutfunde - Maximale Mammutverbreitung während der letzten Eiszeit

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Frankfurt, den 17.08.2015. Eiszeitpaläontologe Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke von der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar hat die maximale geographische Verbreitung der Fellmammute während der letzten Eiszeit erfasst und die weltweit genaueste Karte zu diesem Thema veröffentlicht. Insgesamt besiedelten die eiszeitlichen Dickhäuter eine Fläche von 33.301.000 Quadratkilometern. Sie können damit als erfolgreichste Großsäugetiere dieser Epoche bezeichnet werden. Als limitierende Faktoren bei der Ausbreitung werden in der kürzlich im Fachjournal „Quaternary International“ veröffentlichten Studie sowohl klimagesteuerte, als auch klimaunabhängige Einflüsse ermittelt.

    Mammute sind die Symbolfiguren für die Eiszeit – diesen Status haben die zotteligen Rüsseltiere nun auch wissenschaftlich bestätigt. „Die aktuellen Forschungsergebnisse belegen, dass Mammute während der letzten Eiszeit die räumlich am weitesten verbreiteten Großsäuger waren und zu Recht als eiszeitliche Charaktertiere gelten“, erklärt Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke, Eiszeitforscher der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar.
    Kahlke hat die Verbreitung der Mammute während der letzten Eiszeit, der Zeit zwischen etwa 110.000 und 12.000 Jahren vor heute, in einer Weltkarte zusammengefasst. Insgesamt kommt der Weimarer Paläontologe auf eine Fläche von 33.301.000 Quadratkilometer, über die die Großsäugetiere verbreitet waren – fast das 100fache der heutigen Fläche Deutschlands. Von Portugal im Südwesten über Mittel- und Osteuropa, die Mongolei, Nordchina, Südkorea und Japan bis nach Nordost-Sibirien, weiter bis zum amerikanischen Mittelwesten und Ost-Kanada, von den Schelfregionen des arktischen Ozeans und Nordwest-Europa bis auf den Grund der heutigen Adria und zu den Gebirgen der Krim: Überall wurden fossile Reste der Fellmammute entdeckt!

    „Wir haben die berechnete Verbreitungsfläche auf die damalige reale Landoberfläche bezogen und so die bisher exakteste Karte zu den weltweiten Lebensräumen der Fellmammute erarbeitet“, erklärt Kahlke und ergänzt: „Solche detaillierten Kenntnisse über die Verbreitungsgebiete gibt es selbst für zahlreiche heute lebende Tierarten nicht.“

    Grundlage für die entstandene Karte ist die jahrzehntelange Bestandsaufnahme tausender Fundstellen auf drei Kontinenten. „Auch Fundstellen unter Wasser, vor der nordamerikanischen Atlantikküste und der Nordsee, wurden berücksichtigt. Diese Gebiete waren während der Eiszeit durch die niedrigeren Meeresspiegelstände – große Wassermengen der Erde waren in den Gletschern gebunden – trocken gefallen und wurden ebenfalls von Mammuthus primigenius besiedelt“, berichtet Kahlke.

    Einzig der eiszeitliche Bison (Bison priscus) brachte es auf eine ähnlich weite Verbreitung wie die Mammute. Kahlke hierzu: „Die Bisons waren deutlich vielgestaltiger als die Fellmammute. Offenbar war die Toleranz der Mammute gegenüber verschiedenen Umweltfaktoren höher und sie konnten sich in durchaus unterschiedlichen Offenlandschaften ebenfalls sehr erfolgreich behaupten.“

    Doch auch bei den haarigen Dickhäutern gab es einige Faktoren, die die Ausbreitung limitierten: Gletscher, Gebirgsketten, Halbwüsten und Wüsten, aber auch Veränderungen des Meeresspiegels oder Wechsel in der Vegetation begrenzten die Verbreitung der Mammute. „Die Analyse dieser einschränkenden Faktoren ist nützlich, um die Verbreitung von fossilen Tierarten und deren Aussterben – wie bei den Mammuten zum Ende der letzten Eiszeit – zu verstehen. Zudem helfen uns die Daten aktuelle Veränderungen der Verbreitungsräume heutiger Tierarten zu begreifen“, fasst Kahlke zusammen.

    Kontakt
    Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke
    Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie
    Tel. 03643- 493093330
    rdkahlke@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Kahlke, R.-D., The maximum geographic extension of Late Pleistocene Mammuthus primigenius (Proboscidea,
    Mammalia) and its limiting factors, Quaternary International (2015), http://dx.doi.org/10.1016/j.quaint.2015.03.023


    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.


    Bilder

    Kompletter linker Stoßzahn eines eiszeitlichen Fellmammuts (Mammuthus primigenius) aus der Sibirischen Arktis der Tajmyr-Halbinsel.
    Kompletter linker Stoßzahn eines eiszeitlichen Fellmammuts (Mammuthus primigenius) aus der Sibirisch ...
    © R.-D. Kahlke/ Senckenberg Weimar
    None

    Der sibirische Permafrostboden enthält die am besten überlieferten Mammutfunde der Welt. Ein frisch entdeckter Stoßzahn wird zur Untersuchung abtransportiert.
    Der sibirische Permafrostboden enthält die am besten überlieferten Mammutfunde der Welt. Ein frisch ...
    © R.-D. Kahlke/ Senckenberg Weimar
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Kompletter linker Stoßzahn eines eiszeitlichen Fellmammuts (Mammuthus primigenius) aus der Sibirischen Arktis der Tajmyr-Halbinsel.


    Zum Download

    x

    Der sibirische Permafrostboden enthält die am besten überlieferten Mammutfunde der Welt. Ein frisch entdeckter Stoßzahn wird zur Untersuchung abtransportiert.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).