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20.08.2015 14:55

Zu laut, zu grell, zu viel – Hochsensible im Zentrum der Forschung an der Jacobs University

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

    Das Wort „sensibel” wird im Duden als „besonders feinfühlig, empfindsam”, aber auch als „heikel” umschrieben. Ähnlich zweischneidig werden oft sensible Menschen beurteilt, als zwar feinsinnige und gerne auch als übertrieben empfindliche Zeitgenossen. Doch wer sich schnell überwältigt fühlt von hellen Lichtern oder starken Gerüchen, leicht überfordert von allgegenwärtigem Multitasking und tief bewegt von Bildern oder Musikstücken, ist vielleicht mehr als nur sensibel. Er – oder sie – ist vielleicht hochsensibel.

    „Hochsensibilität” steht nicht im Duden und ist kein wissenschaftlich definierter Begriff. Das zu ändern, ist eines der Ziele von Margrit Schreier. Sie ist Psychologin und Professorin an der Jacobs University und selbst hochsensibel. „Um dem Thema mehr Anerkennung und den Betroffenen mehr Verständnis und Hilfe zu verschaffen, müssen wir das Phänomen zunächst klar definieren”, erklärt Schreier. Deshalb arbeitet sie an einem optimierten Fragebogen zur Erfassung von Hochsensibilität.

    „Etwa ein Fünftel aller Menschen sind vermutlich hochsensibel”, sagt Schreier. Sie nehmen Sinnesreize schneller und intensiver wahr als andere Menschen. Geräusche sind lauter, Farben greller, Gerüche intensiver oder Berührungen stärker. Das hat zwei ganz unterschiedliche Folgen. Einerseits kann es leicht zu einer Überreizung und Überforderung kommen. Betroffene sind schnell erschöpft und ziehen sich zurück. Andererseits schauen Hochsensible genauer hin und können sich hervorragend in andere einfühlen. „Den Begriff der Hochsensibilität gibt es seit etwa 20 Jahren”, so Schreier. „Bislang ist er vor allem in der Ratgeberliteratur vertreten, da allerdings sehr stark. Daran zeigt sich das große Interesse der Öffentlichkeit und der große Bedarf an einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas.”

    Ein Teilaspekt von Hochsensibilität interessiert Margrit Schreier ganz besonders: Der Zusammenhang mit Umwelterkrankungen. Dazu gehören beispielsweise Unverträglichkeiten gegenüber Zigarettenrauch, Parfum oder Kosmetika. „Kaum jemand arbeitet bisher an diesem Thema”, erklärt Schreier. Dabei gibt es klare Hinweise, dass manche Aspekte der Hochsensibilität häufig mit Umweltkrankheiten einhergehen. „Die Wahrscheinlichkeit, an einer Umwelterkrankung zu leiden, ist bei Hochsensiblen deutlich höher als bei anderen Menschen.” Gemeinsam mit ihrer jungen Kollegin Evgenia Samoilova spürt Schreier diesem Zusammenhang nun genauer nach. Noch im Laufe dieses Jahres wollen die beiden Forscherinnen erste Ergebnisse veröffentlichen.

    Doch nicht nur die Schwierigkeiten, die häufig mit Hochsensibilität einhergehen, sind Gegenstand der Forschung an der Jacobs University. „Es gibt auch zahlreiche positive Aspekte”, betont Schreier. „Hochsensible sind Reizen und feinen Unterschieden gegenüber sehr offen. Manche Betroffene können das durchaus genießen. Sie können Natur intensiv erleben und in Kunstwerken versinken. Und Hochsensible sind sehr mitfühlend.” Entscheidend, ob die besondere Begabung eher als Fluch oder als Segen wahrgenommen wird, ist vor allem das Umfeld der Betroffenen. „Oft hilft es schon, wenn man dem Kind einen Namen geben kann und nicht mehr als Prinzessin auf der Erbse empfunden wird“, erklärt die Forscherin. „Ich selbst empfinde meine Hochsensibilität als Bürde und Geschenk gleichermaßen.”

    Weitere Informationen unter: http://mschreier.user.jacobs-university.de/

    Fragen beantwortet:
    Prof. Dr. Margrit Schreier | Professorin für empirische Forschungsmethoden
    m.schreier@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3406


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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