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26.08.2015 09:19

UDE-Report zur Einkommensungleichheit in Deutschland: Mittelschicht unter Druck

Katrin Koster Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Die Einkommensunterschiede in Deutschland haben in den letzten 20 Jahren stärker als in vielen anderen europäischen Ländern zugenommen. Nur noch 48 Prozent der Haushalte erzielten 2013 ein mittleres Markteinkommen (60 bis 200% des Medianeinkommens), gut acht Prozent weniger als im Jahre 1992. Der Sozialstaat hat die wachsende Ungleichheit nur zum Teil auffangen können. Gerechnet nach Steuern, Sozialabgaben und Sozialtransfers schrumpfte der Anteil der Mittelschicht von 83 Prozent im Jahre 2000 auf knapp 78 Prozent im Jahre 2013. Das zeigt ein aktueller Report aus dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

    „Auch die Arbeitszeiten in Deutschland sind in den letzten Jahren zunehmend ungleich verteilt, außerdem expandierten der Niedriglohnsektor und prekäre Beschäftigungsformen“, erklären die IAQ-Forscher Prof. Dr. Gerhard Bosch und Dr. Thorsten Kalina diesen Rückgang. Denn die oberen Einkommensklassen haben nicht nur mehr Verdienst, sondern auch mehr Verdiener und deutlich längere Arbeitszeiten. Je höher das Einkommen, desto mehr bezahlte Arbeitsstunden leisten alle Haushaltsmitglieder. Die Arbeitszeit-Kluft zwischen den Schichten hat sich in den letzten 20 Jahren vergrößert und damit auch die Ungleichheit.

    Immer weniger Haushalte der Unterschicht und der unteren Mittelschicht können von ihren Arbeitseinkünften leben. Unter ihnen gibt es vermehrt Singles und oft nur geringe Erwerbstätigkeit. In vielen Branchen haben sie meist nur noch Zugang zu Minijobs und kurzer Teilzeitarbeit, hinzu kommt das deutlich höhere Niedriglohnrisiko: Mittlerweile arbeiten fast zwei von drei Beschäftigten aus der Unterschicht im Niedriglohnsektor.

    „Wichtigstes Ziel muss es sein, die Ungleichheit bei den Markteinkommen zu verringern. Der neue Mindestlohn muss durch eine Erhöhung der Tarifbindung ergänzt werden“, fordern Bosch und Kalina. Zudem müssten aber auch die Beschäftigungschancen der Haushaltsmitglieder aus den unteren Einkommensschichten verbessert und ihre Arbeitszeiten ausgeweitet werden. „Die Fehlanreize für Beschäftigte, nur kurz zu arbeiten, und für Unternehmen, nur Minijobs anzubieten, müssen beseitigt werden!“ Die Anreize für Unternehmen liegen nach Einschätzung der Forscher vor allem darin, dass die gesetzlichen Mindeststandards nicht eingehalten werden – die meisten Minijobber erhalten nicht die ihnen zustehenden Urlaubs-, Feier- oder Krankheitstage bezahlt.

    Hinweis für die Redaktion:
    Eine Abbildung (Bildnachweis: IAQ) stellen wir Ihnen unter folgendem Link zur Verfügung: http://www.uni-due.de/de/presse/pi_fotos.php Die Grafik zeigt: Personen nach Erwerbskonstellation im Haushalt und Einkommensschichten (verfügbares Haushaltsnettoeinkommen im Vorjahr, äquivalenzgewichtet) 2010 - 2012 in Prozent

    Weitere Informationen: http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/
    Prof. Dr. Gerhard Bosch, gerhard.bosch@uni-due.de, Tel. 0203/379-1827
    Dr. Thorsten Kalina, thorsten.kalina@uni-due.de, Tel. 0203/379-1352

    Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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