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30.08.2015 21:58

Wohl und Wehe des Spätmittelalters am Beispiel Augsburgs

Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Universität Augsburg

    Interdisziplinäre Tagung „Von Tegernsee nach Augsburg: Sankt Ulrich und Afra und der monastisch-urbane Umkreis im 15. Jahrhundert“ vom 23. bis zum 25. September 2015 in Wildbad Kreuth

    Augsburg/KW/KPP - Vom 23. bis zum 25. September 2015 treffen sich Landes-, Rechts-, Kultur- und Kunsthistoriker sowie Theologen, Germanisten und Musikwissenschaftler vorwiegend aus Bayern, u. a. aber auch aus Österreich und Italien in Wildbad Kreuth. Die Verhältnisse im (Land-)Kloster Tegernsee und im Augsburger (Stadt-)Kloster St. Ulrich und Afra vergleichend, befassen sie sich mit der benediktischen Melker Reform und ihren Wirkungen in der Krisenzeit des Spätmittelalters. Speziell soll es um die Frage gehen, wie sich die vorreformatorischen Reformen in Augsburg in lateinischer und deutscher Literatur, in Handschrift und Druck, in Musik und bildender Kunst, aber auch in der Theologie, der Juristerei und im Bildungswesen manifestiert haben.

    Im Spätmittelalter riefen Pest, Kriege und Kirchenkrise nach Abhilfe durch die Bildungs- und Machteliten der Epoche. Kirche und Landesherrschaften im Heiligen Römischen Reich überschrieben ihr - teilweise erfolgreiches - Krisenmanagement mit dem Schlagwort der "reformatio". Zu konkreten Reformen kam es schon bald nach dem Konstanzer Konzil (1414 - 1418) bei den großen Orden der Dominikaner, Franziskaner und Benediktiner: Der zunehmenden Verweltlichung beim Klerus in den Klöstern sollte Einhalt geboten werden. Von einer Rückbesinnung auf biblische Werte, auf Armut, Keuschheit, Gehorsam und verstärkte theologische Studien in den Klöstern versprach man sich Abhilfe zumindest in der Kirchenkrise. Die Gründung von Universitäten etwa in Wien und Ingolstadt, die für den Ordensklerus, aber auch für Laien und künftige Funktionsträger der Landesherrschaften eine akademisch fundierte Ausbildung boten, kam hinzu.

    Landkloster versus Stadtkloster

    Insbesondere von den Wiener Professoren wurde die sogenannte Melker Reform der Benediktiner massiv gefördert. Sie war Liturgiereform und Bildungsoffensive zugleich und betraf die Benediktinerklöster in Tegernsee und Augsburg gleichermaßen. „Anhand eines Vergleichs der Rezeption und der Folgen der Melker Reform im Landkloster Tegernsee einerseits und im Augsburger Stadtkloster St. Ulrich und Afra werden wir versuchen, die Gemengelage der spätmittelalterlichen Krise exemplarisch auszuleuchten“, erläutert der Augsburger Mittelaltergermanist Prof. Dr. Klaus Wolf, der die Tagung gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Gisela Drossbach vom Lehrstuhl für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte in Anknüpfung an das aktuelle Forschungsparadigma „Vorreformation“ konzipiert hat.

    „Als Untersuchungsobjekte“, so Wolf weiter, „bieten sich Tegernsee und das Augsburger Ulrichskloster in geradezu idealer Weise an: Sie gehörten beide zur Melker Observanz des Benediktinerordens und repräsentieren paradigmatisch Stadt und Land. Wie hat sich die Melker Reform hier wie - bzw. oder - dort auf die verschiedenen Gattungen und Disziplinen - darunter die Theologie, aber auch die Rechtswissenschaft - des lateinischen und deutschsprachigen Schrifttums ausgewirkt? Wie im Bereich der Buchmalerei, der Musik, der Liturgie?“

    Nicht zuletzt verspreche die Tagung auch neue Erkenntnisse zur Literaturgeschichte Bayerns, speziell zu derjenigen Schwabens bzw. Augsburgs. Im Gegensatz nämlich zum Kloster Tegernsee oder z. B. auch zu Nürnberg sei der literarische Ertrag der Melker Reform bzw. der Raudnitzer Reform, die die Augsburger Augustinerchorherrenstifte St. Georg und Heilig Kreuz betraf, kaum erforscht.

    Exemplarisch als wichtiges geistiges Zentrum des Heiligen Römischen Reichs

    „Ich gehe davon aus“, meint Wolf, „dass unsere Tagung Augsburg einmal mehr als wichtiges geistiges Zentrum des Heiligen Römischen Reichs ausweisen wird. Denn Augsburg als - nicht zuletzt ökonomisch - bedeutende Metropole stand im 15. Jahrhundert an vorderster Front bei der Bewältigung der politischen, sozialen und kirchlichen Krise des Spätmittelalters. Wohl und Wehe dieser krisenhaften Epoche lassen sich deshalb am Augsburger Paradigma in einer historischen Tiefenbohrung exemplarisch studieren.“
    _____________________

    Kontakt:

    Prof. Dr. Klaus Wolf
    Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit/Schwerpunkt Bayern
    Universität Augsburg
    Telefon: 0821/598-4638
    klaus.wolf@phil.uni-augsburg.d


    Weitere Informationen:

    http://idw-online.de/de/attachmentdata44987.pdf - Tagungsprogramm zum Download


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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