München – Computertomografien (CT) erhöhen das Krebsrisiko von Kindern – anders als bei Erwachsenen – deutlich. Moderner Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) bieten strahlenfreie und schonende Alternativen zu CT und Röntgen bei der Abklärung von Bauchschmerzen, Blinddarmentzündungen, Knochenbrüchen oder Unfallverletzungen. Welche neuen Möglichkeiten durch Ultraschall und MRT Kinderchirurgen heutzutage konkret bestehen und was Eltern darüber wissen sollten, ist ein Thema auf der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) am 4. September in München im Rahmen ihrer 53. Herbsttagung.
Bildgebende Verfahren sind für Kinderchirurgen ein unverzichtbares Instrument zur Diagnose von Erkrankungen. Doch die bewährten Methoden aus der Erwachsenenmedizin lassen sich nicht 1:1 auf Kinder übertragen – etwa die CT-Diagnostik nach einem Unfall. Denn die Strahlung am CT ist bis zu 400 Mal so hoch wie bei einer einfachen Röntgenaufnahme der Lunge oder eines Knochens. „Da die Knochen und Organe von Kindern noch wachsen, sind sie viel sensibler für Röntgenstrahlung“, sagt Professor Dr. Bernd Tillig, Präsident der DGKCH: „Studien zeigen, dass häufige Bestrahlung im Kindesalter das Risiko auf spätere Krebserkrankungen erhöht“. Idealerweise sollten deshalb bei Kindern so oft wie möglich Ultraschall und MRT zum Einsatz kommen, so der Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Vivantes, Berlin.
Beim Ultraschall profitieren Kinder zudem von ihren anatomischen Voraussetzungen. Durch ihre Zierlichkeit können Ultraschallwellen die Gewebe besser durchdringen, so dass im Regelfall eine deutlich bessere Auflösung und damit genauere Diagnostik möglich ist. „Moderne Ultraschallgeräte erreichen zunehmend höhere Schallfrequenzen bis zu 20 MHz und ermöglichen eine immer bessere Bildqualität“, erläutert Dr. Marc Steinborn, leitender Oberarzt der Kinderradiologie am Städtischen Klinikum München. Damit sei etwa die Diagnose von Darmerkrankungen wie einer Blinddarmentzündung mit einer sehr hohen Sicherheit möglich.
Zusätzlich können neuartige Anwendungen wie die Kontrastmittelsonographie dazu beitragen, CT-Untersuchungen zu ersetzen, etwa um die Durchblutung einzelner Organe zu kontrollieren, oder um nach Unfällen zu prüfen, ob Organe verletzt sind „Wie viele andere Medikamente auch, haben diese Kontrastmittel bisher jedoch keine gesonderte Zulassung für Kinder“, räumt Steinborn ein. Deshalb sei ihr Einsatz bisher noch begrenzt.
Die Beurteilung von Ultraschallbildern, MRT- und Röntgenaufnahmen von Kindern setzt viel klinische und radiologische Erfahrung voraus. Denn oft unterscheiden sich sowohl Krankheitsbilder als auch Normalbefunde von Erwachsenen und Kindern erheblich: „Was für ein Kind normal ist, kann bei einem Erwachsenen etwa auf einen Tumor hinweisen“, erläutert Kinderchirurg Tillig. „Optimal kindgerecht ist deshalb die Zusammenarbeit mit Kinderradiologen“, sagt Professor Tillig. „Leider fehlt hier der Nachwuchs, da es immer weniger Ausbildungsstätten gibt“, kritisiert er: „Hier wünschen wir uns dringend Nachbesserung.“
Welche weiteren schonenden neuen Einsatzmöglichkeiten in der bildgebenden Diagnostik in der Kinderchirurgie vorhanden sind und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit Kinder profitieren, ist Gegenstand der Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) am 4. September in München.
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Ärzte und weitere Berufsgruppen aus verschiedenen Bereichen der Kindermedizin tagen vom 2. bis 5. September im CCD-Congress Center in München. Die DGKCH veranstaltet ihren Kongress im Rahmen der 111. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Gesellschaften für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) sowie des Berufsverbandes Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD). Das gesamte Kongressprogramm finden Sie unter http://www.dgkj2015.de.
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