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20.05.2003 11:48

EU-Erweiterung aus Sicht von Volkswirtschaftsprofessoren

Dipl.-Ing. Kerstin Baldauf Presse- und Informationsstelle
Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design

    Am 15. und 16. Mai 2003 fand in Wismar die diesjährige Fachtagung der Fachhochschul-Volkswirtschaftsprofessoren des deutschsprachigen Raumes statt. Rund 70 Teilnehmer waren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an die Ostseeküste gereist, um sich zwei Tage lang intensiv mit verschiedenen Aspekten der Osterweiterung der Europäischen Union (EU) zu beschäftigen. Die gastgebenden Volkswirte der Hochschule Wismar, Prof. Dr. Michael Schleicher, Prof. Dr. Hans-Eggert Reimers und Prof. Dr. Gudrun Peschutter, hatten drei Themenschwerpunkte für das Programm ausgewählt.

    Zunächst wurden die Konsequenzen der EU-Erweiterung auf die europäische Geldpolitik behandelt. Dr. Dieter Gerdesmeier aus der Abteilung "Geldpolitische Strategie" der Europäischen Zentralbank (EZB) erläuterte in seinem Referat, welche Schwierigkeiten vor allem die institutionelle Integration von bis zu zehn weiteren Ländern in den Euro-Währungsraum birgt. Die jüngste Überprüfung der geldpolitischen Strategie der EZB war Gegenstand des Referats von Prof. Dr. Franz Seitz (FH Amberg-Weiden). Er plädierte dafür, daß die EZB sich bei ihren Entscheidungen von der Entwicklung der Geldmenge leiten lassen und auf die sogenannte "zweite Säule" ihrer Strategie, die breit angelegte Analyse ökonomischer Indikatoren, als eigenständiges Strategieelement verzichten solle - eine Position, die Ausgangspunkt einer angeregten Diskussion mit den Teilnehmern war.

    Den zweiten Themenschwerpunkt bildeten die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Erweiterung und die Reaktionsmöglichkeiten der Wirtschaftspolitik. Zunächst gab Dr. Silvia Stiller vom Hamburgischen Weltwirtschaftsarchiv einen Überblick über die Aussagen der ökonomischen Theorie bezüglich der regionalen Wirkungen, die eintreten, wenn nationale Grenzen ihren Charakter als Hemmnisse der ökonomischen Beziehungen verlieren. Dem stellte Prof. Dr. Sonning Bredemeier, der als Chefvolkswirt der Norddeutschen Landesbank intensiver Beobachter der wirtschaftlichen Entwicklung Mecklenburg-Vorpommerns ist, seine praktischen Einsichten gegenüber. Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Handlungsalternativen lokaler und regionaler politischer Akteure mit den Referenten sowie mit RA Klaus-Michael Rothe, Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer (IHK) zu Schwerin, dem Präsidenten der Hauptverwaltung Hamburg der Deutschen Bundesbank Prof. Dr. Rolf Eggert sowie Prof. Dr. Johannes Laser von der Fachhochschule Zittau/Görlitz diskutiert. Als gemeinsames Fazit hielt Moderator Prof. Schleicher fest, dass die ostdeutschen Regionen kaum von der Osterweiterung der Union profitieren werden. Die Folgen werden sich hier - im positiven wie im negativen Sinne - voraussichtlich viel mehr in engen Grenzen halten.

    Am zweiten Tag stand der Blick auf die Kandidatenländer im Mittelpunkt. Die Beitrittsverhandlungen, die im Jahr 1998 mit den ersten sechs Ländern eröffnet worden waren, haben im April 2003 mit der Unterzeichnung der Beitrittsverträge ihren formellen Abschluss gefunden. Sofern nun in allen Ländern die Ratifizierung erfolgt, wird die Gemeinschaft im Frühjahr 2004 auf 25 Mitglieder wachsen. Raivo Sulg vom Finanzministerium Estlands gab einen Einblick in den Annäherungs- und Verhandlungsprozess seines Staates. Nachdem Estland in den 90er Jahren den Wandel zur Marktwirtschaft im Zuge einer Schock-Therapie vollzogen und einen strikt liberalen Kurs eingeschlagen hatte, bedeutet die Übernahme des "gemeinschaltlichen Besitzstandes" der EU in einigen Bereichen - zum Beispiel der Landwirtschaft - einen Rückschritt zu mehr staatlicher Regulierung. Gleichwohl war ein Verbleib außerhalb der EU für Estland wohl keine realistische Option. Leopold Maurer von der EU-Kommission schilderte schließlich den Verhandlungsprozess mit den Kandidaten aus Sicht der Union. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen werden zukünftig noch von Nutzen sein, denn nicht nur Rumänien und Bulgarien, sondern auch Kroatien und möglicherweise weitere Länder des Westbalkans streben in den kommenden Jahren eine Aufnahme in die Europäische Union an.

    Die nächste Fachtagung der Volkswirte wird im Mai 2005 in Winterthur/Schweiz stattfinden.

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. Michael Schleicher, Tel.: (03841) 753 615 bzw. E-Mail: m.schleicher@wi.hs-wismar.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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