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18.09.2015 11:50

Stabschrecken decken versunkene Inseln im Indischen Ozean auf

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Stab- und Gespenstschrecken imitieren Blätter und Zweige, um sich vor ihren Fressfeinden zu tarnen. Sie sind häufig flugunfähig und können sich nur eingeschränkt ausbreiten. In einer genetischen Studie hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung der Universität Göttingen gezeigt, dass die Stabschrecken von Mauritius und La Réunion enger miteinander verwandt sind als angenommen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology erschienen.

    Stabschrecken decken versunkene Inseln im Indischen Ozean auf

    Entwicklungsbiologen zeigen engere Verwandtschaft zwischen Insekten

    (pug) Stab- und Gespenstschrecken imitieren Blätter und Zweige, um sich vor ihren Fressfeinden zu tarnen. Sie sind häufig flugunfähig und können sich daher nur eingeschränkt ausbreiten. Dennoch sind sie weltweit in allen wärmeren Regionen verbreitet und haben zahlreiche Inseln im Indischen Ozean besiedelt, so auch die Maskarenen, eine vulkanische Inselkette östlich von Madagaskar. In einer genetischen Studie hat ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung der Universität Göttingen gezeigt, dass die äußerst diversen Stabschrecken von Mauritius und La Réunion viel enger miteinander verwandt sind als Forscher bislang annahmen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology erschienen.

    Die Stabschrecken der Maskarenen, zu denen die Inseln Mauritius, La Réunion und Rodrigues gehören, stammen alle von einem Vorfahren ab, dessen nächste Verwandte in Australien leben und nicht etwa im benachbarten Madagaskar. „Vermutlich hat die subäquatoriale Strömung die Wassermassen aus dem australischen Raum nach Westen in Richtung Afrika transportiert und die Insekten in den Indischen Ozean getrieben, vermutlich auf einem Baum oder einer Vegetationsmatte“, sagt der Göttinger Evolutionsbiologe Dr. Sven Bradler, Erstautor der Studie. Eine solche Reise über den Ozean kann bis zu anderthalb Jahre dauern. Dass die Gestalt der maskarenischen Stabschrecken so verschieden ist, liegt an den unterschiedlichen Lebensräumen, an die sich die Insekten auf den Inseln anpassten. „Rindenbewohner von Mauritius und Australien sehen einander somit ähnlicher als die enger verwandten Blattimitatoren und Rindenbewohner aus der gleichen Region“, so Dr. Bradler.

    Außerdem überschreitet das Alter der maskarenischen Stabschreckenlinie deutlich das geologische Alter der Inseln, auf den die Tiere heute leben. Die älteste Insel der Maskarenen ist Mauritius, die vor etwa 10 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität entstand. Das Alter der Stabschrecken liegt aber vermutlich bei über 20 Millionen Jahren. Eine Erklärung: Im Norden von Mauritius existieren unter der Meeresoberfläche ältere Vulkaninseln, die während ihrer Entstehung aus dem Wasser geragt haben, jedoch schon kurz danach wieder versunken sein sollen. „Vermutlich haben diese Inseln aber viel länger existiert, nämlich seit ihrer Entstehung vor etwa 30 Millionen Jahren bis zur Bildung von Mauritius. Der ursprünglich australische Vorfahre der maskarenischen Stabschrecken ist vermutlich dort angekommen und hat sich weiterentwickelt. Dessen Nachfahren haben wiederholt Mauritius besiedelt, bevor diese Inseln im Meer versanken“, so Dr. Bradler. Auch auf La Réunion sind in den vergangenen drei Millionen Jahren wiederholt Stabschrecken von Mauritius angekommen.

    Originalveröffentlichung: Sven Bradler, Nicolas Cliquennois & Thomas R. Buckley (2015): Single origin of the Mascarene stick insects: ancient radiation on sunken islands? BMC Evolutionary Biology. DOI: 10.1186/s12862-015-0478-y

    Kontaktadresse:
    Dr. Sven Bradler
    Georg-August-Universität Göttingen
    Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie
    Berliner Straße 28, 37073 Göttingen
    Telefon (0551) 39-5430, E-Mail: sbradle@gwdg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de/de/80149.html


    Bilder

    Abbildung 1. Grundverschieden und dennoch eng verwandt: Die Stabschrecken der Maskarenen. A: Das geflügelte Männchen des Rindenbewohners Epicharmus marchali von Mauritius
    Abbildung 1. Grundverschieden und dennoch eng verwandt: Die Stabschrecken der Maskarenen. A: Das gef ...
    Sylvain Hugel
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    Ausbreitung der Stabschrecken im Indischen Ozean (rot). Über die Meeresströmung (blau) wurde der Vorfahre aller maskarenischen Stabschrecken auf eine Insel nördlich von Mauritius gespült.
    Ausbreitung der Stabschrecken im Indischen Ozean (rot). Über die Meeresströmung (blau) wurde der Vor ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Abbildung 1. Grundverschieden und dennoch eng verwandt: Die Stabschrecken der Maskarenen. A: Das geflügelte Männchen des Rindenbewohners Epicharmus marchali von Mauritius


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    Ausbreitung der Stabschrecken im Indischen Ozean (rot). Über die Meeresströmung (blau) wurde der Vorfahre aller maskarenischen Stabschrecken auf eine Insel nördlich von Mauritius gespült.


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