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22.09.2015 11:38

DKOU 2015: Sportlicher Wiedereinstieg nach Verletzung häufig zu früh

Kathrin Gießelmann/DKOU-Pressestelle 2015 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

    Nach Kreuzbandriss sechs bis neun Monate pausieren – das ist die allgemein gültige Regel. Die meisten Hobby- aber auch Spitzensportler halten sich nicht an diese Empfehlung und steigen zu früh wieder ins Training ein. Oder ihre Verletzung ist in der vorgegebenen Spanne noch nicht ausgeheilt. Aussagekräftiger als die zeitliche Faustregel sind Muskelfunktionstests. Denn sie ermitteln auch das Risiko einer neuerlichen Knieverletzung. Wie ein solcher „Return to play“-Test funktioniert und warum er auch als Präventionsmaßnahme sinnvoll ist, diskutieren Experten auf einer Pressekonferenz am 20. Oktober 2015 im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin.

    Nach einer Kreuzband-OP zeigen sich Defizite bei Muskelaktivitäten in Knie, Hüfte und Knöchel – teilweise sogar noch bis zu fünf Jahre nach der Operation. „Viel zu häufig kehren verletzte Sportler zu früh ins Training oder den Wettkampf zurück“, erklärt Privatdozent Dr. med. Thore Zantop, Unfallchirurg und ehemaliger Leistungssportler der Handballbundesliga. Das kann weitere Verletzungen etwa am Meniskus ebenso wie eine neuerliche Kreuzbandruptur zur Folge haben. Die Rückfallrate beim Riss des vorderen Kreuzbandes liegt für das operierte sowie das andere Knie zwischen 3 und 49 Prozent. „Für Leistungssportler bedeutet ein zu früher Trainings-Einsatz nach einer Verletzung nicht selten das Ende der Wettkampfkarriere“, mahnt Professor Dr. med. Michael Nerlich, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg und Kongresspräsident des DKOU 2015, „denn nach erneuter langer Verletzung ist irgendwann der Zug abgefahren.“

    Fast immer entscheide allein der Zeitfaktor über die Rückkehr auf den Sportplatz, kritisiert Zantop, „meist in Zusammenhang mit einer Beweglichkeitsprüfung oder dem Lachman-Test.“ Nur zwei von fünf der in einer Studie berücksichtigten Operateure (insgesamt: 260) führten einen Muskelfunktionstest durch. „Eine Überprüfung der passiven Stabilisatoren, bei der der Arzt das Knie bewegt und nicht der Patient selbst, reicht aber nicht aus“, betont Zantop im Vorfeld des DKOU. Zudem seien die Anforderungen an die Kniemuskulatur und die Bewegungsmuster je nach Sportart unterschiedlich. Daher überprüft der von Zantop mitentwickelte „Return to play“-Test nicht nur die Muskelstärke, sondern erstellt auch eine Art Bewegungsanalyse. Dabei geht es unter anderem darum, Schwachstellen wie eine falsche Sprung- oder Lauftechnik zu ermitteln.

    Der Knieexperte empfiehlt den Test, der etwa anderthalb Stunden dauert, auch zur Prävention. „Studien haben gezeigt, dass Stabilisations- und Kräftigungsübungen oder angepasste Bewegungsabläufe wie das Landen mit dem gebeugten statt dem gestreckten Knie das Verletzungsrisiko deutlich senken können“, betont er. Als Beispiel hebt er die häufige X-Bein-Stellung bei Sportlerinnen hervor, die die Bandstrukturen des Kniegelenkes unnötig belastet. „Der Test ermöglicht es, verletzungsanfällige Sportler, gerade auch bei Jugendlichen, zu identifizieren.“

    Eine Ruptur des Kreuzbandes, vor allem des vorderen, gehört zu den häufigsten Sportverletzungen. Der Anteil von Kniegelenksschäden insgesamt liegt bei etwa 18 Prozent; ein großer Teil davon geht auf das Konto von Kreuzbandrissen. Hochrisikosportarten sind Fuß-, Hand- und Basketball sowie alpiner Skilauf.

    Der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2015) wird von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet. Mit etwa 12.000 Teilnehmern hat sich der DKOU zum größten medizinischen Fachkongress in Europa entwickelt.


    Quellen:
    Petersen W, Taheri P, Forkel P, Zantop T. „Return to play following ACL reconstruction: a systematic review about strength deficits” Arch Orthop Trauma Surg. 2014 Oct; 134(10):1417-28. doi: 10.1007/s00402-014-1992-x
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25091127

    Petersen W, Zantop T. „Return to play following ACL reconstruction: survey among experienced arthroscopic surgeons (AGA instructors)” Arch Orthop Trauma Surg (2013) 133:969–977 DOI 10.1007/s00402-013-1746-1

    ARAG Allgemeine Versicherungs-AG: „Sportunfälle – Häufigkeit, Kosten, Prävention“
    http://www.budoten.org/wp-content/uploads/2010/09/arag-sportunfaelle.pdf

    Bildbeschreibung:

    a) Einbeinige Kniebeuge als Provokationstest einer funktionellen X-Beinstellung
    b) 3D Bewegungsanalyse mit Hilfe des Avatar zeigt sich bei schneller Richtungsänderung eine verletzungsanfällige Beinachse mit Fußaußenrotration, funktionellen Valgus und geringer Flexion
    c) Auswertungsbildschirm in Echtzeit bei einer Speedcourt-Analyse 6 Monate nach
    VKB Rekonstruktion: Winkelstellung der Gelenke, Visuelle Bewegungsanalyse, Avatar und plantare Druckmessverteilung

    Diese und weitere Abbildungen senden wir Ihnen für eine Berichterstattung zum DKOU 2015 auf Anfrage gerne in Druckqualität zu.

    Terminhinweise:

    Vorab-Pressekonferenz
    Termin: Dienstag, 13. Oktober 2015, 11:00 bis 12:00 Uhr
    Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin

    Eines der Themen:
    Prävention im Spitzensport – Synergieeffekte für die Gesamtgesellschaft
    Jürgen Fischer, Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Bonn

    Kongress-Pressekonferenz
    Termin: Dienstag, 20. Oktober 2015, 11:00 bis 12:00 Uhr
    Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411

    Eines der Themen:
    „Return to play“ häufig zu früh: So ermittelt man den richtigen Zeitpunkt für den sportlichen Wiedereinstieg
    PD Dr. med. Thore Zantop
    Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (GOTS); Stellvertretender Leiter des Knie-Komitees der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie (AGA)

    Während des DKOU 2015 findet täglich von 11.00 bis 12.00 Uhr eine Pressekonferenz statt. Die Programme finden Sie hier:
    http://dkou.org/2015/kontakt/pressestelle.html


    Vorträge auf dem DKOU 2015
    Termin: Freitag, 23. Oktober 2015, 16:30 bis 18:00 Uhr, Großer Saal
    Sportorthopädie Knie:
    - Prävention von Kreuzbandverletzungen im Profifußball – erste Ergebnisse eines "Kreuzbandregisters im Deutschen Fußball"
    - Sind Knieverletzungen die Hauptursache für ein Karriereende im Profifußball?

    Weitere Informationen:
    Abstracts sind online abrufbar


    Akkreditierung für Journalisten:
    O Ich werde den Kongress DKOU 2015 in Berlin persönlich besuchen.
    O Ich werde die Vorab-Pressekonferenz am 13.10.2015 in Berlin persönlich besuchen.
    O Ich werde die Kongress-Pressekonferenz am 22.10.2015 in Berlin persönlich besuchen.
    O Für unsere Redaktion kommt ________________________________.
    O Ich möchte ein Interview mit ___________ führen. Bitte stellen Sie einen Kontakt her.
    O Ich möchte über das Thema berichten. Bitte schicken Sie mir die Abbildungen ____ in Druckauflösung zu.
    O Ich kann leider nicht teilnehmen. Bitte schicken Sie mir im Anschluss das Informationsmaterial für die Presse.

    Für die täglichen Pressekonferenzen und den Kongress können Sie sich auch online akkreditieren.

    Meine Kontaktdaten:
    NAME:
    MEDIUM/RESSORT:
    ADRESSE:
    TEL/FAX:

    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    Kathrin Gießelmann, Lisa Ströhlein
    Pressestelle DKOU 2015
    Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-981, Fax: 0711 8931-167
    giesselmann@medizinkommunikation.org
    www.dkou.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dkou.de


    Bilder

    Return to play
    Return to play
    Quelle: return to play / Straubing; DKOU 2015
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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