Während der letzten Eiszeit, die vor 10.000 Jahren endete, erwärmte sich über zwanzigmal plötzlich und dramatisch das Klima. Diese so genannten Dansgaard-Oeschger-Ereignisse zeigen eine erstaunliche und rätselhafte Regelmäßigkeit, wie der Klimatologe Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer neuen Studie nachweist. Die Untersuchung erscheint in der aktuellen Ausgabe der Geophysical Research Letters.
Dansgaard-Oeschger-(kurz: DO-)Ereignisse sind die wohl dramatischsten Klimaänderungen, die man kennt: Ausgehend von frostigen Eiszeitbedingungen erwärmte sich die Erde jeweils innerhalb von ein bis zwei Jahrzehnten um bis zu zehn Grad Celsius. Diese ungewöhnlichen Warmphasen dauerten dann meist einige Jahrhunderte an.
Nach der vorherrschenden Theorie führte warmes Atlantikwasser zu der Erwärmung, indem es nach Norden in die Grönlandsee und das Europäische Nordmeer vorstieß (siehe Pressemitteilungen vom 5. Januar 2001 und 18. Januar 2002). Doch was diese Änderung der Atlantikströmung ausgelöst hat, ist noch ungeklärt.
Bei einer neuen Untersuchung von Eiskerndaten aus Grönland stieß Rahmstorf auf eine faszinierende Spur: Ein Zyklus von 1.470 Jahren verbirgt sich hinter den Erwärmungen. Dieser Zyklus löst aber nicht jedes Mal ein DO-Ereignis aus; bei 23 untersuchten Zyklen kam es nur in 13 Fällen zu der dramatischen Erwärmung. Die Existenz eines solchen Zyklus war zwar bereits bekannt, doch die hohe Regelmäßigkeit, die in der Untersuchung zum Vorschein kam, war eine Überraschung. Über einen Zeitraum von wenigstens 35.000 Jahren bleibt die Länge des Zyklus konstant bei genau 1.470 Jahren - mit einer Abweichung von nur wenigen Prozent.
Solch eine Präzision spricht sehr für einen außerirdischen Ursprung dieses Zyklus, vielleicht einen orbitalen Zyklus. "Keine Schwankung innerhalb des Erdsystems kann so regelmäßig sein", sagt Rahmstorf. "Sogar die bekannten Sonnenzyklen zeigen größere Schwankungen in ihrer Zykluslänge."
Die Forscher suchen nun nach einem orbitalen Zyklus von 1.470 Jahren. Ein solcher Zyklus ist bislang nicht bekannt.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wurde 1992 gegründet und beschäftigt 121 Wissenschaftler. Seine Forschungen zu Klimawandel, Klimafolgen und nachhaltiger Entwicklung sind international anerkannt. Das PIK gehört zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL).
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Rahmstorf, stefan.rahmstorf@pik-potsdam.de, Tel. 0331/288-2688
Pressestelle:
Anja Wirsing, anja.wirsing@pik-potsdam.de, Tel. 0331/288-2507
Originalartikel:
Rahmstorf, Stefan 2003: Timing of abrupt climate change: A precise clock. Geophysical Research Letters, Vol. 30, Nr. 11.
Der Artikel kann im Internet abgerufen werden:
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_grl_2003.pdf
Der Abdruck des Pressetextes ist, auch in Auszügen, erlaubt.
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Journals/rahmstorf_grl_2003.pdf
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).