25. September 2015 – Die neue Leitlinie zum „Idiopathischen Parkinson‐Syndrom“ befindet sich nach vierjähriger Arbeit kurz vor ihrer Fertigstellung. Sie soll im November 2015 in der Endfassung erscheinen. Eine Version zur Kommentierung und Bewertung durch die Öffentlichkeit steht allerdings bereits auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zur Verfügung. Damit ist der neueste Stand zur Diagnostik und Behandlung dieser zweithäufigsten Alterserkrankung des Gehirns der Öffentlichkeit und der Fachwelt zugänglich.
„Der Schwerpunkt liegt auf der ärztlichen Behandlung, erstmals wurden aber auch Verfahren der Logotherapie, Ergotherapie oder Verhaltenstherapie sowie alternative Behandlungsansätze bewertet“, sagt der Neurologe Professor Richard Dodel, der die Leitlinie koordiniert hat. „Mit der Leitlinie möchten wir umfassende und evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung von Patienten mit der Parkinson‐Krankheit in allen Stadien der Erkrankung zur Verfügung stellen. Ziel ist es, Erkenntnisse der klinischen Forschung schnellstmöglich in die Praxis zu transferieren und damit eine bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten“, so Prof. Günther Deuschl, Vorsitzender der Steuerungsgruppe. Insgesamt 32 Organisationen haben an der Leitlinie mitgearbeitet. In Deutschland sind bis zu 200.000 Menschen von der Parkinson‐Erkrankung betroffen.
Möglichst objektive Bewertung von Verfahren – ein Prozess von vier Jahren
Erstmals steht eine S3‐Leitlinie zur Verfügung, die höchste Qualitätsstufe einer Leitlinie: Dies bedeutet, dass äußerst umfangreiche Literaturarbeit durchgeführt wurde und dass ein großes Gremium von Autoren in aufwändigen Abstimmungsprozessen unter Beratung und Aufsicht der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) mitgearbeitet hat. 32 Fachgesellschaften und Organisationen, die mit der Behandlung und Betreuung der Patienten befasst sind, waren an der Meinungsbildung beteiligt. Mit diesen Regularien und Konsentierungsprozessen soll eine möglichst objektive Bewertung erreicht werden. Die Leitlinie wurde im Auftrag der DGN erstellt. Die Autoren und Organisationen arbeiteten ohne Entgelt, eine Teilfinanzierung kam vom Patientenverband Deutsche Parkinson Vereinigung. „An reiner Arbeitszeit sind rund 600.000 Euro in die Leitlinie geflossen“, berichtet Richard Dodel.
Deutliche Erweiterung gegenüber der letzten Version aus dem Jahr 2011
Die neue S3‐Leitlinie enthält Empfehlungen zu neuen wie zu bestehenden Therapien. Anhand von mehr als 50 Schlüsselfragen sind die wesentlichen Aspekte der Diagnostik, der Therapie und weiterer Behandlungsoptionen aufgearbeitet worden. Ein Schwerpunkt der Leitlinie liegt auf den Behandlungsverfahren. Hier sind insbesondere die Tiefe Hirnstimulation sowie die Therapieoptionen für Patienten im fortgeschrittenen Stadium des Parkinson‐Syndroms neu bewertet worden. In vier neuen Empfehlungen zur Tiefen Hirnstimulation können behandelnde Neurologen rasch und sicher das derzeitige Wissen für diese Behandlungsform in Erfahrung bringen.
Die Evidenzgrade, auf denen diese Empfehlungen basieren, können in der Langversion und den Evidenztabellen einfach nachgelesen werden. Zu allen medikamentösen Therapieoptionen sind Empfehlungen in der neuen Leitlinie zu finden; auch alternative Therapien, wie der Einsatz von Coenzym Q, von Vitaminen u.a. haben Eingang in die Bewertung gefunden. Erstmalig für den deutschen Sprachraum sind auch die Zusatzverfahren wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie systematisch aufgearbeitet und mit spezifischen Empfehlungen versehen worden. Häufig führen Verhaltens‐ und psychische Symptome zu einer Einschränkung der betroffenen Parkinson‐Patienten. In der Leitlinie sind hierzu Empfehlungen zur Behandlung und Führung der Patienten aufgenommen worden.
Noch bis zum 7. Oktober ist eine Konsultationsfassung auf den Internetseiten der DGN (http://www.dgn.org/leitlinien) verfügbar. Die interessierte Öffentlichkeit hat die Möglichkeit, die Leitlinie vor der Drucklegung zu kommentieren. Die finale Version der S3‐Leitlinie „Idiopathisches Parkinson‐Syndrom“ soll im November 2015 erscheinen. Die Vorsitzenden der Steuerungsgruppe sind Prof. Dr. Günther Deuschl (Kiel), Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Oertel (Marburg) sowie Prof. Dr. Heinz Reichmann (Dresden).
Ansprechpartner für die Medien
Prof. Dr. med. Richard Dodel, MPH Leitliniensekretariat
Neurologische Klinik
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg,
Baldingerstr. 35043 Marburg
Tel.: (+49) 06421 5866251
Fax: (+49) 06421 5865474
E‐Mail: dodel@med.uni‐marburg.de
Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
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Englmannstr. 2, 81673 München
E‐Mail: presse@dgn.org
Tel.: +49 (0) 89 46148622
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans‐Christoph Diener, Essen
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren rund 8000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort‐ und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
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1. Vorsitzender: Prof. Dr. Ralf Gold,
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Patient mit Parkinson
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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