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21.05.2003 16:42

Neuroimaging: Dem Gehirn beim Arbeiten zuschauen

Carolin Grape Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen

    Neuroimaging: Dem Gehirn beim Arbeiten zuschauen

    Das Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und der Industrie-Club Düsseldorf haben den diesjährig mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis 2003 auf dem Gebiet der Neurowissenschaften verliehen.

    Am 20. Mai 2003 wurden Univ.-Prof. Dr. med. Gereon R. Fink mit dem ersten Preis (20.000 Euro) und Dr. Joachim Groß mit dem zweiten Preis (10.000 Euro) ausgezeichnet. Beide Preisträger wurden für ihre Leistungen in der Anwendung und Verbesserung von bildgebenden Verfahren für die Hirnforschung (Neuroimaging) prämiert.

    Univ.-Prof. Dr. med. Gereon R. Fink vom Forschungszentrum Jülich und der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Aachen erhielt den Wissenschaftspreis für seine Arbeit "Normale und gestörte Aufmerksamkeitsprozesse und deren therapeutische Beeinflussbarkeit". Gereon R. Fink hat zum ersten Mal spezifische Areale im Scheitellappen des menschlichen Gehirns isoliert und ihre Funktionsweise bei Aufmerksamkeitsprozessen aufgeklärt. Der Scheitellappen umfasst ungefähr ein Drittel des gesamten Gehirns. In diesem Bereich des Gehirns laufen alle wesentlichen Informationen - Sehen, Fühlen und Hören - zusammen, werden verschaltet und für motorische Handlungen im Raum zur Verfügung gestellt. Mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), die indirekt den Blutdurchfluss und den Sauerstoffgehalt in einzelnen Hirnregionen misst, konnte er nachweisen, dass Läsionen des menschlichen Scheitellappens der linken bzw. rechten Hirnhälfte zu unterschiedlichen neurologischen Ausfällen führen: In der linken Hirnhälfte sind Sprachstörungen und Störungen des motorischen Programmes (Apraxie), in der rechten Hirnhälfte sind Wahrnehmungsstörungen (Neglect) zu beobachten. Diese Störungen treten bei Patienten mit Hirnschädigungen, wie etwa nach einem Schlaganfall, auf und sind bisher nur schwer behandelbar. Die Visualisierung von Hirnmechanismen, die diesen Aufmerksamkeitsstörungen zugrunde liegen, ermöglicht die Entwicklung neuer Therapieformen, wie pharmakologische, verhaltenstherapeutische oder spezifische elektrische Stimulationsverfahren.

    Der zweite Preis wurd Dr. Joachim Groß von der neurologischen Klinik in Düsseldorf für seine Arbeit "Tomographische Abbildung funktioneller Kopplungen im menschlichen Gehirn mithilfe der Magnetenzephalographie" verliehen. Joachim Groß hat ein neues Verfahren - das so genannte Dynamic Imaging of Coherent Sources (DICS) - entwickelt, das die Abbildungsmöglichkeiten der Magnetenzephalographie (MEG) enorm erweitert. Mit der MEG wird oberflächennahe Gehirnaktivität gemessen. Zahlreiche über den Kopf
    verteilte Sensoren zeichnen dabei die durch Stromfluss zwischen den Nervenzellen erzeugten kleinen Magnetfelder in der Hirnrinde auf. Ähnlichkeiten im Signal zwischen den Sensoren konnten zwar bisher festgestellt, aber noch nicht dahingehend interpretiert werden, welche Areale tatsächlich zusammenarbeiten. Diese Lücke schließt das von Joachim Groß entwickelte neue Verfahren des Dynamic Imaging of Coherent Sources (DICS): die zeitliche Auflösung der MEG wird in eine dreidimensionale Karte des Gehirns transformiert. Dazu werden ein räumliches Filter und ein Kopfmodell verwendet. So können funktionelle und anatomische Informationen überlagert und direkt sichtbar gemacht werden. Das neue Verfahren kann so dazu beitragen, die verschiedenen Hirnregionen, die an Erkrankungen wie etwa Parkinson beteiligt sind, durch die MEG zu identifizieren und sie besser verstehen und behandeln zu können.

    Mit der Verleihung des sechsten Wissenschaftspreises 2003 wird den beiden Preisträgern auch in diesem Jahr die Teilnahme am jährlichen Nobelpreisträgertreffen der wissenschaftlichen Nachwuchselite in Lindau ermöglicht.

    Der Festakt zur Verleihung des Wissenschaftspreises 2003 fand am 20. Mai 2003 ab 18:30 Uhr im Industrie-Club Düsseldorf statt. Nach den Grußworten des Vorstandsvorsitzenden des Industrie-Clubs Düsseldorf, Dr. Gustav Adolph von Halem, und des Präsidenten des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Kaiser, stellten die Preisträger ihre Arbeiten vor. Der Festakt schloß mit einem Festvortrag von Nobelpreisträger Prof. Dr. Bert Sakmann, Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, Heidelberg, zum Thema "Of Men and Mice - Mausmodelle von menschlichen Erbkrankheiten des Nervensystems".

    Die Jury bildeten 2003 - neben Dr. Gustav Adolph von Halem und Prof. Dr. Dr. h.c. Gert Kaiser - Staatssekretär Jörg Bickenbach, Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Ulrich Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Henkel KGaA, Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Klinik für Neurologie II der Universität Magdeburg und Leiter des Forschungsinstituts für Angewandte Neurowissenschaften GmbH sowie Prof. Dr. Jens Frahm, Direktor der Biomedizinischen NMR-Forschungs-GmbH am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen.

    Mit dem Wissenschaftspreis werden jährlich wissenschaftliche Forschungsarbeiten in wechselnden Disziplinen ausgezeichnet, die dazu beitragen, die Lücke zwischen Grundlagenforschung und Innovation in der Anwendung zu schließen.

    Ab Juni dieses Jahres läuft die Ausschreibung des Wissenschaftspreises 2004 im Themenfeld Energieforschung. Prämiert werden dann Forschungsarbeiten zu modernen Energiesystemen, die zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung beitragen können.


    Weitere Informationen:

    Das Pressefoto zur Verleihung sowie der Festvortrag von Prof. Dr. Bert Sakmann sind ab dem 21. Mai 2003, 09:30 Uhr abrufbar unter:
    http://www.wz.nrw.de/wz/veran/wispreis/wp2003.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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