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07.10.2015 14:26

Innovative Citizen 2015: Festival für neue urbane Fertigkeiten

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

    Offene Werkstätten, Repair-Cafés und Urban-Farming-Initiativen: In den Städten breitet sich die Do-It-Yourself-Bewegung aus. Drei Tage lang hat das Innovative-Citizen-Festival neue Wege aufgezeigt, wie Bürgerinnen und Bürger in ihrer eigenen Stadt vom Konsumenten zum Innovator und Produzenten werden können. Die gemeinsame Veranstaltung von Fraunhofer UMSICHT, der Dezentrale Dortmund, Folkwang Universität der Künste und dem Dortmunder U hat vor allem klar gemacht, dass weniger wegschmeißen und mehr selber machen zwar nicht der einfachere, aber dafür der nachhaltigere Weg für jeden von uns ist.

    Wie kann urbane Produktion lokal und gleichzeitig nachhaltig funktionieren? Mit dieser Frage wurde die zweite Ausgabe von Innovative Citizen im Rahmen eines Mini-Symposiums am 17. September eröffnet. Zum Beispiel, indem Produktionsstätten in Mischgebiete integriert werden und ihre Abwärmeenergie nahegelegenen Wohnsiedlungen zur Verfügung stellen, schlug Referent Joachim Lentes vom Fraunhofer IAO in Stuttgart vor. Die sogenannte Industrie 4.0 im urbanen Raum könne jedoch nur funktionieren, wenn bereits bei der Planung der Mensch im Mittelpunkt steht. Tom Hansing, anstiftung, München, und Verbund offener Werkstätten, beschreibt das Potenzial »unsichtbarer Fabriken«: In FabLabs, Hackathons oder Reparaturinitiativen findet auch Produktion statt. Zwar ist diese auf den ersten Blick weniger effizient als in der Großindustrie, aber für eine nachhaltige urbane Produktion stehen andere Werte im Mittelpunkt. Hansing: »Eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft und eine Hinwendung zu neuem, menschlichem Austausch – darin liegt das größte Potential von Bürgern und Städten.«

    Neues erschaffen und Altes umrüsten

    Im Fokus des Innovative-Citizen-Festivals stand deshalb der Do-It-Together-Gedanke mit vielen Workshops zum gemeinsamen Experimentieren. Innerhalb von drei Tagen wurden zum Beispiel eine große und mehrere kleine Aquaponik-Anlagen gebaut. Systeme, die die Fischzucht und den Anbau von Pflanzen und Gemüse kombinieren. Die Ausscheidungen der Fische düngen die Pflanzen, die wiederum das Wasser für die Fische filtern. »Dank des Workshops steht nun auf unserer heimischen Fensterbank eine kleine Aquaponik-Anlage«, erzählt ein Teilnehmer von Innovative Citizen. »Die muss ich nur noch mit Fischen oder Garnelen befüllen.« Die große Anlage soll im Frühjahr zu Projektzwecken bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen in Betrieb genommen werden.

    Downscaling war das Motto des Workshops Open SLS, der von Fraunhofer UMSICHT angeboten wurde. Selektives Lasersintern ist eine industrielle 3D-Druck-Technik, die Kunststoffpulver mit einem Laserstrahl Schicht für Schicht zu dreidimensionalen Objekten verschmilzt. Die hierfür verwendeten Maschinen sind für Privatpersonen und offene Werkstätten jedoch noch zu teuer in der Anschaffung. Ein Problem, was sich mit ein wenig Umdenken umgehen lässt: Im Workshop haben die Teilnehmenden erprobt, wie sich die in den meisten FabLabs bereits präsenten Lasercutter zu SLS-Maschinen umrüsten lassen.

    Im Sinne der Nachhaltigkeit lernten die Festivalbesucher, wie sie auf Verpackungen verzichten können. »Es ist schlimm, welche Auswirkungen vor allem Plastik auf unseren Planeten hat«, so ein Workshopteilnehmer. Lebensmittel durch Einlegen selber haltbar machen, ist beispielsweise ein Lösungsansatz gegen den Verpackungswahn, aber auch, auf Plastiktüten zu verzichten. Deshalb stand ein gemeinsamer »Supermarkt-Hack« auf dem Programm. In einem nahegelegenen Supermarkt wurden alte Pappkartons mit Henkeln ausgestattet, damit diese wiederverwendet werden können.

    Über 100 Flüchtlinge kochten gemeinsam mit Festivalbesuchern

    »Die größte Überraschung bei Innovative Citizen war definitiv die Refugees´ Kitchen«, sagt Charlotte Knips, Mitorganisatorin des Festivals und bei Fraunhofer UMSICHT in der Abteilung Systemische Produktentwicklung tätig. Das Projekt der mobilen Küche des Oberhausener Vereins Kultur im Turm sollte im Rahmen von Innovative Citizen eigentlich nur vorgestellt werden. Die Beteiligten hatten zwar gezielt Flüchtlingsheime der Umgebung eingeladen, konnten aber nicht vorhersehen, wie hoch die Resonanz sein würde. Letztendlich kamen über 100 Flüchtlinge, die gemeinsam mit den Festivalbesuchern Gemüsespenden von Großhandel und Ökohöfen geschnippelt und gekocht haben. Knips: »Die ganze Aktion hatte eine unglaubliche Eigendynamik.«

    Innovative Citizen ist eine Kooperation von Fraunhofer UMSICHT, DEZENTRALE Dortmund, Folkwang Universität der Künste und dem Dortmunder U mit finanzieller Förderung durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und Unterstützung vom european centre for creative economy (ecce).Dieses Jahr fand das Festival vom 17. – 20. September im Dortmunder U statt.


    Weitere Informationen:

    http://www.innovative-citizen.de/


    Bilder

    3D-Druck: Lasercutter zu SLS-Maschinen umrüsten.
    3D-Druck: Lasercutter zu SLS-Maschinen umrüsten.
    Fraunhofer UMSICHT
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    Mit Hilfe von Pilzen und Bakterien die Materialien von morgen erschaffen: Workshop Organic Fabbing.
    Mit Hilfe von Pilzen und Bakterien die Materialien von morgen erschaffen: Workshop Organic Fabbing.
    Julia Krayer
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Gesellschaft, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    3D-Druck: Lasercutter zu SLS-Maschinen umrüsten.


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    Mit Hilfe von Pilzen und Bakterien die Materialien von morgen erschaffen: Workshop Organic Fabbing.


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