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09.10.2015 11:58

Am Leibniz-Institut DSMZ arbeiten die einzigen wissenschaftlichen Bakterien-Taucher Deutschlands

Christian Engel Stabstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

    Braunschweig - Das jüngste nach den Standards des Welttauchsportverbands CMAS zertifizierte Team von wissenschaftlichen Tauchern hat am Braunschweiger Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen seine Arbeit aufgenommen. Es ist bundesweit das einzige, das sich ausschließlich auf die Erforschung von Bakterien und anderen Mikroorganismen in ihrem natürlichen Lebensraum spezialisiert hat. Mit der neu gebildeten Gruppe kann die DSMZ ihre Kernaufgaben, neue Mikrobenarten aufzuspüren, zu kultivieren und zu erforschen, auf bislang unzugängliche Unterwasserlebensräume ausdehnen.

    Die Wissenschaftler des Instituts gehen davon aus, auf diese Weise zahlreiche neue Organismen mit bislang unbekannten Eigenschaften entdecken zu können.

    Die Idee, ein Team von wissenschaftlichen Tauchern zu etablieren, hatte DSMZ-Nachwuchsgruppenleiter Dr. Christian Jogler. „Bisher konnten wir in Meeren und Seen die Bakterienwelt nicht kleinräumig in komplexen Lebensräumen beproben und erforschen. Das ändert sich nun“, erläutert er. Zum Start umfasst das Team vier Personen. Alle sind erfahrene Mikrobiologen und haben zusätzlich eine professionelle CMAS-Ausbildung als wissenschaftliche Taucher absolviert. Das bedeutet zum einen, dass sie bei ihren Tauchgängen strenge Sicherheitsvorgaben erfüllen müssen, aber auch, dass sie in der Lage sind flexibel und besonders umweltschonend zu arbeiten. „Wir sind speziell ausgebildet, um die Eingriffe in die empfindlichen Unterwasserlebensräume durch das Tauchen so gering wie möglich zu halten“, sagt Jogler. „Gleichzeitig bekommen wir den konkreten visuellen Eindruck vom Ort der Probe.“

    Zusammen mit Dr. Anne-Kristin Kaster, ebenfalls Nachwuchsgruppenleiterin an der DSMZ, plant Jogler nun eine Tauchexpedition zu den kalifornischen Tangwäldern in der Bucht von Monterey, rund 100 Kilometer südlich von San Francisco. Aufgrund ihres einzigartigen Artenreichtums gelten Tangwälder als die Regenwälder der Meere. Doch während die Pflanzen- und Tierwelt schon sehr gut erforscht ist, weiß man über die Mikroorganismen noch recht wenig.

    „Genau hier wollen wir ansetzen“, erläutert Kaster. „Die Tangwälder sind aus mikrobiologischer Sicht eine riesige, noch unerforschte Schatzkiste. Hier liegt ein enormes Potential mikrobieller Funktionen versteckt.“ Die DSMZ-Wissenschaftler hoffen unter anderem, Organismen zu finden, die neue medizinische Wirkstoffe produzieren. In einer Pilotstudie konnten sie bereits nachweisen, dass in Tangwäldern Planktomyceten vorkommen, eine Gruppe ungewöhnlicher Meeresbakterien, die Stoffwechselprodukte mit antimikrobieller Wirkung herstellen. „Das macht uns optimistisch. Unser Ziel ist es, Grundstoffe für neue Antibiotika nachzuweisen“, so Kaster. Zur Finanzierung der Expedition haben Kaster und Jogler gerade Fördermittel beantragt. Sie hoffen auf eine positive Bewertung. Beide sind überzeugt, dass die Tangwälder mit ihren vielfältigen Organismen einen Beitrag leisten können, den Bedarf der Gesellschaft an modernen pharmazeutischen Produkten zu decken. „Doch dazu müssen die Tangwälder, die dort lebenden Mikroorganismen und das Zusammenspiel zwischen ihnen erst einmal erforscht werden“, so Kaster.

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Dr. Christian Jogler
    Leiter Nachwuchsforschergruppe „Mikrobielle Zellbiologie und Genomik“
    Leiter Wissenschaftliches Tauchen an der DSMZ
    Tel.: 0531 2616-363
    E-Mail: christian.jogler@dsmz.de

    Dr. Anne-Kristin Kaster
    Leiterin Nachwuchsforschergruppe „Einzelzellgenomik“
    Tel.: 0531 2616-394
    E-Mail: a.kaster@dsmz.de

    Pressekontakt:
    Christian Engel
    Leiter Presse und Kommunikation
    Tel. 0531 2616-300
    Fax 0531 2616-418
    E-Mail christian.engel@dsmz.de

    Fotos zur Meldung in druckfähiger Auflösung erhalten Sie von Christian Engel

    Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
    Inhoffenstraße 7 B
    38124 Braunschweig
    Deutschland / Germany

    Über das Leibniz-Institut DSMZ
    Das Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und mit seinen umfangreichen wissenschaftlichen Services und einem breiten Spektrum an biologischen Materialien seit Jahrzehnten weltweiter Partner für Forschung und Industrie. Als einem der größten biologischen Ressourcenzentren seiner Art wurde der DSMZ die Übereinstimmung mit dem weltweit gültigen Qualitätsstandard ISO 9001:2008 bestätigt. Als Patenthinterlegungsstelle bietet die DSMZ die bundesweit einzigartige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags aufzunehmen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die sammlungsbezogene Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Die Sammlung mit Sitz in Braunschweig existiert seit 46 Jahren und beherbergt mehr als 52.000 Kulturen und Biomaterialien. Die DSMZ ist die vielfältigste Sammlung weltweit: neben Pilzen, Hefen, Bakterien und Archaea werden dort auch menschliche und tierische Zellkulturen sowie Pflanzenviren und pflanzliche Zellkulturen erforscht und archiviert. www.dsmz.de

    Über die Leibniz Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Wissenschaftscampi –, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen über 17.000 Mitarbeiter, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.


    Weitere Informationen:

    http://www.dsmz.de/de/forschung/nachwuchsforschergruppen.html - Die Nachwuchsforschergruppen der DSMZ:


    Bilder

    Olga Jeske (rechts, DSMZ) und Peter Hornburger nehmen freischwebend Proben ohne das empfindliche Ökosystem zu beschädigen.
    Olga Jeske (rechts, DSMZ) und Peter Hornburger nehmen freischwebend Proben ohne das empfindliche Öko ...
    Christian Jogler / DSMZ
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    Riesentang (Macrocystis pyrifera) in der Bucht von Monterey (Kalifornien)
    Riesentang (Macrocystis pyrifera) in der Bucht von Monterey (Kalifornien)
    Christian Jogler / DSMZ
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    Anhang
    attachment icon Riesentang (Macrocystis pyrifera) mit Schwimmkörpern in der Bucht von Monterey (Kalifornien)

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Olga Jeske (rechts, DSMZ) und Peter Hornburger nehmen freischwebend Proben ohne das empfindliche Ökosystem zu beschädigen.


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    Riesentang (Macrocystis pyrifera) in der Bucht von Monterey (Kalifornien)


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