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12.10.2015 15:14

Deutscher Schmerzkongress: Prävention und Behandlung sind altersabhängig und beginnen im Alltag

Thomas Isenberg Bundesgeschäftsstelle
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.

    In Deutschland leiden etwa 13 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Kinder und Jugendliche sind ebenso betroffen wie Erwachsene. Prävention und Behandlung brauchen individuelle und auf das Alter abgestimmte Konzepte. Welche Bedeutung das Lebensalter, Risikofaktoren und psychische Aspekte haben und wie Schmerzen erfolgreich behandelt werden können, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz zum diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses (14. bis 17. Oktober) in Mannheim.

    Wehen, Geburt, Zahnen oder Krankheiten: Schmerz gehört zum Leben und begleitet jeden Menschen in jedem Lebensalter. Wenn Schmerz akut auftritt, warnt er und verweist auf die das Gefühl hervorrufende Körperpartie. Ohne Schmerz und seine Begleitung von Beginn des Lebens an könnten Menschen nicht überleben. Wird er aber ein chronischer Begleiter, suchen viele Menschen Rat bei einem spezialisierten Arzt oder Psychotherapeuten.

    Auch Kinder können chronische Schmerzen haben
    Für die Behandlung von chronischen Schmerzen ist dabei das Alter des Schmerzpatienten wichtig: „Entgegen früherer Annahmen, das Nervensystem sei noch nicht ausgereift genug, um Schmerz zu verarbeiten, wissen wir heute, dass bereits „Frühchen“ und Neugeborene sehr wohl Schmerz empfinden“, erklärt Dipl.- Psych. Dr. Paul Nilges, Leitender Psychologe am DRK Schmerz-Zentrum in Mainz. Kinder könnten sich schlecht mitteilen, das Schmerzempfinden sei dennoch vollständig entwickelt und bereit, auf körperliche Schädigungen zu reagieren. Die Folgen wiederholter schmerzhafter Eingriffe in dieser Zeit seien bis in das Erwachsenenalter nachweisbar.
    „Typische Erwachsenenschmerzen wie Rücken- und Kopfschmerzen werden bei Kindern oftmals bagatellisiert“, beanstandet Dr. Nilges. Tatsächlich litten aber bereits Schulkinder überraschend häufig unter Kopfschmerzen und vor allem unter Bauchschmerzen, was zur Folge habe, dass sie häufiger im Unterricht fehlten und es zu Problemen in der Schule komme.

    Funktionsstörungen sind häufig die Ursache von Schmerzen
    Dr. Nilges erläutert: „Die häufigsten Schmerzformen wie Migräne und Spannungskopfschmerz können nicht durch krankhafte Veränderungen erklärt werden. Das erklärt auch, weshalb nicht die Ursachen, sondern meist nur die Symptome behandelt werden können.“ Ähnlich sei die Lage bei Rückenschmerzen. Über 80 Prozent aller Menschen leiden irgendwann im Leben unter ausgeprägten Rückenschmerzen. Bei weniger als 20 Prozent spielten dabei ernsthafte körperliche Veränderungen eine Rolle. Ursache für die Mehrzahl der „unspezifischen“, also normalen Rückenschmerzen, sind sogenannte Funktionsstörungen. Dr. Nilges: „Das Zusammenspiel zwischen Muskeln, Bändern, Gelenken und Sehnen ist gestört.“

    Rücken- und Kopfschmerzen nehmen im Alter ab
    In der Bevölkerung ist die Vorstellung verbreitet, dass mit dem Alter jede Form von Schmerzen zunehme, Schmerzen also zum Altern dazu gehörten und die Konsequenzen – wie eine eingeschränkte Lebensqualität und Mobilität – hingenommen werden müssten. Der Schmerzexperte Nilges hält dagegen und sagt, dass die wichtigsten Schmerzformen wie Kopf-, Gesichts- und Rückenschmerzen mit dem höheren Lebensalter abnähmen. „Menschen über 80 haben weniger Rückenschmerzen als 50 oder 60-jährige, sogar weniger als die Menschen unter 40: Die 80-Jährigen haben die wenigsten Rückenschmerzen aller Altersgruppen, eine Erkenntnis, die Hoffnung gibt“, fasst Dr. Nilges zusammen.

    Psychische Belastungen wie Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Stress in der Schule, belastende Lebensumstände, Schonung, fehlende Aktivitäten und mangelnde Entspannungsfähigkeit sind Risikofaktoren für chronische Schmerzen. „Prävention und Behandlung von Schmerz beginnen im Alltag. Wenn die Risikofaktoren erkannt und berücksichtigt werden, können umfassende Therapieansätze entwickelt werden, die das Alter und die Lebensumstände des Schmerzpatienten berücksichtigen – von Kleinkind bis zum Greis“, bilanziert Dr. Nilges.

    Auf der Pressekonferenz des Deutschen Schmerzkongresses am 14. Oktober in Mannheim diskutieren die Experten darüber hinaus über die Themen „Schmerztherapie und Gesundheitspolitik“, „Qualitätssicherung in der Versorgung von Kopfschmerzpatienten“ und den Einfluss des Alterns auf Schmerzen.

    Literatur:
    Dipl. Psych. Dr. Paul Nilges, Redemanuskript, Pressekonferenz Deutscher Schmerzkongress 14.10.2015

    Terminhinweise:
    Pressekonferenz
    anlässlich des Deutschen Schmerzkongresses
    der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. vom 14. bis 17. Oktober 2015
    Termin: Mittwoch, 14. Oktober 2015, 11:00-12:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Symposium: 26 - Chronische Schmerzen zwischen 8 und 80! Altersadaptierte multimodale Behandlungskonzepte
    Vorsitz: P. Nilges (Mainz), B. Zernikow (Datteln)
    Termin: Freitag, 16. Oktober 2015 15:00-16:30 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: Alban Berg
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

    Symposium: 16 - Schmerz im Leben/Schmerzerleben – alterspezifische Aspekte von häufigen Schmerzerkrankungen
    Vorsitz: C. Geber (Mainz) und T. Jürgens (Hamburg/ Pinneberg)
    Termin: Freitag, 16. Oktober 2015 08:30-10:00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Raum: Musensaal
    Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

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    Pressekonferenz zum Deutschen Schmerzkongress
    Termin: Mittwoch, 14. Oktober 2015, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“

    Programm/Referenten

    Pressekonferenz zum Deutschen Schmerzkongress
    Termin: Mittwoch, 14. Oktober 2015, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim, Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim, Raum: „Christian Cannabich“

    Schmerztherapie und Gesundheitspolitik in Deutschland: Status Quo und Perspektiven?
    Professor Dr. med. Michael Schäfer
    Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. und leitender Oberarzt und Schmerzforscher an der Charité, Berlin

    Qualitätssicherung in der Versorgung von Kopfschmerzpatienten
    Professor Dr. med. Andreas Straube
    Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. und Leiter der Neurologischen Poliklinik, Klinikum Großhadern, München

    40 Jahre Deutsche Schmerzgesellschaft: Interdisziplinäre Schmerzbehandlung zum Wohl des Patienten
    Professor Dr. med. Hans-Georg Schaible
    Tagungspräsident und Direktor des Instituts für Physiologie I (Neurophysiologie) am Universitätsklinikum Jena

    Das Präsidenten Symposium: Einfluss des Nervensystems auf Entzündung (Immunsystem) und neue Ansätze der Alternsforschung
    Professor Dr. med. Martin Marziniak
    Tagungspräsident und Chefarzt der Klinik für Neurologie am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost

    Cannabis bei rheumatischen Erkrankungen: Eine Option?
    PD Dr. med. Winfried Häuser
    Ärztlicher Leiter des Schwerpunktes Psychosomatik der Klinik Innere Medizin I, Klinikum Saarbrücken

    Schmerz als „lebenslanger Begleiter“: Merkmale und Behandlung
    Dipl. Psych. Dr. Paul Nilges
    Leitender Psychologe am DRK-Schmerzzentrum, Mainz

    Neue Behandlungsansätze zur Migräne-Prophylaxe: Monoklonale Antikörper gegen CGRP oder CGRP-Rezeptoren
    PD Dr. med. Uwe Reuter
    Leiter der Kopfschmerzambulanz, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Charité Berlin


    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    Kongress-Pressestelle
    Deutscher Schmerzkongress 2015
    Dagmar Arnold
    Postfach 30 1 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org

    Thomas Isenberg
    Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.
    Alt-Moabit 101 b
    10559 Berlin
    Tel.: 030 39409689-1
    Fax: 030 39409689-9
    Mobil: 0171 7831155
    E-Mail: presse@dgss.org


    Weitere Informationen:

    http://www.schmerzkongress2015.de
    http://www.dgss.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

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