Deutsche Privathaushalte, die in den Jahren 2009 bis 2011 eine eigene Photovoltaik-Anlage installiert haben, machten damit ein gutes Geschäft. Das zeigt eine aktuelle empirische Analyse für die Jahre 2008 bis 2013 des RWI. Sie macht zudem deutlich, dass die Lasten der Förderung der Erneuerbaren Energien sehr ungleich verteilt sind. Die Schieflage könnte sich verschärfen, wenn künftig immer mehr Haushalte zu Eigenversorgern mit Solarstrom werden und immer weniger die EEG-Umlage finanzieren müssen.
Die Installation einer eigenen Photovoltaik (PV)-Anlage war in den Jahren 2009 bis 2011 für deutsche Haushalte eine besonders lukrative Investition. Die Rendite betrug im Mittel rund das Dreifache der Zinssätze für eine Bundesanleihe mit vergleichbarer Laufzeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Analyse des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) für die Jahre 2008 bis 2013. Sie verwendet Daten zum Energieverbrauch der privaten Haushalte, die das RWI und Forsa im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erhoben haben.
Die Installation einer PV-Anlage in den Jahren 2009 bis 2011 erwies sich insbesondere deshalb als sehr lukrativ, weil die durchschnittlichen Anlagekosten in den Jahren 2009 und 2010 schneller sanken als die Einspeisevergütung. Entsprechend kam es in den Jahren 2009 und 2010 jeweils zu einer Verdopplung der neu installierten Kapazitäten gegenüber dem Vorjahr. Zwar wurden die im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Solarstrom gewährten Einspeisevergütungen in den Jahren 2010 und 2011 gesenkt, sie gingen jedoch nicht so stark zurück wie die Kosten der PV-Anlagen. Auch Haushalte, die in den Jahren 2007, 2008 und 2012 eine PV-Anlage installierten, konnten damit deutlich höhere Renditen erzielen als mit einer vergleichbaren Bundesanleihe mit einer Restlaufzeit von 20 Jahren.
Gerade kreditfinanziert waren PV-Anlagen eine gute Investition
Besonders wenn die Anlagen mit Krediten finanziert wurden, stellten sie eine lohnende Investition dar. So ließen sich in den Jahren 2009 bis 2011 Eigenkapitalrenditen von 30% erzielen. Bei einer hohen Fremdkapitalquote von 80% und guter Bonität der Haushalte waren sogar Eigenkapitalrenditen um die 50% möglich.
Grundlage der Analyse sind drei Befragungen zum Energieverbrauch der privaten Haushalte in Deutschland für die Jahre 2006-2008, 2009-2010 und 2011-2013. An ihnen nahmen zwischen gut 6 700 und 8 500 Haushalten teil. Insgesamt haben 563 Haushalte angegeben, im Besitz einer PV-Anlage zu sein, für knapp 300 von ihnen lagen die zur Berechnung der Renditen erforderlichen Angaben vor.
PV-Anlagen sind meist ein Investment für Besserverdienende
Wie die Auswertung zeigt, investierten insbesondere wirtschaftlich gut gestellte Haushalte in PV-Anlagen. So verfügten mehr als ein Viertel der 563 Haushalte über ein Nettoeinkommen von mindestens 4 200 Euro im Monat, nur 8,2% lagen unter 1 700 Euro. Mehr als 90% der Haushalte gaben an, in der eigenen Immobilie zu wohnen. PV-Anlagen werden also von eher wohlhabenden Haushalten installiert und genutzt.
Die Kosten der Förderung der Erneuerbaren Energien werden jedoch auf Grundlage des EEG über die EEG-Umlage von der großen Masse der übrigen Stromverbraucher finanziert, nicht zuletzt auch von armutsgefährdeten Haushalten. Zwischen den Jahren 2009 und 2015 hat sich diese Umlage von rund 1,3 Cent auf 6,17 Cent je Kilowattstunde etwa verfünffacht. Angesichts dieser Umverteilung finanzieller Ressourcen stellt sich bei der Förderung des Ausbaus der Erneuerbaren in Deutschland mit Hilfe des EEG die Frage nach einer gerechten Lastenverteilung.
Mehr solare Selbstversorger könnten EEG-Umlage weiter steigen lassen
In Zukunft könnte ein wachsender Eigenverbrauch von Solarstrom zu einer noch ungerechteren Verteilung der Lasten führen. Denn Betreiber von kleineren Anlagen mit einer Leistung von bis zu 10 Kilowatt (kW), wie private Haushalte sie meist betreiben, zahlen nach dem aktuell geltenden EEG weder Stromsteuer noch Umlagen noch andere Abgaben auf den selbstverbrauchten Strom. Entsprechend haben die übrigen Stromverbraucher immer höhere Beiträge zur Finanzierung der EEG-Umlage sowie anderer Abgaben zu schultern. Zudem müssen die Haushalte höhere Netzentgelte zahlen. Das wiederum dürfte sukzessive die Anreize zum Selbstverbrauch erhöhen.
Besonders wenn die Preise von Speichertechnologien künftig stark fallen sollten, könnten immer mehr Haushalte beschließen, weitgehend autark zu werden. Überschüssiger Solarstrom könnte in Batterien gespeichert werden, um sich in sonnenarmen Zeiten weiterhin selbst mit Strom versorgen zu können. Dies wäre nicht allein hinsichtlich der Verteilung der Lasten als kritisch zu sehen. Auch alternative erneuerbare Technologien, die nicht dem Selbstverbrauch dienen, wie etwa die Windstromerzeugung, würden dadurch benachteiligt.
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Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel, Tel.: (0201) 8149-204
Katharina Fischer (Pressestelle), Tel.: (0201) 8149-244
Dieser Pressemitteilung liegt Heft 94 der RWI-Materialien zugrunde: „Diskussionspapier: Photovoltaik-Anlagen in Deutschland – Ausgestattet mit der Lizenz zum Gelddrucken?“
Das RWI hat außerdem Hintergrundinformationen und Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in der RWI Impact Note „Klima- und Energiepolitik in Deutschland“ zusammengestellt.
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/rwi-materialien/rwi-ma... - RWI Materialien Heft 94 „Diskussionspapier: Photovoltaik-Anlagen in Deutschland – Ausgestattet mit der Lizenz zum Gelddrucken?“
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/impact-notes/rwi_impac... - RWI Impact Note „Klima- und Energiepolitik in Deutschland“
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Energie, Wirtschaft
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Deutsch
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