Die Hochschulen in Deutschland übernehmen Verantwortung für die Qualifizierung einer immer größeren Zahl junger Menschen, die ein Studium aufnehmen. In den jüngst verabschiedeten Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt sieht der Wissenschaftsrat daher die Notwendigkeit, die Studierenden gezielt auf die Anforderungen des Berufslebens vorzubereiten.
„Ein Studium kann den Grundstein für eine sehr erfolgreiche und flexibel gestaltbare Erwerbsbiographie legen“, sagt Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. „Die Hochschulen müssen sich dafür aber noch eingehender mit der Arbeitsmarktrelevanz ihrer Studienangebote auseinandersetzen.“
Ein Studium dient grundsätzlich immer zugleich der fachwissenschaftlichen Bildung, der Persönlichkeitsentwicklung und der Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt. „Konzentrieren sich die Hochschulen nur auf eine oder zwei dieser Dimensionen, werden sie ihrem gesellschaftlichen Auftrag nicht gerecht“, erläutert Prenzel. „Entsprechend muss ein Studienabschluss sowohl Wege in eine wissenschaftliche Weiterqualifizierung eröffnen als auch einen erfolgreichen Berufseinstieg ermöglichen – und zwar auf allen Studienstufen und in allen Fächern.“ Innerhalb dieses Rahmens sollen die Studienangebote allerdings spezielle Schwerpunkte setzen dürfen. Von den einzelnen Hochschulen erfordert dies zunächst eine intensive Reflexion ihres Selbstverständnisses und ihrer grundlegenden Qualifizierungsziele. Für Studieninteressierte und Arbeitgeber müssen sie transparent machen, welche Absolventenprofile in einem Studienprogramm angestrebt werden. Den Studierenden muss schließlich aufgezeigt werden, welche Fähigkeiten sie durch die Beschäftigung mit Wissenschaft erwerben und wie sie diese im späteren Berufsleben anwenden können.
Um unnötige Brüche in den Bildungsbiographien und den Verlust gesellschaftlicher Fachkräftepotenziale zu vermeiden, fordert der Wissenschaftsrat eine Erhöhung der Studienerfolgsquoten. Zugleich müssen die Qualitätsstandards eines wissenschaftlichen Studiums gewahrt bleiben. Erforderlich ist daher eine differenzierte Betrachtung der Abbrüche und ihrer Ursachen. Die Gründe können im Bereich der Orientierungsangebote, der Studienbedingungen, der Lehre oder der Studienfinanzierung, aber auch außerhalb des Einflussbereichs von Hochschulen und Politik liegen. „Studienabbruch ist nicht gleich Studienabbruch“, erklärt Prenzel. „Nicht alle Abbrüche sind vermeidbar. In Einzelfällen stellen sie individuelle Neuorientierungen oder notwendige Entscheidungsrevisionen dar, die nicht um jeden Preis verhindert oder unnötig stigmatisiert werden sollten.“
Mit den Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt hat der Wissenschaftsrat nach den Empfehlungen zur Gestaltung des Verhältnisses von beruflicher und akademischer Bildung den zweiten Teil einer Empfehlungsreihe vorgelegt, die sich mit der Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergrund des demographischen Wandels befasst. Die beiden noch folgenden Teile der Reihe werden das Themenfeld Hochschulen und Migration sowie den Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung zum Gegenstand haben.
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4925-15.pdf - Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt - Zweiter Teil der Empfehlungen zur Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergund des demographischen Wandels (Drs. 4925-15)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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