Sensationelle Wiederentdeckung der chinesischen Übersetzung (1640) von Georgius Agricolas De re metallica: Neues Projekt in der Sinologie der Universität Tübingen
Ein neues Forschungsprojekt der Tübinger Sinologie widmet sich einer sensationellen Wiederentdeckung: Kürzlich wurde die 350 Jahre alte chinesische Übersetzung des Bergbauklassikers De re metallica (1556) von Georgius Agricola wiedergefunden. Das seit langer Zeit verschollene Werk war im 17. Jahrhundert von dem Jesuitenmissionar Johann Adam Schall von Bell (Tang Ruowang 湯若望; 1592-1666) im Auftrag der chinesischen Regierung angefertigt worden. Es trug den Titel Kunyu gezhi 坤輿格致 (Untersuchungen des Erdinneren) und sollte dazu dienen, das Berg- und Hüttenwesen anzukurbeln, um damit der bedrohten Ming-Dynastie dringend benötigte Finanzmittel zu verschaffen. Dazu kam es aber nicht, da das chinesische Herrscherhaus im Frühjahr 1644 durch Aufstände und Invasoren aus der Mandschurei zu Fall gebracht wurde.
Bisher ging man davon aus, dass das Manuskript der Übersetzung sowie etwaige Kopien in den politischen Wirren der damaligen Zeit vernichtet wurden. Durch einen Zufallsfund wurde die Handschrift nun jedoch in der Bibliothek von Nanjing wiederentdeckt. Professor Hans Ulrich Vogel vom Lehrstuhl für Geschichte und Gesellschaft Chinas an der Universität Tübingen hat nun ein Forschungsprojekt dazu initiiert. Er ist unter anderem Experte für die Geschichte des chinesischen Bergbaus und hat sich bereits vor 25 Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt.
Wichtige Ziele des breit angelegten Projektes mit dem Titel „Die Übertragung westlicher Naturwissenschaft, Technologie und Medizin ins China der späten Ming-Zeit: Das Kunyu gezhi 坤輿格致 (Untersuchungen des Erdinneren; 1640) und Taixi shuifa 泰西水法 (Hydromethoden des Großen Westens; 1612)“ sind eine vollständige Übersetzung des „chinesischen Agricola“ sowohl ins Deutsche als auch ins Englische. Zudem wollen die Wissenschaftler die historische Übertragung von De re metallica ins Chinesische rekonstruieren sowie die politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Umstände dieser interzivilisatorischen Begegnung analysieren.
Zu einer ausführlicheren Darstellung der Genese und des Inhalts dieses Vorhabens, zu dem in Kürze ein Antrag bei einer deutschen Förderinstitution gestellt wird, siehe unter https://www.academia.edu/16465520/Sensationelle_Wiederentdeckung_eines_Manuskrip...
Kontakt:
Prof. Dr. Hans Ulrich Vogel
Universität Tübingen
Asien-Orient-Institut
Lehrstuhl für Geschichte und Gesellschaft Chinas
Telefon +49 7071 29-72701
hans-ulrich.vogel[at]uni-tuebingen.de
Kunyu gezhi (1640): Ende des Inhaltsverzeichnisses sowie Siegel und
Quelle: Fotografie von Dr. Cao Jin, Juni 2015, mit freundlicher Genehmigung der Bibliothek von Nanjing
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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