„Everybody: Eine transnationale Ikonografie“ ¬– Kulturhistorisches DFG-Projekt am Institut für Soziologie der Universität Gießen beschäftigt sich mit Bildern der Populärkultur und Bildender Kunst
Auf der Suche nach dem „Everybody“: In einer fächerübergreifenden Perspektive erstellt die Gießener Kulturhistorikerin und Soziologin PD Dr. Anna Schober eine kulturhistorische Ikonografie der Figur des ‚Everybody‘ und nimmt dabei insbesondere die jüngere Überlieferungsgeschichte in den Blick. Das Projekt „Everybody: Eine transnationale Ikonografie“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für insgesamt drei Jahre bis 2018) gefördert.
Im Fokus stehen Figuren, die in Filmen, Fotografien, aber auch in politischen Bildmedien, in der Produktwerbung oder im Internet eingesetzt werden, um ‚alle‘ anzusprechen und eine Wahrheit oder Realität des Dargestellten zu verbürgen. Bekannt sind diese Figuren beispielsweise als der „gemeine Mann“ bzw. „die gemeine Frau“, „jedermann“, „der Mann von der Straße“, „das Mädchen von nebenan“ oder „allgemeine Person“. Diesen Gestalten kommt oft eine utopiegeleitete und gegenwartskritische Rolle zu. Sie treten dann auch als „neue Menschen“ auf und fungieren so als Träger und Trägerinnen eines Mythos vom „neuen Leben”.
Dr. Schober untersucht im Rahmen des DFG-Projekts, wie die Figur des Everybody in visuellen Medien auftritt, die seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu kulturell dominanten Vermittlungskanälen gesellschaftlicher Diskurse geworden sind. Die Forschungsarbeit konzentriert sich insbesondere auf die Periode des Übergangs von der Angestelltengesellschaft der organisierten Moderne zur gegenwärtigen postmodernen Kreativgesellschaft. Dabei nimmt sie zwei Zeitschnitte genauer in den Blick: den Umbruch um 1968 und den oft mit dem Schlagwort „Ende des Wohlfahrtsstaates“ bezeichneten Einschnitt um 1990.
Ausgangspunkt der Untersuchungen sind filmische Repräsentationen des Everybody. Das Medium Film wird durch ausgewählte Beispiele anderer Bildmedien ergänzt. Dabei werden die für die beiden zentralen Untersuchungszeiträume charakteristischen Medien herausgegriffen: politische Werbung, Produktwerbung, intermediale Kunst, künstlerische und werbende Fotografie und das Internet.
Das Projekt verfolgt drei Ziele: Es geht erstens darum, eine plurale und transnational angelegte Ikonografie der Figur des Everybody seit etwa 1960 zu erstellen. Zweitens sollen die untersuchten Darstellungen in einer längeren Überlieferungsgeschichte politischer Popularisierungsfiguren gezeigt werden, die mit dem Umbruch hin zu potenziell demokratischen politischen Systemen seit dem 18. Jahrhundert einsetzt. Drittens sollen aktuelle philosophische Konzeptualisierungen des Everybody als Denkfigur zur Diagnostik der Gegenwart kritisch diskutiert werden.
Das Projekt analysiert zudem auch die vermittelnde, vergesellschaftende und mobilisierende Funktion der Figur des Everybody innerhalb eines gesellschaftlichen Kontextes, der von Gruppenbildungsprozessen, von einem Zelebrieren der „Eigeninitiative“ Einzelner und von Skepsis bezüglich Universalismen gekennzeichnet ist.
Anna Schober ist Zeithistorikerin und Soziologin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Visuelle Kultur (Bildende Kunst und Medien der Populärkultur wie Film, Fotografie, Internet) der Moderne und Gegenwart, politische Ikonografie, historische, ästhetische und affektive Aspekte von Öffentlichkeit, Transnationalität, Erscheinungsformen von Differenz (Gender und Ethnizität). Sie beschäftigt sich mit Methoden der Kultursoziologie sowie der Geschichts- und Bildwissenschaften.
Kontakt
PD Dr. Anna Schober
Institut für Soziologie der Justus-Liebig-Universität Gießen
Karl-Glöckner-Straße 21E
35394 Gießen
Telefon: 0641 99-23307/01
E-Mail: anna.schober@sowi.uni-giessen.de
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Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).
http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb03/institute/ifs/prof/pers-oz/wiss/schober
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Kunst / Design
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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