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05.11.2015 11:54

DEGUM fordert mehr Information und Beratung von Patientinnen mit „röntgendichter“ Brust

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Berlin – Die deutsche Leitlinie für die „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ empfiehlt, die Mammografie bei einer dichten Brustdrüse durch eine Ultraschalluntersuchung zu ergänzen. Doch während betroffene Patientinnen in Österreich direkt im Anschluss an die Mammografie eine Ultraschalluntersuchung erhalten, mangelt es hierzulande an Information und Beratung. „Frauen sollten darüber Bescheid wissen, dass die dichte Brust ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bedeuten kann“, fordern Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) auf einer Pressekonferenz heute in Berlin.

    Die DEGUM rät Ärzten, betroffene Patientinnen darauf hinzuweisen, dass Krebsgeschwüre bei der Mammografie übersehen werden können. Zudem sollten sie die Patientinnen über die Möglichkeiten einer ergänzenden Ultraschalluntersuchung aufklären. Bei der Beratung sei das Gesamterkrankungsrisiko der Frau zu berücksichtigen. Dieses wird durch Alter, Familienanamnese und Vorerkrankungen besonders beeinflusst. Auch Probleme möglicher Überdiagnostik und zusätzlicher Kosten gelte es zu bedenken, so die Fachgesellschaft.

    Bei Frauen mit einem hohen Drüsen- und Bindegewebeanteil innerhalb der Brust sprechen Mediziner von einer "röntgendichten Brust". Mehr als jede dritte Frau über 50 ist betroffen. Ein hoher Anteil an Drüsengewebe in der weiblichen Brust erhöht das Krebsrisiko. Gleichzeitig können die Tumoren mit der Mammografie schwerer erkannt werden. „Da sowohl das Drüsengewebe wie auch ein Tumor typischerweise eine höhere Dichte als das Fettgewebe aufweisen und im Bild weiß erscheinen, ist ein Tumor bei der Frau mit dichter Brust in der Mammographie schwerer zu erkennen“, erklärt Professor Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Leiter der Diagnostik im Brustzentrum und Chefarzt der Klinik für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Frankfurt Höchst. Ein Brustultraschall sei als ergänzende Untersuchung hier oftmals sinnvoll, um Unsicherheiten der Mammographie auszuräumen. „Zumal gerade die Frau mit dichterer Brust gegenüber der Frau mit fettreicher Brust ein höheres Brustkrebsrisiko in sich trägt“, so der Experte.

    Statistisch betrachtet haben jüngere Frauen eine dichtere Brust als ältere. Während der Menopause wandeln sich Anteile des Drüsengewebes in Fettgewebe um, allerdings bleibt bei einem beträchtlichen Teil der Frauen die Brust auch dann "röntgendicht". Obwohl das Screening-Programm mit größtmöglicher Qualitätssicherung durchgeführt werde, sei es daher möglich, dass Tumore trotz der Teilnahme am Mammografie-Screening unentdeckt blieben, warnt die DEGUM. Knapp ein Drittel aller in einem eingeladenen Screeningkollektiv auffallenden Karzinome würden nicht durch die Bildgebung, sondern durch symptomatische Befunde außerhalb des Screenings entdeckt, erklärt Müller-Schimpfle. Mit Hilfe ergänzender Ultraschalluntersuchungen ließe sich die Zahl dieser „Intervallkarzinome“ reduzieren. Die Zahl damit einhergehender falsch-positiver Befunde, also Ergebnisse die zu einem „falschen Alarm“ führen, dürften nicht verschwiegen werden, so der Experte. „Meiner Erfahrung nach erzeugt eine offene Kommunikation bei den Frauen weniger Stress als unglaubhafte Beschwichtigungsversuche“, berichtet Müller-Schimpfle.

    Zudem habe die Ultraschalluntersuchung der Brust bei der Abklärung verdächtiger Mammografie-Befunde eine herausragende Bedeutung, betont Arbeitskreisleiter Professor Dr. med. Werner Bader, Chefarzt des Zentrums für Frauenheilkunde am Klinikum Bielefeld. Gerade bei einer Brust mit dem höchsten Dichtegrad sei der Ultraschall der Tomosynthese, einer 3D-Mammografie, überlegen, so der Experte. Als Methode für eine Reihenuntersuchung kommt der Ultraschall allerdings nicht in Frage: Die Sonografie ist zu zeitaufwändig und die Ergebnisse sind sehr von der Qualität der Geräte und der Erfahrung des Untersuchers abhängig. Besteht ein Verdacht, können Ärzte die Ultraschalluntersuchung der Brust jederzeit anordnen. Die Leistung wird dann von den Krankenkassen übernommen. Darüber hinaus können Patientinnen die Mammasonografie auch als IGeL-Leistung in Anspruch nehmen und die Kosten, rund 50 Euro, aus eigener Tasche bezahlen. Frauen, die aufgrund vieler Krebsfälle in ihrer Familie ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben, sollten eine humangenetische Beratung in Anspruch nehmen. Bei ihnen sei eine genetische Testung und intensivierte Früherkennung unter Einbeziehung von Ultraschall und MR-Tomographie zu erwägen.

    Bei der heutigen Pressekonferenz in Berlin erklären die Ultraschall-Experten auch, woran Patientinnen erkennen können, ob sie möglicherweise eine röntgendichte Brust haben. Zudem informieren sie, welche Kriterien Frauen bei der Suche nach einer geeigneten Praxis für die Mammasonografie beachten sollten. Zertifikate der DEGUM seien verlässliche Indikatoren für eine qualitativ hochwertige Ultraschalluntersuchung.

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    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
    Pressestelle
    Irina Lorenz-Meyer
    Anna Julia Voormann
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-642/-552
    Fax: 0711 8931-984
    lorenz-meyer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.degum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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