Studie der Universität Witten/Herdecke zeigt, dass die Hauptverantwortung für Doping nicht nur bei den Sportlern, sondern auch bei den Verbänden liegt
Doping in der Leichtathletik ist nicht Ausdruck des Fehlverhaltens einzelner Sportler, sondern im System des Leistungssports selbst begründet. Zu diesem Ergebnis kommen die beiden Wirtschaftswissenschaftler Dr. Alexander Dilger (Universität Wien) und Frank Tolsdorf (Universität Witten/Herdecke) in einer aktuellen empirischen Untersuchung. In Ihrer Studie konnten die beiden Forscher zumindest teilweise belegen, dass "es systematische, in der Organisation des sportlichen Wettbewerbs und der diesen begleitenden Medien, Werbung, staatliche Förderung etc. liegende Anreize und Selektionsmechanismen für den Gebrauch von Dopingmitteln gibt." Dagegen hätten Sportverbände vor allem ein Interesse daran, Dopingsünden als das Fehlverhalten einzelner Athleten erscheinen zu lassen, um ihre eigene Verantwortung möglichst gering zu halten.
Dilger, Gastprofessor an der Universität Wien und Tolsdorf, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, fanden jedoch heraus, dass "desto eher (und mehr) gedopt wird, je höher die Leistungsdichte der Spitzensportler ist, je mehr die Leistung durch Doping ansteigt, je laxer die Kontrollen sind, je geringer die Strafen für Dopingsünder ausfallen, je weniger die Dopingmittel die Gesundheit beeinträchtigen und je kürzer die noch zu erwartende sportliche Karriere ist."
Bei ihren Untersuchungen stießen die beiden Wissenschaftler auf ungeahnte Schwierigkeiten. So sei es "sehr schwer gewesen, von den Verbänden überhaupt Daten über Dopingsünden zu wissenschaftlichen Zwecken zu erhalten", beklagt Frank Tolsdorf. Die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Verbände bei der Datenherausgabe interpretieren die beiden Forscher als Ausdruck des schlechten Gewissens oder gar als Versuch gezielter Verschleierung: Die Verbände hätten kein Interesse an der Herausgabe solcher Daten, weil "sie vor allem am Image des sauberen Sports interessiert" seien. In dieses Bild passten keine "öffentlich bekannten Dopingfälle."
Kontakt: Frank Tolsdorf, Tel.: 02302/926- 564,
mobil: 0174/422-0446
Dr. Alexander Dilger, Tel.: 0043 - 14277 - 38127
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch
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