Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. (VHD) hat ein Positionspapier zur dramatischen Situation der Historischen Grund- und Hilfswissenschaften an deutschen Universitäten veröffentlicht.
Die Kompetenz, schriftliche und materielle Originalquellen vergangener Zeiten entschlüsseln zu können, ist die Grundvoraussetzung für die Arbeit aller historisch ausgerichteten Disziplinen. Die historischen Grundwissenschaften, die diese Kompetenzen vermitteln, drohen jedoch aus der deutschen Hochschullandschaft zu verschwinden. Dies macht sich an einem dramatischen Rückgang der Zahl der Lehrstühle für das Fach bemerkbar und der daraus resultierenden Veränderung der universitären Lehre. „Grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten drohen deshalb nicht nur bei den Studierenden, sondern langfristig auch bei den Lehrenden in einem Maße abzunehmen, dass die kulturelle Überlieferung der Vergangenheit nicht mehr eigenständig erschlossen und beurteilt werden kann“, so Prof. Dr. Eva Schlotheuber, eine der Autoren des Positionspapiers.
Ein Verschwinden der Grundkompetenzen betrifft jedoch nicht nur die älteren Epochen, sondern auch den Bereich zeitgeschichtlicher Quellen, der massiv durch audiovisuelle Quellen geprägt ist, in deren Analyse Historikerinnen und Historiker bisher nicht ausreichend eingeführt werden. „Die ‚digitale Wende‘ erfordert somit mehr und vertiefte Kompetenzen sowohl in der klassischen Quellenkritik als auch der Medienkritik“, so Prof. Dr. Frank Bösch, zweiter Autor des Positionspapiers.
Durch die fehlende Verankerung der Grundwissenschaften im Studienablauf riskiert die deutsche Forschung den Anschluss an die angelsächsische Forschung zu verlieren, die sich aktuell im Bereich der Grundwissenschaften noch stark an Deutschland und Österreich mit seinen dort verbliebenen grundwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen orientiert und diesen zugleich breit um fachbezogene digitale Fähigkeiten erweitert hat.
Der VHD spricht sich für eine feste Verankerung der Historischen Grundwissenschaften in den Lehrplänen des Faches Geschichte und die Ausstattung entsprechender Lehrstühle aus, um den drohenden Kompetenzverlust der deutschen Forschung zu verhindern.
Unter http://www.historikerverband.de/verband/stellungnahmen/quellenkritik.html finden Sie das Positionspapier. Es kann auf unserem Blog diskutiert und kommentiert werden: http://blog.historikerverband.de
Kontakt:
Dr. Kristina Matron (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.
Goethe-Universität Frankfurt, Senckenberganlage 31-33, 60325 Frankfurt, Tel.: 069 79832571,
E-Mail: matron@historikerverband.de
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. ist die Interessenvertretung des Faches Geschichte gegenüber gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Behörden, er unterstützt die internationale Vernetzung der Geschichtswissenschaft, setzt sich für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein und veranstaltet im zweijährigen Rhythmus den Deutschen Historikertag. Der VHD hat zurzeit 3.000 Mitglieder.
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (Vorsitzender) / Prof. Dr. Johannes Paulmann (Schriftführer)
http://www.historikerverband.de/verband/stellungnahmen/quellenkritik.html - das Positionspapier
http://blog.historikerverband.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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