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26.05.2003 18:23

Ist die Hochschule der Zukunft virtuell?

Dr. Marc Dressler Presse, Kommunikation und Marketing
Fachhochschule Aalen

    VVL zieht Bilanz

    "Ist die virtuelle Hochschule die Hochschule der Zukunft?" fragte sich das Podium, zu dem der Verbund Virtuelles Labor an der Fachhochschule Aalen geladen hatte. Auf dem Symposium zu Telelaboratorien entwarfen die Teilnehmer ausgehend von ihren Erfahrungen im gemeinsamen Projekt zur Telenutzung von Geräten Zukunftsszenarien neuer Formen der Hochschullehre.

    Für Dr. Margareth Gfrerer von der FH Johanneum Kapfenberg in Österreich wird es in 30 Jahren keine staatlichen Hochschulen mehr geben. Die Hochschulen sind dann fest in privater Hand. Zwar wird das Curriculum noch vom Ministerium genehmigt, inhaltlich ist es aber stark an die Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. Wie überhaupt die angewandte Forschung als Lehrauftrag die umfassende Bildung und Erziehung der Studierenden ablösen wird. Die Studierenden werden nach Ansicht von Dr. Gfrerer das Selbstbewusstsein eines Kunden an den Tag legen, an dem sich die Hochschulen verstärkt orientieren werden. Die Hochschulen werden gar ein Vorlesungsmarketing betreiben, um die Studierenden für sich zu gewinnen. Diese gehören nur noch einer Stammhochschule an, besuchen aber auch Vorlesungen anderer Hochschulen. Das tun sie international, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen. Dank der virtuellen Lehre via Internet wächst bei ihnen ein kritisches Bewusstsein gegenüber dem Mobilitätszwang. Einen Hörsaal suchen sie eh nur noch für Spezial- oder Fachvorlesungen auf. Seinen individuellen Mix an Grundlagenfächern stellt sich der Studierende von Morgen am heimischen Computermonitor zusammen. Auch seine Prüfungen wird er analog zu Videokonferenzen online ablegen.

    Auf die Hochschulen wird im Zukunftsentwurf von Dr. Gfrerer ein Handel mit Vorlesungen zukommen. Die Vorlesungen werden an den Hochschulen als Lehrprodukt in Teamarbeit erstellt und vermarktet. Die Professorin liefert nur noch die Inhalte. Diese werden dann von Informationsdesignern in Labors aufbereitet und attraktiv verpackt. Schließlich landen sie als Modul in einem Studienpaket, das eingeschriebene Studierende nutzen und andere Hochschulen erwerben können.

    Der Leiter des Verbundprojektes, Prof. Dr. Dietmar Schmid, orientierte sich in seinem Ausblick näher an der Gegenwart. Seiner Meinung nach wird spätestens die anstehende Einführung der Kostenleistungsrechnung an Hochschulen den Kostenfaktor als wesentliches Argument für das Virtuelle Labor zutage fördern. Dadurch, dass beim Virtuellen Labor die Versuche in einer realen Laborumgebung gemacht werden und die Lehr- und Lernmaterialien multimedial rund um die Uhr verfügbar sind, können wesentlich mehr Studierende in einem Semester im Labor arbeiten als es in Präsenzveranstaltungen möglich ist. Mit der größeren Anzahl an durchgeführten Versuchen wird das Labor besser ausgelastet und der Laborbetrieb rentabler. Die Kosten für eine Laborstunde sinken dadurch drastisch.

    Auch kann das Virtuelle Labor problemlos in die Vorlesung in einem profanen Hörsaal eingebunden werden. "Mit einem Klick ist das Labor dann im Auditorium", so Prof. Dr. Schmid. Die Lehre wird so nicht nur wesentlich anschaulicher sondern auch deutlich praxisnäher. "Die Maschine bleibt ja real, nur der Zugang zu ihr übers Internet ist virtuell", begegnet der Professor für Fertigungstechnik an der FH Aalen möglichen Bedenken.

    Ganz weit voraus in die Zukunft blickte Ministerialrat Dr. Mannsfeld Thurm vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Für ihn werden die Hochschulen riesige elektronische Datenspeicher sein, Dockingstationen für Studierwillige mit implantiertem Chip. An diesen Dockingstationen können die Studierenden der Zukunft die Daten herunterladen, die sie für ihre Tätigkeiten in Freizeit und Beruf benötigen. Von den Sprachen bis zur Technik kann alles auf den Chip überspielt werden. Von virtuellen Laboren werden in dieser fernen Zeit nur noch sogenannte Medienarchäologen sprechen, welche die heutigen Zukunftsvisionen von Dr. Gfrerer und Prof. Dr. Schmid mit dem Respekt vor der Geschichte erforschen werden, mit dem man heute vor die Vitrine mit einem antiken Abakus tritt.

    Das Verbundprojekt Virtuelles Labor startete im Jahre 1997 und sollte neue Formen der Hochschullehre erproben. Insbesondere die Übertragbarkeit auf andere Lehrgebiete sowie die Nachhaltigkeit des in virtuellen Laboren Erlernten stand auf dem Prüfstand. Schließlich war noch auf etwaige Zusatznutzen des Arbeitens mit dem Virtuellen Labor zu achten. Alle drei Gesichtspunkte haben im Verbund Virtuelles Labor eine "sehr, sehr gute Entwicklung" genommen, wie Prof. Dr. Andreas Reuter vom European Media Laboratory in Heidelberg den Teilnehmern des Symposiums bescheinigte.


    Weitere Informationen:

    http://www.vvl.de


    Bilder

    Prof. Dr. Schmid mit Dr. Gfrerer (vlnr).
    Prof. Dr. Schmid mit Dr. Gfrerer (vlnr).

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Schmid mit Dr. Gfrerer (vlnr).


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