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17.11.2015 09:57

Gluten oder nicht Gluten? Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Viele Menschen klagen über eine Unverträglichkeit auf Getreideprodukte. Doch nicht immer verbirgt sich dahinter eine Gluten-Intoleranz, und nicht jede vermeintliche Gluten-Intoleranz ist auf Gluten zurückzuführen. Auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, die vom 16. bis 19. November in Düsseldorf stattfindet, erklärt eine Expertin, was es mit der Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität, kurz NZNWWS, auf sich hat.

    Warum immer mehr Menschen nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, ist nicht genau bekannt. „Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem erhöhten Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist“, berichtet Professor Dr. med. Yurdagül Zopf, eine Expertin für klinische und experimentelle Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen. Aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer Gluten-freien Ernährung dürfte die Aufmerksamkeit auf eine Erkrankung gelenkt haben, die medizinisch nur schwer fassbar ist.

    Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie, den beiden anderen Formen einer Getreideunverträglichkeit. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit NZNWWS bei einer Darmspiegelung keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Und die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen ebenfalls. Der einzige diagnostische Hinweis sind die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von Gluten-haltigen Lebensmitteln auftreten und sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage und Wochen wieder bessern. „Eine Zöliakie entwickelt sich dagegen meistens langsam“, erläutert Professor Zopf: „Zur Besserung kommt es erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat.“

    Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten der alleinige Auslöser ist, wird laut Professor Zopf von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. „Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können“, sagt die Expertin. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. „Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor“, sagt Professor Zopf. Der menschliche Darm könne Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut komme es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems.

    Weizenmehle enthalten auch eine Reihe von Kohlenhydraten, die als FODMAP – „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – zusammengefasst werden. „FODMAPs werden vom Darm nicht resorbiert. Beim Fermentieren entstehen Gase und die Bindung von Wasser kann eine abführende Wirkung haben“, erläutert Professor Zopf: „Dies erklärt plausibel die von den Patienten beschriebenen Blähungen und Durchfälle.“

    Da die Forschung nicht sicher ist, welche Bestandteile des Mehls für die Überempfindlichkeit verantwortlich sind, wird der Begriff Gluten-Intoleranz gemieden. Deshalb die Bezeichnung: „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ oder NZNWWS. Professor Zopf äußert dazu: „Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass andere Ursachen wie Zöliakie oder Weizenallergie erst ausgeschlossen werden müssen, bevor die Diagnose gestellt werden kann.“ Eine Therapie haben die Mediziner noch nicht gefunden. Für viele Betroffene ist die Vermeidung von Gluten-haltigem Mehl die einzige Möglichkeit, sich zu schützen. Am Thementag Geriatrie-, Ernährungs- und Palliativmedizin, der am 18. November 2015 auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE stattfindet, diskutieren Experten weitere Erkenntnisse zu aktuellen und interessanten Aspekten der Ernährungsmedizin.

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    Terminhinweis:
    Im Rahmen der MEDICA EDUCATION CONFERENCE finden täglich, am 16., 17., 18. und 19. November, jeweils von 12.00 Uhr bis 13.00 Uhr, Pressekonferenzen der DGIM statt.

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    Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Bildgebung, Endoskopie und Interventionen“
    Termin: 17. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

    Themen/Referenten:
    Fehler erkennen, Erfolg und Nutzen für den Patienten maximieren – Klinische Beispiele in der Anwendung von Medizinprodukten
    Professor Dr. med. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Dr. Horst Schmidt Kliniken, Wiesbaden

    Interventionelle Therapie des Schlaganfalls – How do I do it?
    Prof. Dr. Werner Weber, Direktor des Instituts für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum

    Frühdiagnose der rheumatoiden Arthritis – MRT
    Prof. Dr. Benedikt Ostendorf, Oberarzt der Polyklinik für Rheumatologie und
    Leiter der Arbeitsgruppe Bildgebung in der Rheumatologie, Universitätsklinik Düsseldorf

    Neue Dimensionen kardialer Bildgebung
    Prof. Dr. Matthias Gutberlet, Vorsitzender der AG Herz- und Gefäßdiagnstik der Deutschen Röntgengesellschaft, Leiter der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Universität Leipzig – Herzzentrum Leipzig

    Bildfusion und 3D-Imaging: Bildfusion am Beispiel der Leber
    Prof. Ernst-Michael Jung, Oberarzt am Institut für Röntgendiagnostik, Leiter des Ultraschallzentrums, Universitätsklinikum Regensburg

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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    Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Geriatrie, Palliativ- und Ernährungsmedizin“
    Termin: 18. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

    Themen/Referenten:
    Ernährungsmedizin – aktuelle Aspekte: Gluten or not gluten?
    Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Bereichsleiterin Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin, Fachärztin für Innere Medizin an der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinikum Erlangen

    Ernährungsmedizin im Alter – Ethische Herausforderung am Lebensende
    Professor Dr. Cornel Sieber, Leiter des Instituts für Biomedizin des Alterns der Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg

    Früherkennung und Behandlung der Demenz
    PD Dr. Judith Alferink, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster

    Gerontotechnologie – Status quo und Zukunftsperspektiven
    PD Dr. Jürgen Bauer, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Geriatrie Oldenburg

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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    Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Infektiologie, Entzündung und Labormedizin“
    Termin: 19. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
    Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

    Themen/Referenten:

    MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015: Eine erste Bilanz und Ausblick
    Professor Dr. med. Dr. h.c. Hendrik Lehnert,
    Konferenzpräsident der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, Präsident der Universität zu Lübeck

    Infektionsrisiken durch Ultraschallsonden – ein unterschätztes Problem
    Dr. med. univ. Sebastian Werner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Geschäftsführer des akkreditierten Prüflabors für Medizinproduktesicherheit HygCen Germany GmbH, Schwerin

    Multiresistenz bei gramnegativen Bakterien – was ist wichtig?
    Professor Dr. med. Mariam Klouche, Fachärztin für Laboratoriumsmedizin, Geschäftsführerin und Ärztliche Leiterin Transfusionsmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Laborzentrum Bremen

    Sinnvolle Labordiagnostik
    Prof. Dr. Jan Kramer, Ärztliche Leitung und Geschäftsführung LADR GmbH, Geschäftsführung ISG Intermed Service GmbH & Co. KG, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin, Hämostaseologie, Geesthacht

    S3-Leitlinie – Screening und Diagnose alkoholbezogener Störungen
    Prof. Friedrich Wurst, Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg,
    Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg

    Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    Pressestelle DGIM/MEDICA EDUCATION CONFERENCE
    Anne-Katrin Döbler/Stephanie Priester
    Postfach 30 1 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-605
    Telefax: 0711 8931-167
    E-Mail:priester@medizinkommunikation.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Pressetermine
    Deutsch


     

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