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27.11.2015 11:21

Wie der Mensch sich selbst optimiert: DFG fördert Forschungsprojekt der Mannheimer Amerikanistik

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

    In dem mit 170.000 Euro geförderten Projekt „Probing the Limits of the Quantified Self“ untersuchen Mannheimer Wissenschaftler das Phänomen von Self-Tracking-Technologien anhand aktueller US-amerikanischer Romane. Am 2. Dezember stellen die Forscher ihr Projekt in einem öffentlichen Vortrag vor.

    Kalorien zählen, Puls messen oder Schlafmuster analysieren: Viele unserer Lebensbereiche lassen sich inzwischen mithilfe von Smartphones quantifizieren und optimieren. Doch wie geht man am besten mit der Informationsflut um? Und welche Konsequenzen hat die ständige Selbstüberwachung für unser Selbstverständnis? In ihrem aktuellen Forschungsprojekt „Probing the Limits of the Quantified Self: Human Agency and Knowledge in Literature and Culture of the Information Age“ untersuchen Prof. Dr. Ulfried Reichardt, Inhaber des Lehrstuhls für Amerikanistik an der Universität Mannheim, sowie Dr. Regina Schober und der Doktorand Stefan Danter, welche Antworten die zeitgenössische US-amerikanische Literatur auf diese Fragen bietet. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 170.000 Euro gefördert. In einem Eröffnungsvortrag am 2. Dezember um 17:15 Uhr im Raum SO 115, Schloss Ost, stellen die Literaturwissenschaftler ihr Forschungsvorhaben vor. Interessierte sind herzlich eingeladen.

    Geprägt wurde der Begriff des „Quantified Self“, des sich selbst optimierenden Menschen, im Jahr 2010 von dem Journalisten Gary Wolf. Er bezeichnet das Phänomen des Self-Tracking, also die Tendenz, sich selbst und die eigenen Körperfunktionen mithilfe neuer Technologien ständig zu vermessen und statistisch auszuwerten. Für ein umfassendes Verständnis betten die Forscher das Phänomen zunächst in den Kontext dreier Entwicklungen ein: der zunehmenden Digitalisierung, der Ökonomisierung personenbezogener Daten, sowie aktueller Fortschritte in der Biotechnologie. Daraus entwickelte Themenschwerpunkte bilden den Ausgangspunkt für die Literaturanalyse. Hierbei soll untersucht werden, wie mögliche Auswirkungen der Quantifizierung – wie Datenmissbrauch oder Verlust von Autonomie und Privatsphäre – in der aktuellen US-amerikanischen Literatur verhandelt werden und welche Lösungsvorschläge diese dafür anbietet.

    Der kultur- und literaturwissenschaftliche Blickwinkel ermöglicht dabei eine neue Sicht auf das „Quantified Self“. „Wir erstellen eine Diagnose der kulturellen Debatten, die es zum Phänomen des Self-Tracking gibt und schauen uns an, wie eine Kultur – in diesem Fall die amerikanische – damit umgeht. Die Literatur liefert uns wichtige Hinweise zum ethischen und moralischen Umgang, die eine rein naturwissenschaftliche oder technologische Beschäftigung mit der Selbstoptimierung nicht leisten kann“, so Dr. Regina Schober.

    In ihrem Forschungsprojekt, das im Research and Study Center „Dynamics of Change“ der Philosophischen Fakultät angesiedelt ist, beschäftigen sich die Amerikanisten außerdem mit der Frage, inwiefern sich die Quantifizierung aus dem Kontext der amerikanischen Kultur- und Literaturgeschichte heraus erklären lässt. „Selbstbeobachtung ist an sich kein neues Phänomen. Es lässt sich schon in den Tagebüchern von Puritanern oder der Autobiographie von Benjamin Franklin beobachten. Man kann die aktuellen Entwicklungen besser verstehen, wenn man weiß, welchen Einfluss amerikanische Werte und Vorstellungen auf die Entstehung solcher Technologien haben“, sagt Prof. Dr. Ulfried Reichardt.

    Erste Ergebnisse sollen im Rahmen einer Konferenz im März 2016 präsentiert werden. Darüber hinaus sind eine weitere internationale Konferenz sowie eine Veröffentlichung der Ergebnisse als Sammelband geplant.

    Prof. Dr. Ulfried Reichardt ist seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Amerikanistik an der Universität Mannheim. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Amerikanische Kultur- und Literaturgeschichte, Literaturtheorie und Globalisierung. Dr. Regina Schober, seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Amerikanistik, beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Netzwerkkulturen, digitalen Medien und Posthumanismus.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ulfried Reichardt
    Universität Mannheim
    Amerikanistik
    Schloss, EW 259
    68131 Mannheim
    Tel. +49 (0) 0621 / 181 2361
    E-Mail: ulfreich@mail.uni-mannheim.de

    Dr. Regina Schober
    Universität Mannheim
    Amerikanistik
    Schloss, EW 263
    68131 Mannheim
    Tel. +49 (0) 621 / 181 2365
    E-Mail: rschober@mail.uni-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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