idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.12.2015 12:01

Regionale Resilienz gegen globale Krisen

Rebecca Schweier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

    HTWK-Wissenschaftler erforschen, warum die letzte Wirtschaftskrise bestimmten Regionen wenig anhaben konnte

    Leipzig und Freiburg im Breisgau sind im Vergleich zu Dresden oder Stuttgart eher wirtschaftlich gestärkt aus der letzten globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hervorgegangen. Selbst im Krisenjahr 2009 entwickelten sich hier das lokale Bruttoinlandsprodukt und die Erwerbstätigenzahl besser als in vergleichbaren Regionen. Ein Forscherteam um Rüdiger Wink, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig), führt dies auf eine vielfältig aufgestellte Wirtschaft, eine lebendige Zivilgesellschaft und attraktive Dienstleistungen in beiden Städten zurück. Diese Ergebnisse zur Resilienz (Krisenfestigkeit) von Regionen sind nun im Springer Gabler Verlag erschienen.

    Insgesamt haben Rüdiger Wink und sein Forscherteam die Entwicklung von zehn deutschsprachigen Regionen seit 1990 untersucht. Die Krisenfestigkeit Leipzigs und Freiburgs lässt sich auf zwei entscheidende Ursachen zurückführen: „Beide Städte verfügen über einen vergleichsweise hohen Anteil lokaler Dienstleistungen, die weniger von internationalen Krisen betroffen sind“, so Rüdiger Wink. „Dazu tragen auch die vielen gut und vielseitig ausgebildeten Arbeitskräfte in der Kreativwirtschaft bei.“ Daneben, so die Analyse des Volkswirtschaftsprofessors, seien die wirtschaftlich relevanten Branchen in Leipzig und Freiburg im Unterschied zu Standorten wie Dresden oder Stuttgart viel weniger miteinander verbunden. In der Krisensituation kam es daher zu weniger Ansteckungseffekten.

    Im Vergleich mit anderen Stadtregionen in Deutschland identifizierten die Forscher wiederkehrende Reaktionsmuster auf Krisen. Für Leipzig zeigte sich: Egal ob Konjunktur- oder Branchenkrise, Naturkatastrophe oder Systemveränderung – stets halfen die starke städtische Zivilgesellschaft und die wirtschaftliche Vielfalt bei der Krisenbewältigung. Freiburg profitierte zudem von seiner frühzeitigen Orientierung an ökologischer Stadtentwicklung und einer starken Bürgerbeteiligung.

    Was aus den Analysen für die Bewältigung künftiger Krisen zu lernen ist? „Man muss stets mit positiven und negativen Schocks rechnen“, so Rüdiger Wink. „Beispielhaft zeigt sich dies an der Entwicklung der Einwohnerzahlen in Leipzig: Um die Jahrtausendwende diskutierten alle über die ‚schrumpfende Stadt‘, nun haben wir eine gegenteilige Diskussion um ausreichenden und preiswerten Wohnraum in der neuen ‚Schwarmstadt‘. Solche Entwicklungen lassen sich nicht genau vorhersehen – allerdings können Politik und Verwaltung zur Krisenprävention bereits heute strukturelle Schwächen identifizieren und abbauen. Während der Krise fehlt die Zeit für neuartige strukturelle Anpassungen. Die Voraussetzungen, um eine Krise bewältigen oder oder gar als Chance nutzen zu können, müssen bereits vorher erworben werden.“

    Die Analysen basieren auf mehreren Studien, die das Team um Rüdiger Wink von 2011 bis 2014 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Europäischen Parlaments und der Forschungseinrichtung ESPON der Europäischen Kommission durchgeführt hat. Grundlage der Studien sind Befragungen, Workshops mit Praktikern der Wirtschaftsförderung, statistische Auswertungen und Literaturauswertungen.

    Die Ergebnisse sind nun im Buch „Wirtschaftliche Resilienz deutschsprachiger Regionen“ erschienen. Die untersuchten Regionen sind: Leipzig, Chemnitz, Dresden, Stuttgart, Pforzheim, Freiburg i. Br., Dortmund, Gelsenkirchen, Uckermark, Burgenland (Österreich).

    Rüdiger Wink, Laura Kirchner, Florian Koch, Daniel Speda: Wirtschaftliche Resilienz deutschsprachiger Regionen. Wiesbaden: Springer Gabler Verlag 2016. DOI: 10.1007/978-3-658-09823-0

    Ebenfalls frisch im Springer-Verlag erschienen ist der von Rüdiger Wink herausgegebene Sammelband „Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung“. Der Sammelband reflektiert den Begriff „Resilienz“ aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickrichtungen und zeigt auf, dass das Resilienzkonzept das Potenzial eines neuen wissenschaftlichen Paradigmas birgt. Dieses Buch wird im Springer-Verlag die wissenschaftliche Reihe „Studien zur Resilienzforschung“ begründen.

    Rüdiger Wink (Hrsg.): Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung. Wiesbaden: Springer Verlag 2015. DOI: 10.1007/978-3-658-09623-6


    Weitere Informationen:

    http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-09823-0 – Informationen zum Buch „Wirtschaftliche Resilienz deutschsprachiger Regionen“ beim Springer Gabler Verlag
    http://www.springer.com/de/book/9783658096229 – Informationen zum Buch „Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung“ beim Springer Verlag


    Bilder

    Rüdiger Wink, Professor für Volkswirtschaftslehre an der HTWK Leipzig, ist Experte für Resilienzforschung.
    Rüdiger Wink, Professor für Volkswirtschaftslehre an der HTWK Leipzig, ist Experte für Resilienzfors ...
    Foto: Johannes Ernst/HTWK Leipzig
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Rüdiger Wink, Professor für Volkswirtschaftslehre an der HTWK Leipzig, ist Experte für Resilienzforschung.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).