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10.12.2015 16:25

Therapeutisches Kurzzeit-Hilfsprogramm für Flüchtlinge mit psychischen Störungen erhält Förderung

Katharina Schmatolla Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Psychologische Hochschule Berlin

    Die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles fördert das ehrenamtlich getragene Kurzzeit-Hilfsprogramm an der Psychologischen Hochschule Berlin für Flüchtlinge mit psychischen Störungen zur Prävention von psychischen Behinderungen sowie zur Unterstützung und Förderung der Integration/Inklusion in die Arbeits- und Sozialwelt. Nach dem vorzeitigen Maßnahmebeginn im November wurd dem Modellprojekt nun durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) eine Zuwendung in Höhe von 99.976,- € aus dem Bundeshaushalt bewilligt.

    Die Zahl der Flüchtlinge steigt in Deutschland seit Monaten dramatisch an, das gilt insbesondere auch für Berlin. „Viele der schutzsuchenden Menschen haben sehr schwierige oder traumatische Erfahrungen gemacht, schätzungsweise die Hälfte von ihnen leidet unter psychischen Störungen“, beschreibt Projektleiterin Prof. Eva-Lotta Brakemeier die Problematik. „Auf diesen Zustrom war das deutsche Gesundheitssystem nicht vorbereitet, so dass die zur Verfügung stehenden spezifischen Behandlungsangebote für psychisch kranke Flüchtlinge derzeit bei weitem nicht ausreichen.“ Aufgrund dieser Notlage entwickelte die Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie gemeinsam mit der Psychiaterin und Migrationsexpertin PD Dr. Meryam Schouler-Ocak das Modellprojekt, das durch die Bundesministerin Andrea Nahles und ihrem Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. Neben den großteils ehrenamtlichen Fachleuten, die in der Interpersonellen Integrativen Therapie für Flüchtlinge (IITF) sowie Interkulturellen Kompetenzen geschult wurden, unterstützen zudem in der Migrationstherapie erfahrene Sozialarbeiter und Ergotherapeuten der Charité die Patienten bei der Integration in die Arbeits- und Sozialwelt. Professionelle und geschulte Dolmetscher ermöglichen die Therapie in Muttersprache.

    Hintergrund ist das ‚Interpersonelle Integrative Modellprojekt für Flüchtlinge’, das Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier von der Psychologischen Hochschule Berlin und PD Dr. Meryam Schouler-Ocak, leitende Oberärztin der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus, gemeinsam ins Leben gerufen haben. Ziel sei es, ein schnell implementierbares Hilfsprogramm für psychisch kranke Flüchtlinge mit anerkanntem Asylverfahren zu ermöglichen, erklärt Projektgründerin Prof. Brakemeier: „Wir möchten die Flüchtlinge durch die Therapie entlasten, ihnen bei der Bearbeitung ihrer psychischen Probleme und interpersonellen Belastungen helfen und gleichzeitig ihre Integration in die Berliner Arbeits- und Sozialwelt erleichtern.“

    24 psychologische und ärztliche Psychotherapeutinnen und -therapeuten und 6 professionelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher kamen in den letzten Wochen in der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) und dem St. Hedwigs Klinikum der Charité zu besonderen Workshops zusammen. Themen waren das Training in Interkulturellen Kompetenzen sowie die Interpersonelle Integrative Therapie für Flüchtlinge (ITTF). Dabei handelt es sich um eine Modifikation der in der Depressionsbehandlung bewährten Interpersonellen Therapie (IPT), ergänzt um den Aspekt der Integration und maßgeschneidert für die spezielle Situation von Flüchtlingen.

    Seit November 2015 läuft die Umsetzung des Projektes an der PHB, im St. Hedwig Krankenhaus, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Campus Charité Mitte sowie weiteren Kliniken und Praxen Berlins. Das Behandlungszentrum für Folteropfer e.V., der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. sowie der Berufspsychologische Service der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg sind als Kooperationspartner am Projekt beteiligt. Innerhalb von sieben Monaten sollen zunächst 30 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak mit anerkannten Asylverfahren behandelt werden. Wenn sich die IITF als gut durchführbar und wirksam erweist, könnte sie in Berlin wie bundesweit schnell als Kurzzeit-Hilfsprogramm im Rahmen von stepped-care Modellen angewandt werden.

    ÜBER DIE IITF
    Die IITF ist eine Modifikation der Interpersonellen Therapie (IPT) und legt den Fokus auf die interpersonellen Belastungen im Hier und Jetzt, sowie der jüngsten Vergangenheit. Die negative gegenseitige Beeinflussung von interpersonellen Belastungen, psychischen Störungen und dadurch erschwerter Integration soll durchbrochen werden. Dazu können folgende fünf Bereiche in der intensiven Kurzzeit-Behandlung (Dauer 2 Monate) fokussiert bearbeitet werden: Integration, Rollenwechsel (Lebensveränderungen durch die Flucht), Interpersonelle Konflikte, Isolation und Einsamkeit sowie die Unterstützung in Trauerprozessen.


    Weitere Informationen:

    http://www.psychologische-hochschule.de/interpersonal-integrative-therapy-for-re...


    Bilder

    Psychologische Hochschule Berlin
    Psychologische Hochschule Berlin
    Quelle: PHB

    Bundesministerium für Arbeit und Soziales
    Bundesministerium für Arbeit und Soziales
    Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Psychologische Hochschule Berlin


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    Bundesministerium für Arbeit und Soziales


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