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14.12.2015 12:51

RUB-Theologe interpretiert das Abendmahl neu

Raffaela Römer Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Das kirchliche Ritual des Abendmahls könnte durch die Arbeit eines Bochumer Wissenschaftlers bald eine neue Bedeutung erhalten. Jan Heilmann ist überzeigt, dass Brot und Wein nicht für den Leib und das Blut Christi stehen, sondern für seine Worte. Für seine herausragende Doktorarbeit erhielt er zwei Preise.

    Jahrhundertealte Interpretation gerät ins Wanken

    Laut Johannesevangelium sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ Dieses Wort wird bis heute auf das fest im kirchlichen Gottesdienst verankerte Ritual des Abendmahls bezogen, bei dem ein Kelch mit Wein und eine Oblate gereicht werden. Sie stehen seit jeher für das Blut und den Leib Christi. Doch nun rüttelt jemand an dieser jahrhundertealten Interpretation: Jan Heilmann, ein evangelischer Theologe, der seine Doktorarbeit bei dem Bochumer Professor Peter Wick vom Lehrstuhl für Exegese und Theologie des Neuen Testaments schrieb.

    Doktorvater musste eigene Erkenntnisse revidieren

    Jan Heilmann ist überzeugt, dass das Brot kein Bild ist für das Abendmahlbrot, sondern ein Bild für die Lehre, die Jesus gibt. Diese soll verzehrt werden – bildlich gesprochen. Der Mensch lebe nicht nur vom Brot allein, sondern auch von jedem guten, von Gott geschenkten Wort. Und Jesus sei im Johannesevangelium das Wort Gottes. Der Text des Johannesevangeliums prägte somit eher ein Ritual, als dass es eines beschreibt. Gestützt wird Heilmanns Hypothese von vielen Quellen, die er akribisch recherchierte. Und damit brachte er selbst das Werk seines Doktorvaters Peter Wick ins Wanken: „Jan Heilmann ließ sich auf diese Forschung ein und dann, ich habe es zuerst gar nicht gemerkt, nahm er immer mehr Fahrt auf und überholte mich rechts. Ich habe es erst gemerkt, als es schon zu spät war. Ich war gezwungen, eigene Forschungsergebnisse – schon publizierte auch noch – zu revidieren“, sagt Wick.

    Nicht Brot, sondern Worte sollen aufgenommen werden

    Das Abendmahl sei eine Art Vesper gewesen. Der Wein sei entgegen der Meinung anderer Altertumsforscher in der Antike kein Sinnbild für Blut gewesen. „Es geht darum, die Lehre von Jesus zu hören, sie in sich aufzunehmen, als ob man sie kauen und trinken würde und zu glauben, dass Jesus selbst mit seiner Lehre existenziell verbunden ist und sein Blut vergießen wird.“ Heilmann nehme den Forschern und der Kirche mit seiner Interpretation Lieb gewonnenes weg. „Doch er gibt uns mit der Auslegung des Evangeliums auch viel. Eine Wertschätzung der gelebten Gemeinschaft in der Kirche und den Mut, nicht nur die Worte von Jesus zu hören, sondern sie regelrecht zu verspeisen.“ Jan Heilmann selbst macht deutlich, dass es im frühen Christentum keinen Ritus gegeben habe, der vergleichbar mit dem heutigen Abendmahl oder der Eucharistie gewesen sei, bei dem Brot und Wein in symbolischen Portionen als Leib und Blut Christi verspeist worden seien. Vielmehr handele es sich dabei um eine spätere Entwicklung, die mit dem Wachsen der Gemeinden zusammenhängt. Es sei nicht mehr möglich gewesen, gemeinsam zu speisen und zu trinken.
    Für seine Arbeit erhielt Jan Heilmann kürzlich den Philipp Matthäus Hahn Preis sowie den Preis der Armin Schmitt Stiftung für biblische Textforschung.

    Angeklickt

    http://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/Theologie/Neues-Testament/Wein-...

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Peter Wick, Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Exegese und Theologie des Neuen Testaments, Geschichte des Urchristentums, 44780 Bochum, Tel.0234/ 32-23103
    peter.wick@rub.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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