idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.12.2015 09:33

Physiker entdecken Material für effizienteren Energiespeicher

Britta Schlüter Communications department
Universität Luxemburg - Université du Luxembourg

    Vorhersagen von Physikern der Universität Luxemburg führten vor kurzem zur Entdeckung eines Materials mit besonderen elektrischen Eigenschaften, das das Interesse der Kunststoffindustrie weckte. Schon vor drei Jahren hatten die Luxemburger Physiker das ungewöhnliche elektrische Verhalten eines bestimmten Material-Gemisches theoretisch vorhergesagt. Diese Berechnungen konnten nun durch ein Experiment in Kooperation mit dem „Centre de Recherche Paul Pascal“ in Bordeaux in Frankreich bestätigt werden.

    Sie führten zur Entdeckung eines sogenannten High-k-Materials, das die Produktion besserer Energiespeicher, welche die Grundlage für kleinere, schnellere und effizientere Elektronik sind, ermöglichen könnte.

    Die damaligen Berechnungen des Teams rund um Tanja Schilling, Professorin für Physik an der Universität Luxemburg, waren zunächst keine so gute Nachricht für die Werkstoffforschung: Sie besagten, dass bestimmte Verbundwerkstoffe aus Kunststoff und plättchenförmigem Graphen, im Gegensatz zu solchen aus Kunststoff und stäbchenförmigen Zusätzen wie etwa Kohlenstoffnanoröhrchen, Kunststoff nicht in dem Maβe leitfähiger machen konnte wie bis dahin allgemein angenommen. Eine damals überraschende Aussage, die die Nutzung von Graphen, einem ultradünnen Kohlenstoffblatt zur Leitfähigkeitserhöhung, in Frage stellte.

    Doch diese Vorhersage führte nun zu einer höchst erfreulichen Entdeckung: Der Effekt, der die Leitfähigkeit des Kunststoff-Graphen-Gemisches in Frage stellt, führt nämlich dazu, dass es überaus gute sogenannte „dielektrische“ Fähigkeiten besitzt. Das bedeutet, dass man darin ein starkes elektrisches Feld erzeugen kann – die grundlegende Eigenschaft, um effiziente Kondensatoren herzustellen. Es handelt sich hier um winzige Bauelemente, die Energie statisch speichern können und in nahezu allen elektronischen Geräten vorkommen, wo sie unter anderem als Spannungsregulatoren oder Informationsspeicher gebraucht werden. Milliarden von ihnen stecken etwa in Computern.

    „Materialien mit hoher Dielektrizitätskonstante, sogenannte High-k-Materialien, sind begehrt“, so Tanja Schilling, Leiterin des Forschungsprojektes an der Fakultät für Naturwissenschaften, Technologie und Kommunikation der Universität Luxemburg. „Der Fund, der auf unseren Vorhersagen basiert, wurde nun sogar im renommierten Fachjournal „Nature Communications“ veröffentlicht, was uns natürlich sehr freut!“

    Die außergewöhnlichen dielektrischen Fähigkeiten des Material-Gemisches entstehen dadurch, dass seine flüssig-kristallinen Eigenschaften eine stromdurchlässige Anordnung der leitfähigen Graphenplättchen erschwert. In Kontakt mit Strom fließt dieser also nicht direkt durch das Gemisch, sondern es entsteht zunächst ein starkes elektrisches Feld. Während bei anderen Verbundwerkstoffen der stromdurchlässige Effekt der dominante ist, konnten die Luxemburger Physiker mathematisch zeigen, dass die flüssig-kristallinen Eigenschaften in dem Fall im Vordergrund stehen und für die ungeahnten elektrischen Eigenschaften sorgen.

    Das Chemieunternehmen Solvay, Partner dieses Forschungsprojekts, will nun die Forschungen rund um dieses neue High-k-Material fortsetzen, um damit in Zukunft Kunststoffe für besonders effiziente Kondensatoren und weitere Anwendungen herstellen zu können.
    –––
    Hinweise an die Redaktion:
    Der wissenschaftlichen Artikel “Graphene Liquid Crystal Retarded Percolation for New High-k Materials” wurde in “Nature Communications” veröffentlicht. (DOI: 10.1038/ncomms9700).


    Weitere Informationen:

    http://www.nature.com/ncomms/2015/151116/ncomms9700/full/ncomms9700.html?WT.ec_i... - Link zur wissenschaftlichen Publikation
    http://www.uni.lu - Homepage der Universität Luxemburg


    Bilder

    Graphenplättchen im Kunststoff-Graphen-Gemisch
    Graphenplättchen im Kunststoff-Graphen-Gemisch
    Quelle: Universität Luxemburg


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Elektrotechnik, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Kooperationen
    Deutsch


     

    Graphenplättchen im Kunststoff-Graphen-Gemisch


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).