idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.12.2015 12:20

Forschung zur häufigsten Erblindungsursache

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist in den Industrienationen die häufigste Erblindungsursache. Ein Forscherteam aus Augenärzten und Immunologen des Bonner Universitätsklinikums hat nun einen gemeinsamen Mechanismus verschiedener an der Krankheit beteiligter Prozesse entschlüsselt. Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung bieten auch Ansatzpunkte für neuartige Therapien. Nun ist die Studie im „Journal of Biological Chemistry“ veröffentlicht.

    Bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) geht die Sehschärfe im Zentrum des Blickfeldes zunehmend verloren – Autofahren, Zeitung lesen oder das Erkennen von Gesichtern wird damit unmöglich. Trotz Durchbrüchen bei der Therapie der feuchten Form der Erkrankung lässt sich die häufige trockene Form weiterhin nicht behandeln. Bei der AMD erkranken zunächst die retinalen Pigmentepithelzellen (RPE). Sie liegen unter den Sehzellen und sind für deren Ernährung und die Entsorgung ihrer Stoffwechselabfälle zuständig. Im Zuge der fortschreitenden Erkrankung werden die Pigmentepithelzellen zunehmend geschädigt, wodurch in der Folge auch die Sehzellen zugrunde gehen.

    An der Krankheit sind Entzündungsreaktionen des angeborenen Immunsystems, oxidativer Stress und eine zunehmende Ansammlung von Stoffwechselmüll in der Netzhaut beteiligt. „Inzwischen sind viele Teilaspekte der Krankheitsentstehung durch wissenschaftliche Studien identifiziert, doch das Zusammenspiel dieser Faktoren lag bislang weitgehend im Dunkeln“, sagt Privatdozent Dr. med. Tim U. Krohne von der Universitäts-Augenklinik Bonn, der die Studie leitete. Zusammen mit Prof. Dr. Eicke Latz vom Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn haben Wissenschaftler um Dr. Krohne nun entschlüsselt, wie bei der Makuladegeneration die verschiedenen Prozesse zusammenwirken können.

    Komplementkomponente C5a aktiviert Entzündungprozesse im RPE

    Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forscherteam kultivierte menschliche RPE-Zellen im Labor und fütterte sie mit Substanzen, die wie bei der AMD zu einer Anreicherung mit dem schädlichen Alterspigment Lipofuszin führten. Anschließend bestrahlten die Wissenschaftler die Zellen mit Licht, wodurch es wie bei der Augenerkrankung zu einer oxidativen Schädigung des RPE kam. Die Oxidantien in den Zellen bewirkten, dass das Inflammasom als Bestandteil des angeborenen Immunsystems aktiviert wurde. „Hierbei spielt die Komplementkomponente C5a eine wichtige Rolle, die sich bei der AMD im Bereich der Pigmentepithelzellen anhäuft“, berichtet Erstautorin Carolina Brandstetter aus Dr. Krohnes Arbeitsgruppe. Die Aktivierung des Inflammasoms führte dazu, dass die betroffenen RPE-Zellen Schaden nahmen und schließlich sogar abstarben.

    Ansatzpunkt für neuartige Therapien

    Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ihre grundlegenden Erkenntnisse zum Zusammenspiel der beteiligten Mechanismen zu neuen Therapieansätzen für die Behandlung der AMD führen. „Ein Ansatzpunkt könnte sein, das Inflammasom oder das Komplementsystem des Immunsystems zu blockieren, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen“, sagt Dr. Krohne. Vielversprechende Wirkstoffe würden derzeit von verschiedenen Forschergruppen getestet. Bis zu einer Therapie seien jedoch noch viele Schritte notwendig. „Mit dem Einblick in die zugrundeliegenden Mechanismen und darauf aufbauenden gezielten Behandlungsansätzen besteht die Hoffnung, zukünftig Erblindung durch die Makuladegeneration zu verhindern, sagt Prof. Dr. Frank G. Holz, Direktor der Augenklinik.

    Publikation: Complement component C5A primes retinal pigment epithelial cells for inflammasome activation by lipofuscin-mediated photooxidative damage, „The Journal of Biological Chemistry“, DOI: 10.1074/jbc.M115.671180

    Kontakt für die Medien:

    Privatdozent Dr. med. Tim U. Krohne
    Universitäts-Augenklinik Bonn
    Tel. 0228/28715505
    E-Mail: krohne@uni-bonn.de


    Weitere Informationen:

    http://www.jbc.org/content/early/2015/11/12/jbc.M115.671180.abstract Publikation


    Bilder

    Am Zellkulturmikroskop: Diplom-Biologin Carolina Brandstetter und Privatdozent Dr. med. Tim U. Krohne von der Universitäts-Augenklinik Bonn.
    Am Zellkulturmikroskop: Diplom-Biologin Carolina Brandstetter und Privatdozent Dr. med. Tim U. Krohn ...
    © Foto: Katharina Wislsperger/UKB
    None

    Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme menschlicher Netzhautzellen (retinale Pigmentepithelzellen): Grün dargestellt sind die Zellgrenzen, blau die Zellkerne.
    Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme menschlicher Netzhautzellen (retinale Pigmentepithelzellen): Grün ...
    © Foto: Carolina Brandstetter/UKB
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Am Zellkulturmikroskop: Diplom-Biologin Carolina Brandstetter und Privatdozent Dr. med. Tim U. Krohne von der Universitäts-Augenklinik Bonn.


    Zum Download

    x

    Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme menschlicher Netzhautzellen (retinale Pigmentepithelzellen): Grün dargestellt sind die Zellgrenzen, blau die Zellkerne.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).