idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.06.2003 11:36

FiBS zur Bildungsfinanzierung in Berlin: Durch Umstrukturierung zum Erfolg

Birgitt A. Cleuvers Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS)

    Pressekonferenz der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zum Gutachten des Kölner Forschungsinstituts

    Dr. Dieter Dohmen, der Leiter des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) stellt im Rahmen der heutigen Pressekonferenz des Berliner Landesverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Abgeordnetenhaus seine Vorschläge zur Umstrukturierung der Bildungsfinanzierung der Hauptstadt vor. Grundlage ist eine FiBS-Studie im Auftrag des Landesverbands Berlin und unterstützt vom Bildungs- und Förderungswerk der GEW, in der die Kernindikatoren der Berliner Bildungspolitik analysiert und ausgewertet werden.

    Betrachtet werden diese Indikatoren vor dem Hintergrund der Notwendigkeit zur Haushaltskonsolidierung und der wirtschaftlichen Entwicklung in Berlin.

    Insgesamt zeigt sich im Gutachten des FiBS, dass Berlins Bildungssystem, d.h. Kindertageseinrichtungen und Schule, Hochschule, nicht grundsätzlich überproportional gut ausgestattet ist. Allerdings finden sich hier auch Kennziffern, bei denen die Stadt gut abschneidet. So ist z.B, der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich überproportional, jedoch maßgeblich bedingt durch das geringe BIP der Hauptstadt. Das bedeutet, dass Berlin einen höheren Anteil am BIP für Bildung ausgeben muss, um mit anderen Bundesländern mithalten
    zu können. Unterschiede hinsichtlich der Indikatoren können sich für den Leiter des Kölner Forschungsinstituts darüber hinaus auch aus hohen Ausgabenanteilen für Sozialhilfe und Schuldendienst ergeben.

    Recht gut ausgestattet erscheint Ende der 1990er Jahre der Kita-Bereich im Vergleich zu den westdeutschen Flächenländern und Stadtstaaten. Dies beruht sowohl auf einer relativ guten Versorgung mit Krippen- und Hortplätzen als auch auf einer günstigeren Betreuungsquote und der etwas höheren Qualifikation des Personals, das zugleich auch älter und daher wohl häufiger verheiratet ist als in anderen Ländern. In Hamburg dürften z.B. massive Einsparungsmaßnahmen in den Kindertageseinrichtungen das Verhältnis beeinflusst haben. Aber auch in Berlin verringerten sich die Ausgaben von 6.564 Euro je Platz 1998 auf 4.450 Euro im Jahr 2002, u.a. aufgrund von größeren Kapazitäten.

    Die Schulen sind hingegen nicht überproportional ausgestattet. Ansatzpunkte für Modifikationen sind 1. mit Schulform und sozioökonomischem Hintergrund variierende Klassengrößen und Schüler-Lehrer-Relationen, 2. die Zusammenlegung von gymnasialen Oberstufen und damit die Vergrößerung der Einzugsbereiche sowie 3. die Vermeidung von "Um- und Nachschulungsprogrammen" durch eine zielgruppenorientiertere "Erstschulung".

    Berlins Hochschulen wirken mit Blick auf die Makro-Indikatoren (Ausgaben je Einwohner, Bildungsausgaben im Verhältnis zum BIP) überproportional ausgestattet, sind es aber auf der mikroökonomischen Ebene (Ausgaben je Studierenden) nicht unbedingt. Extrem hohe Kapazitätsauslastungen in anderen Bundesländern wie NRW, der hohe Anteil an Langzeit-Studierenden in Berlin verzerren die Betrachtung ebenso wie der hohe Anteil von Studierenden in der Berliner Bevölkerung. Auch werden in Berlin überproportional kostenintensive Fächer studiert, insbesondere Medizin, während kostengünstigere Disziplinen unterproportional belegt werden.

    Optionen für eine Reform sind nach Auffassung von Dr. Dieter Dohmen die Zusammenarbeit, Abstimmung und Profilierung der Hochschulen, so dass nicht so viele Fächer an allen Hochschulen angeboten werden. Da Berlin deutlich überproportional Studierende aus anderen Bundesländern ausbildet, würde ein Hochschulfinanzausgleich, dessen Einnahmen für Berlin auf 300 bis 350 Mio. Euro jährlich geschätzt werden, für zusätzliche Entlastung und eine gerechtere Kostenteilung sorgen. Zudem sieht der Bildungsökonom finanzielle Verbesserungschancen für die Hochschulen in der Ausschöpfung ihrer Einnahmepotenziale. Dazu zählen u.a. die Ausweitung der Weiterbildungs- und eLearning-Angebote, die Gewinnbeteiligung an spin-offs und die verstärkte Beteiligung an Nebeneinkünften der Hochschullehrer.

    "Berlins Bildungssystem zeichnet sich nicht durch eine Überausstattung im Vergleich zu anderen Stadtstaaten aus, aber es besteht durchaus Potenzial zur Effizienzsteigerung und damit zu geringeren Ausgaben", meint der Leiter des FiBS. "Das Bildungssystem muss einen Beitrag zur Konsolidierung des Berliner Haushalts leisten und kann dies auch. Effizienzverbesserungen und Einsparpotenziale sollten aber durch Reformen bestimmt werden und nicht Reformen durch Einsparpotenziale." Zu berücksichtigen sind dabei seiner Ansicht nach auch die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit und der Fachkräftemangel, ab 2015 allein schon durch die demografische Entwicklung. Dringend erforderlich sei demnach ein Bildungs-Masterplan, der neben den genannten Rahmenbedingungen auch andere Ausgabenbereiche wie die Sozialhilfe im Blick hat.

    Sperrfrist: 2. Juni 2003, 11.30 Uhr

    (Insgesamt: 62 Zeilen à ca. 90 Anschläge, 4.957 Zeichen)

    Kontakt: Birgitt A. Cleuvers (FiBS), Tel. 02 21 / 550 95 16
    Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Berichterstattung. Vielen Dank!


    Weitere Informationen:

    http://www.fibs-koeln.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).