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08.01.2016 15:07

Holm Keller verlässt die Leuphana

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

    „Die Zeit ist reif für neue berufliche Herausforderungen“ – Stiftungsrat und Präsidium bedauern Weggang – Nachfolge steht noch nicht fest

    Die Leuphana Universität Lüneburg steht vor einem Wechsel in der Führungsspitze. Holm Keller, der hauptberufliche Vize-Präsident, legt sein Amt nieder und verlässt Ende Februar die Lüneburger Hochschule vorzeitig auf eigenen Wunsch, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Stiftungsrat und Präsidium der Universität bedauern den Schritt, respektieren jedoch Kellers Wunsch nach Neuorientierung. Eine Nachfolge steht noch nicht fest. Sie soll in den nächsten Monaten geklärt werden. Als Berater für das Bauprojekt Zentralgebäude wird Keller der Universität noch weiter erhalten bleiben.

    Keller gehört der Leuphana seit 2006 an. Seine reguläre Amtszeit läuft bis 2020. Zusammen mit Präsident Sascha Spoun hatte er die grundlegende Neuausrichtung der Hochschule eingeleitet. Vor allem der Lüneburger Innovations-Inkubator sowie die Campusentwicklung mit dem neuen Zentralgebäude sind mit seinem Namen verbunden. Derzeit engagiert sich Keller stark für das Inkubator-Nachfolgeprojekt Kenup.

    Nach dem erfolgreichen Abschluss des Innovations-Inkubators und vor der Fertigstellung des Zentralgebäudes zum Jahresende begründete Keller seine Entscheidung mit dem „bestmöglichen Zeitpunkt“. „Die Weichen für den weiteren Entwicklungsprozess der Universität sind klar gestellt. Die Leuphana ist auf einem hervorragenden Weg.“ Keller dankte Stiftungsrat, Präsidium, Professorenschaft und allen Mitarbeitenden ebenso wie den politisch Verantwortlichen in Stadt, Region und Land für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und den Rückhalt besonders auch in teilweise schwierigen und turbulenten Zeiten. „Ich bin seit einem Jahrzehnt in Lüneburg. Jetzt ist die Zeit reif für eine Neuorientierung“, sagte Keller.

    Gespür für unkonventionelle Ideen

    Dr. Volker Meyer-Guckel, der Vorsitzende des Leuphana-Stiftungsrats, würdigte Keller als einen „Architekten“ der neuen Leuphana. Mit seinem feinen Gespür für unkonventionelle Themen der Zeit und seinem unermüdlichen Einsatz habe er maßgeblich dazu beigetragen, dass die Universität weit über die Grenzen Lüneburgs hinaus nationale und internationale Beachtung gefunden hat.

    Sascha Spoun, der Präsident der Leuphana, sprach von einer Zäsur. Mit Keller verliere nicht nur die Leuphana einen „Motor der Veränderung“, sondern er persönlich auch einen entscheidenden Weggefährten, der für die Neugestaltung der Hochschule viel erreicht hat. Keller stehe für Innovation und unkonventionelle Universitätsprojekte. Er habe Herausragendes geleistet. Spoun betonte zugleich, dass Kellers Entscheidung keine Auswirkungen auf seine eigenen Planungen haben werde.

    Äußeres Zeichen für den Wandel der Leuphana ist das von Keller initiierte und maßgeblich vorangebrachte Zentralgebäude aus der Hand des weltweit renommierten Architekten und Leuphana-Professors Daniel Libeskind. Der Entwurf steht sinnbildlich für das in Lüneburg verfolgte Modell einer modernen Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts auf der Grundlage von Humanismus, Nachhaltigkeit und Handlungsorientierung. Es symbolisiert den freien Ansatz, die Vielschichtigkeit der Wissenschaft sowie Offenheit, Transparenz und demokratische Verpflichtung.

    Der von Keller ebenfalls verantwortete Leuphana Innovations-Inkubator hat die Erwartungen mehr als erfüllt. Er gilt als ein Maßstab für eine neue Form wissensbasierter Regionalentwicklung. Dies bestätigten zuletzt zwei unabhängige Untersuchungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris (OECD) und des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Gestartet wurde der Inkubator 2009 als Großprojekt der Europäischen Union im Rahmen der EU-Lissabon-Strategie mit einem Gesamtvolumen von rund 98 Millionen Euro.

    Koordination von Kenup

    Zentrales Nachfolgeprojekt des Lüneburger Innovations-Inkubators ist Kenup, eine Plattform für wissensbasierte Innovationen im Gesundheitssektor. Schwerpunkte sind unter anderem die Immunisierung für Erwachsene und Personalisierte Medizin. Kenup unterstützt den sogenannten Juncker-Plan. Der EU-Kommissionspräsident will Beschäftigung und Wachstum in Europa mit einer Milliarden Euro-Investition ankurbeln. Herzstück des Juncker Plans ist ein neuer Fonds für strategische Investitionen, der innovative Projekte etwa in den Bereichen Energie, Verkehr, Gesundheit, Bildung und Forschung finanzieren und dadurch mehr als 300 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen mobilisieren soll.

    Hinter Kenup steht ein Konsortium mit bereits mehr als 80 Partnern aus 19 europäischen Ländern, dem Nahen Osten, den USA und China. Dazu zählen die Regierung von Malta, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Israels Nationales Innovationsprogramm für personalisierte Medizin, Programme aus Jordanien und Palästina, einige der weltbesten Universitäten und Forschungseinrichtungen – unter ihnen das Program on the Global Demography of Aging an der Harvard University, das MIT Media Lab, das Weizmann Institute und die Universität Zürich – sowie weitere zivilgesellschaftliche Institutionen und mehr als 20 innovative Unternehmen.

    Das Netzwerk wurde von Keller als Vertreter der Leuphana aufgebaut. In der Rechtsform einer Stiftung mit Sitz in Malta wird es in den kommenden Jahren seine Arbeit intensivieren. Holm Keller wird in diesem Zusammenhang in leitender Funktion tätig sein.

    Keller (48) studierte von 1986 bis 1992 Theaterwissenschaften an der Universität Wien und arbeitete als Komponist und Kulturjournalist für verschiedene Einrichtungen. Von 1994 bis 1996 besuchte er die Kennedy School of Government der Harvard University und erwarb dort den Master of Public Administration (MPA). Anschließend arbeitete er bis 2002 für die internationale Unternehmensberatung McKinsey, später für das Gütersloher Medienhaus Bertelsmann in London, New York und Shanghai.


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