idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.01.2016 17:13

Informatiker finden Sicherheitslücke: Eduroam-Accounts von Studierenden und Mitarbeitern gefährdet

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

    Informatiker der Uni Ulm haben eine Sicherheitslücke im Netzwerk "Eduroam"aufgedeckt. Über Eduroam verbinden sich täglich Tausende Studierende und Beschäftigte an Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt mit dem Internet. Das beunruhigende Szenario: Ohne großen Aufwand gelingt es Betrügern, sich als Eduroam-Zugangspunkt auszugeben und so Accountdaten auszuspionieren. Im schlimmsten Fall könnten diese Angreifer E-Mails im Namen der Smartphone-Besitzer verschicken oder sogar Prüfungsergebnisse verändern. Dabei lässt sich ein Eduroam-Account ganz einfach absichern.

    Täglich verbinden sich Tausende Studierende und Beschäftigte an Forschungseinrichtungen weltweit über den Dienst Eduroam mit dem Internet. Doch wer seinen Eduroam-Account auf dem Smartphone nicht ausreichend sichert, öffnet Betrügern Tür und Tor: Informatiker der Universität Ulm haben nämlich herausgefunden, dass Benutzernamen und Passwörter von Uni-Mitgliedern ohne großen technischen Aufwand ausgespäht werden können. „Datenabgreifer“ könnten Studierende zu Prüfungen an- und abmelden oder E-Mails in ihrem Namen versenden. Sind Accounts von Prüferinnen und Prüfern betroffen, wäre es sogar möglich, Noten zu verändern. Grund für diese Sicherheitslücke ist die fehlerhafte Konfiguration der Nutzerdaten auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android.

    Dabei lässt sich der Eduroam-Account ganz einfach absichern: Nutzer müssen bei der Anmeldung lediglich ein Zertifikat der Deutschen Telekom herunterladen. Doch das versäumen vor allem Smartphone-Besitzer mit dem Betriebssystem Android: „Android verwendet in den Standardeinstellungen kein solches Zertifikat und warnt Nutzer auch nicht vor möglichen Gefahren“, sagt Thomas Lukaseder vom Institut für Verteilte Systeme. Bereits vor einigen Monaten hatte der Wissenschaftliche Mitarbeiter die potentielle Sicherheitslücke entdeckt und eine entsprechende Bachelorarbeit ausgeschrieben. Der Informatikstudent Manuel Strobel benötigte dann lediglich einen handelsüblichen Laptop, um sich vor der Mensa, in Vorlesungen und auf dem Campus als Eduroam-Zugangspunkt „auszugeben“ und Accountdaten auszuspähen. Ein wichtiges Ergebnis seiner Bachelorarbeit: 47 Prozent der in Eduroam genutzten Geräte an der Universität Ulm sind angreifbar. „Hierbei handelt es sich nicht um ein alleiniges Problem der Universität Ulm. Eine ähnliche Studie aus Bochum zeigt: Auch an der Ruhr-Universität sind 52 Prozent der Eduroam-Accounts gefährdet. Wahrscheinlich sind alle Einrichtungen im Eduroam-Verbund betroffen“, betont Lukaseder. Das Kommunikations- und Informationszentrum (kiz) der Universität Ulm trifft keine Schuld: Auf der Webseite des „Rechenzentrums“ findet sich eine Anleitung zur Installation des Netzwerks, in der auf das Zertifikat der Deutschen Telekom hingewiesen wird.

    Ein weiteres Ergebnis der Bachelorarbeit: Technisches Hintergrundwissen hat offenbar keinen Einfluss darauf, ob die Einrichtung des Netzwerks korrekt durchgeführt wird. Gerade die Accounts von angehenden Informatikerinnen und Informatikern sind gefährdet, da diese Studierenden besonders oft das Betriebssysteme Android nutzen und über das eigentlich als sicher geltende Netzwerk Eduroam im Internet surfen. Auf Nachfrage waren viele Betroffene irrtümlich davon überzeugt, das Zertifikat zu verwenden.

    Natürlich hat Bachelorstudent Manuel Strobel keine Accountdaten abgespeichert, sondern lediglich die Angreifbarkeit festgestellt. Eduroam-Nutzer an der Universität Ulm und anderswo sollten dennoch ihre Einstellungen überprüfen und gegebenenfalls um das Telekom-Zertifikat erweitern. Danach sollte auch das Passwort geändert werden.

    Wissenschaftler um Professor Frank Kargl, Leiter des Instituts für Verteilte Systeme, haben schon öfter Sicherheitslücken aufgedeckt. Als nächsten Schritt will Doktorand Thomas Lukaseder weitere Betriebssysteme untersuchen und die bisherigen Ergebnisse publizieren.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-ulm.de/einrichtungen/kiz/service-katalog/netzwerk-konnektivitaet/... Anleitung zur korrekten Installation von Eduroam


    Bilder

    In seiner Bachelorarbeit hat Manuel Strobel (links) eine Sicherheitslücke im Netzwerk Eduroam aufgedeckt. Betreut wurde er von Thomas Lukaseder (rechts) vom Institut für Verteilte Systeme
    In seiner Bachelorarbeit hat Manuel Strobel (links) eine Sicherheitslücke im Netzwerk Eduroam aufged ...
    Foto: Matousek/Uni Ulm
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Elektrotechnik, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    In seiner Bachelorarbeit hat Manuel Strobel (links) eine Sicherheitslücke im Netzwerk Eduroam aufgedeckt. Betreut wurde er von Thomas Lukaseder (rechts) vom Institut für Verteilte Systeme


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).