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26.01.2016 13:44

Rostocker Bildungshistoriker in nationale Aufarbeitungskommission Kindesmissbrauch berufen

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat Prof. Dr. Jens Brachmann, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Pädagogik und Historische Wissenschaftsforschung an der Universität Rostock, in die mit Beschluss des Deutschen Bundestages vom 02.07.2015 mandatierte Unabhängige Aufarbeitungskommission Kindesmissbrauch (UAK) berufen.

    Die Kommission wird sexuellen Missbrauch in Institutionen und im familiären Kontext in der Bundesrepublik und in der DDR untersuchen, Strukturen aufdecken, die Missbrauch in der Vergangenheit ermöglicht und nachhaltige Aufarbeitung verhindert haben, Forschungsbedarf identifizieren und Eckpunkte einer gelingenden Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch modellhaft für Einrichtungen und Organisationen entwickeln. Hierzu wird die Kommission bundesweit Betroffenen das Sprechen ermöglichen, jenseits von Gerichtssälen und Therapieräumen. Zudem wird sie Zeitzeugengespräche, öffentliche Hearings und Fachveranstaltungen durchführen, schriftliche Berichte von Betroffenen auswerten, Archivrecherche und Dokumentenanalyse betreiben und vorliegende Aufarbeitungsberichte auswerten. International ist die Aufarbeitungskommission die erste Kommission, die Missbrauch in institutionellen Einrichtungen und in der Familie in den Fokus nehmen wird.

    Prof. Brachmann beschäftigt sich seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle an konfessionellen und reformpädagogischen Bildungseinrichtungen im Jahre 2010 intensiv mit Fragen sexualisierter Gewalt. Von 2011 bis 2014 leitete er ein Forschungsprojekt zur Institutionengeschichte der Vereinigung deutscher Landerziehungsheime, wobei er ausgehend von Archivrecherchen insbesondere die kulturgeschichtliche Dimension der Vorkommnisse sexualisierter Gewalt an reformpädagogischen Internaten untersuchte. Die Ergebnisse dieser Forschungen sind jüngst in einer umfassenden Monographie unter dem Titel „Reformpädagogik zwischen Re-Education, Bildungsexpansion und Missbrauchsskandal“ publiziert worden.
    Seit 2014 forscht er im Rahmen eines Teilprojektes zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule zur öffentlichen Wahrnehmung sexueller Gewalt wie zur Entstehung und Vernetzung der Tätersysteme.

    Prof. Brachmann: “Pädosexuelle Gewalt ist nicht nur ein Grundrisiko von Kindheit, sondern – das macht die kulturgeschichtliche Perspektive deutlich – ein manifestes Muster der Regulierung von Generationenbeziehungen: Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist ein prekäres Kulturmoment, das in seinem Ausmaß und in seiner verstörenden Dimension gesellschaftlich weithin unterschätzt wird. Die Klärung der Verantwortung für eine konkrete pädosexuelle Straftat muss daher stets zugleich auch überindividuell gedacht werden: Sexueller Missbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Sexueller Missbrauch ist eine kulturelle Tragödie! Ziel der Arbeit der Kommission wird es somit vor allem auch sein müssen, eine breite gesellschaftliche Debatte anzuregen, um das tatsächliche Ausmaß sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aufzuzeigen und als Unrecht anzuerkennen.“

    Kontakt:
    Prof. Dr. Jens Brachmann
    Universität Rostock
    Philosophische Fakultät
    Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und
    Historische Wissenschaftsforschung
    Tel.: 0381 498 2704
    mail: jens.brachmann@uni-rostock.de


    Weitere Informationen:

    http://www.iasp.uni-rostock.de/mitarbeiterinnen/professoren/prof-dr-jens-brachma...
    https://beauftragter-missbrauch.de/presse-service/pressemitteilungen/detail/news...


    Bilder

    Prof. Dr. Jens Brachmann
    Prof. Dr. Jens Brachmann
    (Foto: Christine Frenzl)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Jens Brachmann


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