Schweizer Whistleblower, die sich an Meldestellen wenden, haben grosses
Vertrauen in die Medien, verzichten sie doch in ihrer überwiegenden Mehrheit auf Anonymität. An die Meldestellen gelangen eher «kleine Leute» mit ihren kleinen Geschichten, die sich oft auf Arbeitsplatz- oder Nachbarschaftsstreitigkeiten beziehen, während Informantinnen und Informanten mit «grossen Geschichten» direkt investigative Medienschaffende kontaktieren. Journalistisch weiterbearbeitet werden indes nur rund ein Viertel der eingegangenen Meldungen, und nur ein ganz kleiner Teil führt zu Publikationen.
Dies sind Erkenntnisse aus dem Forschungsbericht «Whistleblower und Medien in der Schweiz – Situationsanalyse und Erkenntnisse für die Zukunft», den die Professoren Urs Dahinden und Christian Hauser zusammen mit Vincenzo Francolino und Ruth Nieffer von der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur vorgelegt haben. Der Bericht (siehe Downloads unten) ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, in dem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Kommunikations- und Medienwissenschaft und der Betriebsökonomie die Literatur gesichtet, Expertinnen und Experten befragt und das Material von drei Schweizer Meldestellen ausgewertet haben. Das Forschungsprojekt wurde von der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung finanziell gefördert.
Whistleblower sind Menschen, welche Medien oder interne Meldestellen über Fehlverhalten in Unternehmen oder Staatsbetrieben informieren. Über die praktischen Erfahrungen mit Whistleblowern in der Schweiz, über Herausforderungen und Risiken für Medien und Whistleblower und über das dabei oft angewendete Online-Meldeverfahren war bisher noch wenig bekannt.
Die Forschenden geben am Schluss ihres Berichtes Empfehlungen ab: So sollten
Journalistinnen und Journalisten kompetent juristisch beraten werden. Es sollten technische Lösungen entwickelt werden, die eine abhörsichere, verschlüsselte digitale Kommunikation zwischen Informanten und Informantinnen sowie Medienleuten ermöglichen. Whistleblowing sollte Thema der journalistischen Weiterbildung werden. Unternehmen und Behörden sollten verstärkt interne Meldestellen aufbauen, damit Missstände organisationsintern behandelt werden können. Der rechtliche Schutz von Wistleblowern in der Schweiz sollte verbessert werden. Zudem sollte eine unabhängige Beratungsstelle für Whistleblower errichtet werden.
Weitere Auskunft:
HTW Chur
Dahinden Urs, Prof. Dr.
Tel. +41 (0)81 286 39 02
Fax +41 (0)81 286 24 00
urs.dahinden@htwchur.ch
Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung
Blum Roger, Prof. Dr.
Tel. +49 160 80 107 28
mail@roger-blum.ch
Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung
Die Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung, die dieses Projekt massgeblich finanziert hat, fördert eine ganze Reihe von Medienprojekten zumeist im Bereich des praktischen Journalismus. Der sechsköpfige Stiftungsrat wird vom Anwalt Niklaus Studer präsidiert.
Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur ist eine innovative und
unternehmerische Hochschule mit rund 1600 Studierenden. Sie bildet verantwortungsvolle Fach- und Führungskräfte aus. Als regional verankerte Fachhochschule überzeugt die HTW Chur mit ihrer persönlichen Atmosphäre über die Kantons- und Landesgrenze hinaus. Mit ihrer angewandten Forschung trägt sie zu Innovationen, Wissen und Lösungen für die Gesellschaft bei. Die HTW Chur bietet Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge in den Disziplinen Informationswissenschaft, Ingenieurbau/Architektur, Management, Multimedia Production, Photonics, Technik sowie Tourismus an. Die HTW Chur betreibt in allen Disziplinen angewandte Forschung und Entwicklung, führt Beratungen durch und bietet Dienstleistungen an. Die gesamte Hochschule ist ISO 9001:2008 zertifiziert. Als erste öffentliche Schweizer Hochschule ist die HTW Chur 2009 der Initiative der Vereinten Nationen für verantwortungsvolle Ausbildung im Management, den UN Principles for Responsible Management Education, beigetreten. Die Bündner Fachhochschule ist seit dem Jahr 2000 Teil der FHO Fachhochschule Ostschweiz. Bereits 1963 begann aber die Geschichte der HTW Chur mit der Gründung des Abendtechnikums Chur
http://'Forschungsbericht - http://www.htwchur.ch/whistleblower'
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Recht
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).