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02.02.2016 12:01

Rostocker Zeithistoriker arbeiten Geschichte der Universität im Nationalsozialismus auf

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Start eines dreijährigen Forschungsprojekts

    Inwieweit hat die Mecklenburgische Landesuniversität mit Personen, Instituten, Konzepten und der Ausbildung von Studierenden dazu beigetragen, das nationalsozialistische Regime auf Landes- wie auf Reichsebene zu stärken, zu stabilisieren und im Hinblick auf die Kriegsvorbereitung bzw. Kriegsführung zu unterstützen?

    Diesen Fragen geht u.a. ein von Prof. Dr. Stefan Creuzberger und Florian Detjens, M.A., am Rostocker Lehrstuhl für Zeitgeschichte und an der dortigen Forschungs- und Dokumentationsstelle des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland angesiedeltes Forschungsprojekt nach. Das Vorhaben ist Teil des bevorstehenden 600. Universitätsjubiläums im Jahr 2019.

    Vorausgegangen ist dem Ganzen eine einjährige Machbarkeitsstudie. Diese hat gezeigt, dass vergleichbar detaillierte Untersuchungen fehlen, sieht man einmal von einer Dissertation über die Studentenschaft zwischen 1933 und 1945, einem biographischen Lexikon zu Professoren, einem Sammelband, einigen Aufsätzen sowie mehreren DDR-Publikationen im Rahmen des damaligen 550-jährigen Uni-Jubiläums 1969 ab.

    Inzwischen sind bereits der Forschungsstand rund um das Thema „Universität Rostock im Nationalsozialismus“ erschlossen und umfassende Recherchen im hiesigen Universitätsarchiv, im Stadtarchiv Rostock sowie im Landeshauptarchiv Schwerin und im Bundesarchiv durchgeführt worden. Die archivalische Überlieferungsgeschichte ist insgesamt gut. „Zugleich hat sich aber gezeigt, dass die Archivalien im Universitätsarchiv größtenteils in einem schlechten Erhaltungszustand sind. Daher haben wir entschieden, die für das Forschungsprojekt relevanten Materialien im Sinne der Bestandserhaltung zu digitalisieren“, erklärt Florian Detjens, der das Projekt wissenschaftlich bearbeitet. Die Digitalisate dienen Detjens nicht nur als ein hervorragendes Arbeitsmittel, sondern sollen langfristig anderen Archiv-Nutzern und Wissenschaftlern – möglicherweise im Rahmen eines Online-Portals – verfügbar gemacht werden.

    Damit sind wichtige Voraussetzungen erfüllt, um ab Februar 2016 mit dem eigentlichen Projekt zu starten. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht – methodisch betrachtet – eine Verflechtungsgeschichte, denn die Universität und ihre Wissenschaftler sind sowohl eng mit regionalen und überregionalen Akteuren als auch mit Institutionen verbunden. In diesem Zusammenhang soll vornehmlich die Instrumentalisierung oder gar Selbstinstrumentalisierung der Rostocker Universität für die Sache der NS-Diktatur untersucht werden. So wird etwa geklärt, warum es dort – im Kontext der „Blut-und-Boden-Ideologie“ der neuen nationalsozialistischen Machthaber – 1934 zur Gründung eines Instituts für Raumforschung kam. Auch die Schaffung der Landwirtschaftlichen Fakultät mitten in Zeiten des Krieges steht damit in enger Verbindung und wird deshalb eingehender analysiert. Zweifelsohne spielten die Wehrwissenschaften und die Rüstungsforschung in Rostock eine herausragende Rolle. Die Nähe einiger Professoren zu den Heinkel Flugzeugwerken förderte Verbindungen zur Rüstungsindustrie. „Speziell auf die Querschnittsthemen, bei denen verschiedene Wissenschaftsbereiche zusammenkommen, sollen untersucht werden. Dabei interessieren vorrangig die Interaktionen der unterschiedlichen Personen auf ihren verschiedenen Handlungsebenen“, so Projektbearbeiter Florian Detjens. Das wissenschaftliche Vorhaben ist allerdings weit mehr als eine reine Institutionengeschichte. Es soll ebenso tiefe Einblicke in den Universitäts-Alltag geben, um so die Auswirkung einer Diktatur mit totalitärem Anspruch auf eine Universität und deren vielfältige Vernetzung mit der außerakademischen Sphäre zu zeigen.

    Kontakt:
    Universität Rostock
    Lehrstuhl für Zeitgeschichte
    Forschungs- und Dokumentationsstelle des Landes Mecklenburg-Vorpommern
    zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland
    Florian Detjens, M.A.
    Tel.: +49 381 498-2707
    E-Mail: florian.detjens@uni-rostock.de


    Bilder

    Florian Detjens bearbeitet ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Universität Rostock im Nationalsozialismus.
    Florian Detjens bearbeitet ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Universität Rostock im Nationals ...
    (Foto: Julia Tetzke/Uni Rostock)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Florian Detjens bearbeitet ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Universität Rostock im Nationalsozialismus.


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