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04.06.2003 18:07

Zukunft der Kardiologie beginnt in Hamburg - per Joystick und Magnetfeld durchs Herz des Patienten

Jens Oliver Bonnet Konzernbereich Unternehmenskommunikation/Pressestelle
LBK Hamburg GmbH

    Die LBK Hamburg-Herzklinik läutet im Allgemeinen Krankenhaus St. Georg ein neues Zeitalter der Kardiologie ein. Über eine neuartige Magnetfeld-Steuerung können Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck und sein Team einen Herzkatheter exakter und schneller bis an die gewünschte Stelle im Herzen steuern, auch in Bereiche, die bisher für Kardiologen nicht erreichbar waren.

    Eine magnetische Navigation des Katheters macht es möglich. Während der Behandlung liegt der Patient in einem permanenten Magnetfeld. Der Arzt navigiert per Joystick und Fernbedienung Herzkatheter und Führungsdrähte akkurat im Herzen und in den Herzkranzgefäßen. Der Katheter lässt sich dort in alle Richtungen bewegen.

    Auf der heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Systems zeigte sich der Vorstandssprecher des LBK Hamburg, Prof. Heinz Lohmann, erfreut, dass diese zukunftsweisende Technologie erstmals in Europa in der LBK Hamburg-Herzklinik zum Einsatz kommt: "An der Standortwahl zeigt sich, dass Hamburg eine hervorragende Chance hat, eine wichtige Rolle in der Gesundheitswirtschaft zu spielen. Diese Chance muss die Stadt ergreifen, und der LBK Hamburg mit privatem Kapital wird dabei eine zentrale Rolle einnehmen. Es ist kein Zufall, dass die Weltpremiere der Joystick-gesteuerten Herzkatheter in der LBK Hamburg-Herzklinik stattfindet. Hohe Patientenzahlen und geballte medizinische Kompetenz in dem Zentrum garantieren höchste Standards in der Hochleistungsmedizin im Dienste des Patienten."

    Gesundheitssenator Peter Rehaag überzeugte sich vor Ort von den technischen Möglichkeiten des neuen Methode: "Die hier im AK St. Georg eingesetzte Technologie ist ein sehr anschauliches Beispiel dafür, mit welcher Präzisionsleistung bereits heute in Hamburg Spitzenmedizin umgesetzt wird. Der weitere Auf- und Ausbau derartiger medizinischer Kompetenzzentren ist der zukunftsweisende Weg ins neue Zeitalter der klinischen Versorgung. Dieses neue Angebot des AK St. Georg wird maßgeblich dazu beitragen, die Bedeutung der wachsenden Stadt Hamburg als Gesundheits- und Technologiezentrum bundes- und europaweit noch weiter zu etablieren."

    Die US-Amerikanische Medizintechnikfirma Stereotaxis und der Siemens-Bereich Medical Solutions kooperieren bis Ende 2003 exklusiv, um diese ganz neue Möglichkeit für die Kardiologie gemeinsam voranzutreiben. Stereotaxis ist für das gesamte Thema der magnetischen Navigation verantwortlich, Siemens für die Bildgebung im Herzkatheterlabor. Der röntgenbasierte Herzkathetermessplatz ist mit einem so genannten Flachbilddetektor ausgestattet, der unempfindlich gegenüber den Magnetfeldern der Steuereinheit ist. Die Integration und Bedienung beider Systeme haben die Firmen gemeinsam entwickelt.

    Bevil Hogg, Vorstandsvorsitzender Stereotaxis, Inc.: "Stereotaxis entwickelt ferngelenkte digitale Steuerungen für die interventionelle Kardiologie und Elektrophysiologie, um deren Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit zu fördern. Die Installation in der LBK Hamburg Herzklinik in St. Georg ist ein wichtiger Meilenstein bei der Einführung dieser Technologie in Europa. Das heute vorgestellte Niobe-System läutet eine neue Ära in der interventionellen Medizin ein, in der Computer den Ärzten helfen, ihre medizinischen Werkzeuge schneller und präziser ans Ziel zu bringen, als es bisher von Hand möglich war. Damit können sich die Ärzte auf ihre Patienten und ihre Behandlung konzentrieren, ohne sich mit mechanischen Problemen befassen zu müssen."

    Klaus Hambüchen, Geschäftsgebietsleiter für Angiographiesysteme von Siemens Medical Solutions: "Kardiologen brauchen Lösungen, die weniger invasiv, einfacher zu kontrollieren und effektiver sind. Behandlungen mit Kathetern, die heute manuell durchgeführt werden, können sehr schwierig und zeitaufwendig sein. Diese neue Methode kann den Ablauf im Katheterlabor verbessern und sogar neue kardiologische Anwendungen möglich machen."

    "Am Herzen gibt es drei Indikationsgebiete, die bisher schwer oder gar nicht zu behandeln waren," erläuterte der Herzspezialist Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck: "Das eine sind chronische Verschlüsse von Herzkranzgefäßen, bislang eine Domäne der Herzchirurgie. Wir hoffen, dass wir mit dem neuen System chronische Verschlüsse wieder eröffnen können. Wir glauben auch, dass wir mit dem neuen System komplexe Rhythmusstörungen wie zum Beispiel das Vorhofflimmern im linken Vorhof behandeln können. Das dritte ist die Behandlung der schweren Herzschwäche mit Schrittmachern, die beide Herzkammern stimulieren. Da hatten wir bisher das Problem, dass wir die Sondenelektroden nicht über die Venen bis an die optimale Stelle führen konnten."

    Für die Elektrophysiologie und interventionelle Kardiologie wird das Verfahren ein großer Fortschritt sein. Auch in der interventionellen Neuroradiologie könnte die magnetische Navigation potentiell eingesetzt werden.

    Bis Ende 2003 wird der Nutzen der neuen Technik unter strengen Studienbedingungen evaluiert. Sollte die magnetische Navigation die erwarteten Vorteile zeigen, soll sie im Anschluss an diese Evaluierungsphase auch im Routinebetrieb eingesetzt werden.

    Herzspezialist Prof. Dr. Kuck ist von der Zukunft der Magnetnavigation überzeugt: "Langfristig, also in drei bis fünf Jahren, wird diese Technologie die konventionelle Kathetertechnik komplett ersetzen."

    Info-Telefon für Anfragen von Patienten und Einweisern: Tel. (040) 2890-4711

    Technische Hintergründe:

    Im Katheterlabor werden zwei permanente Magneten aufgebaut. Diese Magneten rotieren im Inneren eines Stativs und bauen ein in jede Richtung navigationsfähiges Magnetfeld auf, das mit etwa 0,1 Tesla ungefähr das 2000fache des Erdmagnetfelds beträgt. Während der Behandlung navigiert der Kardiologe über eine Richtungsänderung des Magnetfelds einen speziell entwickelten Katheter zur gewünschten Position im Inneren des Herzens. Die Permanentmagneten kontrollieren den Katheter so, dass er sich in alle Richtungen bewegen lässt. Der Katheter selbst hat auch einen kleinen permanenten Magneten auf der Spitze. Das Röntgensystem von Siemens liefert mit seiner Durchleuchtungstechnik die klinischen Bilder, ist auf maximalen Strahlenschutz ausgelegt und einfach zu bedienen. Es ist mit einem Flachbilddetektor ausgestattet und wandelt sofort die Bilddaten in digitale Bilder um, die im Krankenhaus-Netzwerk zur Verfügung stehen. Alle Details auf dem klinischen Bild sind genau und kontrastreich zu erkennen. Über ein ebenfalls von der Firma Stereotaxis geliefertes Vorschubmodul für den Katheter kann die gesamte Kathetersteuerung aus dem Kontrollraum durchgeführt werden. Ein großer Vorteil für den Kardiologen, der damit nicht mehr während des gesamten Eingriffs neben dem Patienten stehen und den sonst aus Strahlenschutzgründen nötigen schweren Bleimantel tragen muss. Denkbar ist sogar, dass Patient und Arzt nicht einmal am selben Ort sein müssen: Telemedizin macht es möglich.


    Weitere Informationen:

    http://www.lbk-herzklinik.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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