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15.02.2016 15:11

Erbgut aller Stämme des Gibbon-Leukämievirus vollständig entschlüsselt

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Berliner Wissenschaftler haben das komplette Erbgut aller fünf bekannten Stämme des Gibbon Affen Leukämievirus (GALV) entschlüsselt. Die Forscher zeigen, dass Teile der Virengenome durch Selektion geformt wurden. Dies geschah höchstwahrscheinlich in Folge der Selektion durch das Immunsystem der Wirte. GALV sind krankheitsauslösende Erreger, die beispielsweise Leukämie verursachen. Bisher wurden diese Erreger nur bei in Gefangenschaft lebenden Primaten isoliert. In der biomedizinischen Forschung werden die Gibbon Affen Leukämieviren bei der Bekämpfung von Krebs eingesetzt.

    Die Gibbon Affen Leukämieviren (GALVs) gehören zu den wichtigsten retrovirale Vektoren aufgrund ihrer Verwendung im Gentransfer und in der Gentherapie von Krebs. Trotz ihrer herausragenden biomedizinischen Bedeutung blieb die Bestimmung der gesamten Genome von allen fünf identifizierten Stämmen bis jetzt unaufgeklärt. Auch die Evolutionsgeschichte wurde erst jetzt beschrieben.

    Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben das Erbgut aller fünf bekannten GALV-Stämme vollständig entschlüsselt. Dabei kamen die Methoden der gezielten Anreicherung von DNA und die Hoch-Durchsatz-Sequenzierung zum Einsatz.

    Bisher wurden GALVs nur von in Gefangenschaft lebenden Primaten, in erster Linie Gibbon Affen isoliert. Und dass, obwohl man stark annimmt, dass sich der ursprüngliche Wirt unter den Nagetieren oder Fledermäusen befindet.

    Die Erforschung der Stammesgeschichte anhand einer neu erzeugten Genomsequenz der GALVs ergab, dass vier der von Gibbons isolierten Virenstämme in enger Verwandtschaft zum Wollaffenvirus stehen. Der Wollaffenvirus stammt wahrscheinlich von einem Gibbon.

    Insgesamt bilden die GALVs eine Schwestergruppe der bekannten Koala-Retroviren (KoRVs). Die ausführliche Untersuchung der Evolutionsgeschichte von GALV ergab, dass GALV und KoRV einen selektiven Druck auf Proteine des Wirtes ausüben. Dass lässt vermuten, dass das Immunsystem des Wirtes die Viren zwingt sich anzupassen. Interessant ist, dass diese Selektionsdrücke besonders bei krankheitsauslösenden Viren auftreten. Dabei handelt es sich um onkogene GALV-Stämme und um exogene KoRV-Stämme.

    GALV gehört zu der großen Gruppe der krankheitserregenden Gammaretroviren, die in verschiedenen australischen Säugetieren vorkommen. Mit GALV verwandte Viren werden regelmäßig in anderen Wildtierarten wie Nagern und Fledermäusen entdeckt. Das Verständnis um die Diversität und Evolution der krankheitserregenden Viren ist von entscheidender Bedeutung. Nur mithilfe der Erkenntnisse um die Entstehung und Ausbreitung solcher Viren ist eine erfolgreiche Bekämpfung möglich.

    Publikation:
    Alfano N, Kolokotronis SO, Tsangaras K, Roca AL, Xu W, Eiden MV, Greenwood AD (2015): Episodic diversifying selection shaped the genomes of gibbon ape leukemia virus and related gammaretroviruses. J VIROL. Doi:10.1128/JVI.02745-15

    Kontakt:
    Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW)
    im Forschungsverbund Berlin e.V.
    Alfred-Kowalke-Str. 17
    10315 Berlin

    Niccoló Alfano
    Tel.: +49 30 5168-455
    alfano@izw-berlin.de

    Prof. Alex D. Greenwood
    Tel.: +49 30 5168-255
    greenwood@izw-berlin.de

    Steven Seet (Presse)
    Tel.: +49 30 5168-125
    seet@izw-berlin.de

    Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist eine national und international renommierte Forschungseinrichtung, die anwendungsorientierte und interdisziplinäre Grundlagenforschung in den Bereichen Evolutionsökologie und -genetik, Wildtierkrankheiten, sowie Reproduktionsbiologie und -management bei Zoo- und Wildtieren betreibt. Aufgabe des IZW ist die Erforschung der Vielfalt der Lebensweisen, der Mechanismen evolutionärer Anpassungen und der Anpassungsgrenzen inklusive Krankheiten von Zoo- und Wildtieren in und außerhalb menschlicher Obhut sowie ihrer Wechselbeziehungen mit Mensch und Umwelt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind Voraussetzung für einen wissenschaftlich begründeten Artenschutz und für Konzepte der ökologischen Nachhaltigkeit der Nutzung natürlicher Ressourcen. Das IZW gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB), einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. In ihnen arbeiten mehr als 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.


    Weitere Informationen:

    http://www.izw-berlin.de


    Bilder

    Gibbon.
    Gibbon.
    Quelle: Foto: IZW/Linda Tanner


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Gibbon.


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