idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.02.2016 15:20

Spezialisierte Behandlungen an Universitätsklinika

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Eine aktuelle Untersuchung der Charité – Universitätsmedizin Berlin setzt den tatsächlichen Behandlungsaufwand und dessen Abbildung im geltenden Abrechnungssystem (DRG) am Beispiel von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ins Verhältnis. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehören zu den komplexeren Erkrankungen in diesem Gebiet. Oft werden sie mit großem Aufwand multidisziplinär im Rahmen spezialisierter Hochschulmedizin therapiert. Die damit verbundenen Kosten finden sich aber nicht in pauschalen Abrechnungen wieder, wie die Wissenschaftler zeigen. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift PLOS ONE* veröffentlicht.

    Nationales DRG-System bildet komplexere Erkrankungen nicht hinreichend ab

    Aufgrund ihrer Spezialisierung und technischen Ausstattung sind Universitätsklinika in besonderem Maße mit der fachgerechten Betreuung von Patienten betraut, die unter seltenen oder besonders schweren Erkrankungen leiden. Dazu zählen unter anderem die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Eine lebenslange spezialmedizinische Behandlung, die oft schon im Kindes- und Jugendalter beginnt, beinhaltet unter anderem kontrastmittelgestützte Bildgebung, interventionelle Endoskopie, den vermehrten Einsatz von Blutprodukten, antimikrobiellen Substanzen, Immuntherapeutika und Biologika, in einigen Fällen auch eine Organtransplantation. Bei der Abrechnung der erbrachten Leistungen stehen die Kliniken vor ökonomischen Herausforderungen. Seit 2004 gilt in Deutschland ein für alle Plankrankenhäuser verbindliches Pauschalabrechnungssystem. Basierend auf sogenannten Diagnosis Related Groups (DRG) werden hierbei die Kosten stationärer Behandlungen anhand von Fallgruppen mit methodischer Ähnlichkeit pauschal vergütet.

    „Insbesondere bei der Behandlung komplexer Erkrankungen erscheint uns das DRG-Abrechnungskonzept problematisch, da es aufgrund seiner Berechnungsgrundlage einzelne Krankheitsbilder nicht hinreichend abbildet“, sagt Prof. Dr. Daniel C. Baumgart, Geschäftsführender Oberarzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie am Campus Virchow Klinikum der Charité. „Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen benötigen eine intensivere Pflege und aufwendigere Behandlungen als andere Patienten mit Erkrankungen des Verdauungstraktes. Sie profitieren insbesondere von der Betreuung durch multidisziplinäre Teams an Universitätsklinika.“

    Die aktuelle Studie bezieht in ihre Analyse mehr als 3000 klinische Fälle ein und zeigt erstmals detailliert die wirklichen finanziellen Aufwendungen für eine stationäre, hochschulmedizinische Behandlung von Patienten, die unter Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leiden, im Vergleich zu den finalen Erlösen. Es ist die erste Untersuchung dieser Art in einem europäischen DRG-System.
    „Der finanzielle Mehraufwand bei komplexen Behandlungen wird nicht in den nativen DRGs abgebildet und nur teilweise durch Zusatzentgelte aufgefangen“, so Prof. Baumgart. „Das DRG-System setzt zudem falsche Anreize für eine erlösvorteilhafte Therapie, was nicht im Sinne einer verantwortungsbewussten Betreuung von Patienten sein kann,“ ergänzt der Gastroenterologe. Stark spezialisierte Fachdisziplinen, seltenere Krankheitsbilder und entsprechende Behandlungsverfahren sehen sich einem zunehmenden Selektionsdruck ausgesetzt.

    *Daniel C. Baumgart, Marie le Claire. The Expenditures for Academic Inpatient Care of Inflammatory Bowel Disease Patients Are Almost Double Compared with Average Academic Gastroenterology and Hepatology Cases and Not Fully Recovered by Diagnosis-Related Group (DRG) Proceeds. PLoS One. 2016 11(1):e0147364. http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0147364

    Kontakt:
    Prof. Daniel C. Baumgart
    Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie
    Campus Virchow Klinikum
    t: +49 30 450 553 836
    E-Mail: daniel.baumgart@charite.de

    Links:
    Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie
    http://hges.charite.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).