Leipzig – Die gesundheitlichen Schäden und Effekte von Cannabis sind nicht ausreichend untersucht. Das geht aus einem aktuellen Positionspapier hervor, das die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften veröffentlicht hat. Angesichts der aktuellen Debatte um die Legalisierung der Droge fordern Lungenfachärzte, auch die Folgen für Lunge und Herz-Kreislauf-System zu berücksichtigen. Über die gesundheitlichen Aspekte von Marihuana und Haschisch berichten Experten auf der heutigen Eröffnungs-Pressekonferenz anlässlich des 57. Kongresses der DGP in Leipzig.
Schätzungsweise 600 000 Erwachsene in Deutschland konsumieren Cannabis in schädlichen Mengen oder sind sogar abhängig. Der Cannabiskonsum in der Gruppe der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen erhöhte sich von 2011 bis 2014 von 2,8 auf 6,4 Prozent, die Verbreitung des regelmäßigen Konsums von 0,2 auf 1,5 Prozent. Professor Dr. med. Michael Kreuter vom Universitätsklinikum Heidelberg hält es im Rahmen der aktuellen Legalisierungsdebatte für wichtig, die genauen gesundheitlichen Auswirkungen des Cannabiskonsums daher differenziert zu betrachten. „Konsumenten und Befürworter von Cannabis verharmlosen die gesundheitsschädlichen Effekte und verbreiten vermeintliche Fakten über die heilsame Wirkung der Droge, die wissenschaftlich nicht ausreichend belegt sind“, ergänzt DGP-Präsident Professor Dr. med. Berthold Jany.
Bisher ist nur wenig darüber bekannt, dass Cannabis die Gesundheit schädigt. Insbesondere was Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft, mehren sich jedoch die Daten dazu. „Da die meisten Konsumenten auch normalen Tabak rauchen, ist zwar nicht ganz eindeutig festzustellen, welchen zusätzlichen Schaden Cannabis verursacht“, erklärt Kreuter im Vorfeld des DGP-Kongresses. „Gesichert ist jedoch, dass der inhalative Konsum von Cannabis zu einer chronischen Bronchitis führen kann. Unbehandelt kann diese in eine chronisch-obstruktive Form übergehen: Die Lunge verliert ihre Funktion, Sauerstoff aufzunehmen“, ergänzt er. Da Cannabis viele krebserregen-de Stoffe enthält, hält der Experte auch einen Zusammenhang mit Lungenkrebs für wahrscheinlich.
Belegt ist zudem, dass langfristiger, regelmäßiger Konsum von Cannabis – insbesondere bei Her-anwachsenden – das Risiko für körperliche und psychische Entwicklungsstörungen wie Schlafstörungen oder Psychosen erhöht. Die Datenlage zu einem möglichen therapeutischen Nutzen von Cannabis ist nur gering. „Hier fehlen insbesondere systematische, qualitativ hochwertige Untersuchungen, die eine positive Wirkung belegen“, sagt Kreuter. Welche medizinischen Aspekte in der Debatte um den gesellschaftlichen Umgang berücksichtigt werden sollten, erörtern Experten auf der Pressekonferenz in Leipzig.
Das Positionspapier, an dem auch Suchtmediziner, Kardiologen und Kinder- und Jugendärzte mitgewirkt haben, ist auf Anfrage bei der Kongress-Pressestelle der DGP erhältlich.
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Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Lungenstiftung (DLS)
Termin: 3. März 2016, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig (CCL); Vortragsraum 10
Anschrift: Messe-Allee 1 (Eingang Glashalle), 04356 Leipzig
Themen und Referenten:
Seltene Lungenerkrankungen immer häufiger behandelbar: Warum sich Forschung auch für wenige Patienten „lohnt“
Professor Dr. med. Hubert Wirtz, Tagungspräsident, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, Abteilung für Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig
COPD-Therapie: Wie Inhalatoren-Vielfalt und Rabattverträge die Patientensicherheit gefährden
Professor Dr. med. Claus Vogelmeier, Vorstandsvorsitzender der DLS, Direktor der Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie des Universitätsklinikums Gießen/Marburg, Marburg
Neue Empfehlungen der DGP zur Tabakkontrolle – Deutschland muss WHO-Vorgaben bis Mai 2016 umsetzen
Professor Dr. med. Berthold Jany, Präsident der DGP, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin der Missionsärztlichen Klinik, Würzburg
Wirksame Methoden zum Rauchstopp – entwöhnst du schon, oder schimpfst du noch?
Professor Dr. med. Stefan Andreas, Ärztlicher Leiter der Lungenfachklinik Immenhausen, Pneumologische Lehrklinik der Universitätsmedizin Göttingen, Immenhausen
Das erste Lehrbuch für Atmungstherapeuten
Dr. med. Ortrud Karg, Fachärztin für Innere Medizin, Asklepios Fachkliniken, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie, München-Gauting
Wer sich schont, stirbt früher: Sport und Bewegung helfen bei chronischen Lungenerkrankungen
Privatdozent Dr. med. Henrik Watz, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Geschäftsführer Pneumologisches Forschungsinsitut an der LungenClinic Grosshansdorf
Moderation: Anna Voormann, Kongress-Pressestelle der DGP, Stuttgart
Pressekontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und
Beatmungsmedizin e. V.
Kongress-Pressestelle
Lisa Ströhlein | Irina Lorenz-Meyer
Postfach 30 11 20 | 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-459 |-642
Fax: 0711 8931-167
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lorenz-meyer@medizinkommunikation.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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