idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.03.2016 23:00

Neuer Ansatz zur Verhinderung von Herzinfarkten identifiziert

Rüdiger Labahn Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

    Internationaler Forschungsverbund unter Leitung von Lübecker Wissenschaftlerinnen findet neue Zielmoleküle für die Arzneimittelforschung

    Vier Jahre lang wurden fast 200.000 Herzinfarktpatienten und gesunde Kontrollpersonen für eine der weltweit größten genomweiten Assoziationsstudien, durchgeführt im Rahmen des Forschungsverbunds „Myocardial Infarction Genetics and CARDIoGRAM Exome”, untersucht. Mehr als 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 15 Ländern haben in 13.000 Genen nach seltenen Mutationen gesucht, die das Herzinfarktrisiko beeinflussen. Insgesamt viermal wurden sie fündig. Zwei der Gene sind bereits Ziel von Medikamenten, die das Herzinfarktrisiko reduzieren sollen (PCSK9 und LPA). Jetzt ist mit ANGPTL4 ein weiterer, sehr vielversprechender Kandidat für die Prävention hinzugekommen.

    Die Studie wurde von Prof. Jeanette Erdmann und Dr. Christina Willenborg vom Institut für Integrative und Experimentelle Genomik sowie Prof. Inke R. König und Dr. Paola G. Ferrario vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik an der Universität zu Lübeck maßgeblich geleitet. Die vorliegende Studie zeigt beeindruckend, dass durch die Analyse genetischer Daten neue Zielmoleküle für die Arzneimittelforschung identifiziert werden können.

    Im Zentrum der heute im renommierten New England Journal of Medicine vorgestellten Studie steht die Lipoproteinlipase - ein Enzym, welches den Abbau von Triglyzeriden im Blut bewirkt. Triglyzeride werden zunehmend als Risikofaktor für einen Herzinfarkt gesehen. Es konnten nun zwei Genvarianten gefunden werden, die die Aktivität der Lipoproteinlipase entweder steigern oder senken, entsprechend wurde das Herzinfarktrisiko gesenkt oder erhöht. Die Lipoproteinlipase, kurz auch als LPL bezeichnet, wird zudem durch weitere Gene, aber auch durch Diät und den Lebensstil reguliert. Schlussfolgernd zeigen nun die vorliegenden Daten, dass Varianten die zum Funktionsverlust führen in Genen, die die Lipoproteinlipase normalerweise bremsen - somit LPL eher aktivieren - das Herzinfarktrisiko nachhaltig senken können.

    „So konnten wir im Gen, das für Angiopoietin-like 4 oder kurz ANGPTL4 kodiert, inaktivierende Varianten identifizieren, die vor einem Herzinfarkt schützen. Tatsächlich bremst ANGPTL4 unter normalen Bedingungen die Lipoproteinlipase; inaktivierende Varianten im ANGPTL4 Gen verhindern dies und führen zu einem geringerem Gehalt an Triglyzeriden im Blut, dies wirkt sich positiv auf das Herzinfarktrisiko aus“, erläutert Professorin Jeanette Erdmann, Direktorin des Institutes für Integrative und Experimentelle Genomik an der Universität zu Lübeck.

    „Obwohl die von uns gefundenen schützenden Varianten im ANGPTL4 Gen selten sind, zeigen sie uns aber ein mögliches Angriffsziel für neue Arzneimittel“ erläutert Prof. Inke König vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik.

    „Jetzt gilt es Medikamente zu entwickeln, die die Effekte der Mutationen nachahmen“, blickt Prof. Heribert Schunkert, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München und vormals Professor an der Universität zu Lübeck, in die Zukunft. In der Tat wird in der gleichen Ausgabe des New England Journal of Medicine eine solche Studie vorgestellt. So sanken bei Affen, die einen neutralisierenden Antikörper gegen ANGPTL4 bekamen, die Blutfette drastisch ab.

    Referenz
    The Myocardial Infarction Genetics and CARDIoGRAM Exome Consortia Investigators. Coding Variation in ANGPTL4, LPL, and SVEP1 and Risk of Coronary Disease. New England Journal of Medicine 2016, published online first March 02, 2016


    Bilder

    Genetische Varianten mit Einfluss auf den Lipoprotein-Lipase-Signalweg und das Herzinfarktrisiko
    Genetische Varianten mit Einfluss auf den Lipoprotein-Lipase-Signalweg und das Herzinfarktrisiko
    Quelle: Erdmann

    Prof. Dr. Jeanette Erdmann
    Prof. Dr. Jeanette Erdmann
    Quelle: Uni Lübeck


    Anhang
    attachment icon Prof. Dr. Inke König

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Genetische Varianten mit Einfluss auf den Lipoprotein-Lipase-Signalweg und das Herzinfarktrisiko


    Zum Download

    x

    Prof. Dr. Jeanette Erdmann


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).