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29.03.2016 10:00

UDE arbeitete an EU-Projekt mit: Menschenhandel bekämpfen

Ulrike Bohnsack Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Die meisten Opfer von Menschenhändlern werden sexuell ausgebeutet, und das trifft mit 96 Prozent fast ausschließlich Frauen. Zu der Genderdimension von Menschenhandel hat die Europäische Kommission jetzt einen Bericht veröffentlicht, an dem Soziologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) mitgearbeitet haben.

    In der EU gibt es keine einheitliche Linie, wie mit käuflicher Liebe umgegangen wird. In Deutschland und den Niederlanden etwa ist sie erlaubt. Aber lässt sich der Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung verringern, wenn man die legale Prostitution reguliert? Dies untersuchte ein internationales Team der Lancaster University und der UDE im Auftrag der Europäischen Kommission. Prof. Karen A. Shire, Dr. Birgit Apitzsch und Markus Tünte (UDE) schauten dabei besonders auf zwei Städte: Dortmund und Amsterdam.

    „Beide gehen neue Wege, Prostitutionsstätten zu genehmigen, zu regulieren und zu kontrollieren“, erklärt Dr. Birgit Apitzsch. „In Dortmund müssen Bordelle dem Gewerbeamt gemeldet sein, und in der Regel braucht der Betreiber eine Konzession. Dadurch kann seine Zuverlässigkeit geprüft und Kriminellen die Konzession versagt werden.“

    Geschaut wird außerdem, ob es Anhaltspunkte für Menschenhandel, für Zuhälterei und andere Formen von Kriminalität gibt, d.h. Frauen beispielsweise überwacht oder gezwungen werden, und ob Mindeststandards für Sicherheit und Hygiene eingehalten werden. Polizei und Ordnungsamt kontrollieren das regelmäßig.

    Amsterdam hingegen untersagt Doppelschichten. Bordellbetreiber haben anwesend zu sein und zu dokumentieren, dass sie Hygiene und bestimmte Arbeitsbedingungen einhalten; sie sind verantwortlich dafür, dass Frauen sich nicht unfreiwillig anbieten. Selbstständige Sexarbeiterinnen müssen sich bei der Handelskammer registrieren. Wie in Dortmund können die Behörden auch hier Geschäftsmodelle wie etwa Flatrate-Sex verbieten.

    „Ämter und Polizei in beiden Städten setzen außerdem auf einen vertrauensvollen Umgang mit Prostituierten, sind ansprechbar für sie und kooperieren eng mit Beratungsstellen“, betont Markus Tünte. „Dies ist wichtig, um Opfer von Menschenhändlern zu erkennen und zu betreuen.“

    Die UDE-Autoren empfehlen, die Lizensierung von Bordellen und anderen Prostitutionsstätten bundesweit einheitlich zu regeln – und die Beratungsstellen besser zu finanzieren. „Indem sie sich um Opfer von Menschenhändlern kümmern, unterstützen sie auch deren Strafverfolgung. Sie tragen sehr dazu bei, diese Form von organisierter Kriminalität zu bekämpfen“, so Apitzsch.

    Das Thema beschäftigt das EU-Parlament; es arbeitet an einer entsprechenden Resolution, in die die Projektergebnisse einfließen. Derweil sind die Wissenschaftler weiter gefragt: Arbeitsausbeutung ist ein anderer lukrativer Markt für Menschenhändler. Auch hierzu hat die Europäische Kommission eine Studie in Auftrag gegeben. Beteiligt sind wiederum die Universitäten Duisburg-Essen und Lancaster.

    Der englischsprachige Bericht ist hier abrufbar: https://ec.europa.eu/anti-trafficking/eu-policy/study-gender-dimension-trafficki...

    Weitere Informationen: Institut für Soziologie
    Prof. Karen Shire, Tel. 0203/379-4048, karen.shire@uni-due.de; Dr. Birgit Apitzsch, Tel. 0203/379-1038, birgit.apitzsch@uni-due.de, Markus Tünte, Tel. 0203/379-2003, markus.tuente@uni-due.de


    Weitere Informationen:

    https://ec.europa.eu/anti-trafficking/eu-policy/study-gender-dimension-trafficki...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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