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08.04.2016 13:10

Von der Archäologie zur Industrie: Analyse von Oberflächen als Beispiel für Wissenstransfer

Mag. Mark Hammer Marketing und Unternehmenskommunikation
Fachhochschule St. Pölten

    Das EU-Projekt „3D-Pitoti “ untersuchte in Norditalien prähistorische Felsgravuren mit moderner Medientechnik. Dabei wurden Verfahren für 3D-Scans und die automatische Analyse der Daten weiterentwickelt. Diese Techniken könnten in Zukunft auch in der Industrie eingesetzt werden.

    Im norditalienischen Tal Valcamonica haben Menschen prähistorischer Kulturen mehr als 50.000 Bilder, sogenannte Pitoti, in den Fels gemeißelt. Die meist Jahrtausende alten Darstellungen von Menschen, Gegenständen und abstrakten Mustern sind jedoch nur schwer zugänglich – und verletzlich. Das EU-Projekt 3D-Pitoti erfasste in den letzten drei Jahren den Stand der Gravuren und machte diese mit moderner Medientechnik für ein breites Publikum zugänglich. Der Einsatz von 3D-Kameras, Drohnen und neuen Analysemethoden erleichterte zudem Archäologinnen und Archäologen ihre Arbeit.

    Dritte Dimension der Felsgravuren
    Im Rahmen des Projekts wurde erstmals die dreidimensionale Struktur der Steinbilder untersucht und aufgezeichnet. In diesem Projekt arbeitete die FH St. Pölten unter der Leitung der Universität Nottingham an der Entwicklung intelligenter Datenverarbeitungstechnologien, um Strukturen in den 3D-Daten der Steinfiguren zu erkennen und nutzbar zu machen.

    Altersbestimmung am Fels
    Die detaillierte Analyse der dreidimensionalen Werkzeugspuren im Stein zeigt, in welchen Schritten übereinander gravierte Figuren bearbeitet wurden. „Diese Analyse der Arbeitsschichten ermöglicht das relative Datieren der Figuren, denn eine Altersbestimmung mittels Kohlenstoffmethode ist am Stein nicht möglich“, erklärt Markus Seidl, Leiter des Instituts für Creative\Media/Technologies (IC\M/T) und Projektleiter für „3D-Pitoti “ an der FH St. Pölten.

    Bei der klassischen archäologischen Analyse wurden die Steinbilder in einem langwierigen Prozess von der Steinoberfläche abgepaust. Das Untersuchen der feinen dreidimensionalen Spuren so wie es das Projekt 3D-Pitoti verwirklicht ist bei der klassischen Dokumentation nicht möglich. Seidl hat mit Kolleginnen und Kollegen im Projekt zudem eine Methode zum automatisierten Vergleich einer hohen Zahl an Abbildern von mehreren Fundorten entwickelt. Auch dies erleichtert die Altersbestimmung, denn ähnliche Symbole stammen meist aus der gleichen Zeit.

    Verbesserte Denkmalpflege
    Am Projekt beteiligt war auch das deutsche Unternehmen ArcTron 3D. Es arbeitet im Bereich der Vermessungstechnik und nutzt Methoden des 3D-Laserscannings und der Photogrammetrie. „Für uns war die intensive Zusammenarbeit mit den verschiedenen universitären Partnern hochinteressant. Wir halten den Beitrag der FH St. Pölten zur Mustererkennung in 2D und 3D für besonders wertvoll und zukunftsweisend. Sollte sich dieser Ansatz zukünftig weiterverfolgen lassen, würden sich insbesondere für Forschungen in der Archäologie und Denkmalpflege zahlreiche Möglichkeiten ergeben, automatisiert Strukturen in 3D-Daten zu erkennen und zu klassifizieren. Zurzeit ist dies für die eigentliche Aufgabenstellung im Projekt, die prähistorische Felsbildkunst, möglich, doch die Technik wird in diesem Bereich zahlreiche neue Perspektiven eröffnen“, sagt Martin Schaich, ausgebildeter Archäologe und Geschäftsführer von ArcTron 3D.

    Die Technik der FH St. Pölten wurde auf der international führenden Digital-Heritage-Konferenz in Granada 2015 mit dem „Best Paper Award“ ausgezeichnet.

    Anwendung in der Industrie
    „Wir haben mit den Partnerinnen und Partnern im Projekt Machine-Learning-Verfahren zur Oberflächenklassifikation entwickelt: Bearbeitete werden von unbearbeiteten Flächen unterschieden und große Mengen an 3D-Daten werden automatisch verarbeitet, um Muster zu erkennen. Dies lässt sich auch für bildgebende Verfahren in der Industrie einsetzen, etwa zur Materialprüfung, zur Analyse von Oberflächen und in der Qualitätssicherung“, sagt Seidl. So könnten zum Beispiel an gefrästen Oberflächen feine Krater und Risse erkannt werden. Solche möglichen Anwendungen sind ein Beispiel für den Einsatz moderner Medientechnik in der sogenannten „Industrie 4.0“.

    Radiobeitrag
    Vor Kurzem war Markus Seidl zum Thema zu Gast auf einen „Campus Talk“ im Campus & City Radio 94.4. Sendung zum Nachhören:
    https://www.fhstp.ac.at/de/newsroom/news/medientechnik-in-archaeologie-und-indus...

    Projekt 3D-Pitoti
    Das Projekt “3D Pitoti – 3D acquisition, processing and presentation of prehistoric European rock-art” wird von der Europäischen Union im Rahmen des 7. Rahmenprogramm finanziert. Projektpartner sind die Universität Nottingham (Human Factors Research Group/Faculty of Engineering, Leitung), die Universität Cambridge, die Bauhaus Universität Weimar, die Technische Universität Graz, die ARCTRON 3D GMBH sowie ASSOCIAZIONE CENTRO CAMUNO DI STUDIPREISTORICI ED ETNOLOGICI. Laufzeit: März 2013 bis Februar 2016
    https://www.fhstp.ac.at/de/forschung/projekte/pitoti-3d
    http://3d-pitoti.eu

    Über die Fachhochschule St. Pölten
    Die Fachhochschule St. Pölten ist Anbieterin praxisbezogener und leistungsorientierter Hochschulausbildung in den sechs Themengebieten Medien & Wirtschaft, Medien & Digitale Technologien, Informatik & Security, Bahntechnologie & Mobilität, Gesundheit und Soziales. In mittlerweile 17 Studiengängen werden rund 2.600 Studierende betreut. Neben der Lehre widmet sich die FH St. Pölten intensiv der Forschung. Die wissenschaftliche Arbeit erfolgt zu den oben genannten Themen sowie institutsübergreifend und interdisziplinär. Die Studiengänge stehen in stetigem Austausch mit den Instituten, die laufend praxisnahe und anwendungsorientierte Forschungsprojekte entwickeln und umsetzen.

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    FH-Prof. Dipl.-Ing. Markus Seidl
    Leiter IC\M/T - Institut für Creative\Media/Technologies
    T: +43/2742/313 228 - 245
    M: +43/2742/676/847 228 245
    E: markus.seidl@fhstp.ac.at
    I: http://www.fhstp.ac.at/forschung/institute_bereiche/icmt

    Pressekontakt:
    Mag. Mark Hammer
    Presse und Forschungskommunikation
    T: +43 (2742) 313 228 – 269
    M: +43 (676) 847 228 – 269
    E: mark.hammer@fhstp.ac.at
    I: www.fhstp.ac.at/presse

    Pressetext und weitere Fotos zum Download unter: www.fhstp.ac.at/ueberuns/presse/presseaussendungen/
    Allgemeine Pressefotos zum Download verfügbar unter: www.fhstp.ac.at/ueberuns/presse/pressefotos
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    Bilder

    Eines der ca. 50.000 Pitoti.
    Eines der ca. 50.000 Pitoti.
    Quelle: Markus Seidl / FH St. Pölten

    Detail der 3D-Analyse
    Detail der 3D-Analyse
    Quelle: Markus Seidl / FH St. Pölten


    Anhang
    attachment icon Presseaussendung

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Informationstechnik, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Eines der ca. 50.000 Pitoti.


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