idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.04.2016 13:34

Bakterien im Urin: Keine Symptome, kein Antibiotikum

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Köln, April 2016 – Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang sind typische Symptome einer Blasenentzündung. Meist verursachen Bakterien die Infektion. Bei einer schmerzhaften Blasenentzündung ist der Einsatz eines Antibiotikums oft sinnvoll – aber erst dann. Der alleinige Nachweis von Bakterien im Urin ohne Symptome dagegen erfordert bis auf wenige Ausnahmen keine Behandlung. Dennoch verschreiben Ärzte häufig ein Antibiotikum. Im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden“ hat die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) medizinische Leistungen benannt, die zu häufig oder aber zu selten fachgerecht erbracht werden.

    Mit den nun veröffentlichten, konkreten Handlungsempfehlungen zielt die Fachgesellschaft darauf ab, Über- und Unterversorgung in der Infektiologie zu reduzieren, die Entwicklung von Resistenzen einzudämmen und die Patientenversorgung zu verbessern.

    Routineuntersuchungen weisen mitunter Bakterien im Urin nach. „Dies kann unterschiedliche Ursachen haben und kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern“, sagt Privatdozentin Dr. med. Norma Jung, Oberärztin an der Klinik für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. „Behandlungsbedürftig sind Bakterien im Urin nicht. Erst wenn typische Beschwerden einer Harnwegsinfektion, also einer Blasenentzündung, bestehen, sollte eine Therapie eingeleitet werden.“ Eine vorsorgliche Antibiotikabehandlung verhindere nicht, dass sich aus dem symptomlosen Auftreten von Bakterien eine symptomatische Harnwegsinfektion entwickle, so Jung. Von dieser Regel gibt es nur wenige, definierte Ausnahmen: Wenn sich während einer Schwangerschaft oder vor einem urologischen Eingriff Bakterien im Urin nachweisen lassen, sollten Ärzte auch ohne konkrete Krankheitszeichen eine Antibiotikatherapie einleiten.

    Der fachgerechte Umgang mit dem asymptomatischen Auftreten von Bakterien im Urin ist ein Aspekt, mit dem sich die DGI im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden in der Infektiologie“ befasst. Die Initiative „Klug entscheiden“ wurde 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, Über- und Unterversorgung in der Medizin zu identifizieren. „Für die Infektiologie, eine der Subspezialisierungen der Inneren Medizin, hat die DGI in einem mehrstufigen Verfahren fünf Positiv- und fünf Negativ-Empfehlung formuliert“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Vorsitzender der DGI und Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. „Diese richten sich in der ersten Stufe an Ärzte, liefern aber auch Patienten hilfreiche Informationen - etwa wenn es darum geht, eine bestimmte Behandlung zu beginnen oder eben nicht.“

    Zu den Negativ-Empfehlungen, also den unnötigen Therapiemaßnahmen, zählt auch die Behandlung von unkomplizierten oberen Atemwegsinfektionen mit Antibiotika: Bei akuten Infektionen der oberen Atemwege und bei Bronchitis verursachen diese eher Schaden als Nutzen. Sie helfen gegen die überwiegend durch Viren verursachten Erkrankungen nicht, bergen aber das Risiko, Nebenwirkungen auszulösen und befeuern die Resistenzentwicklung. „Obere Atemwegsinfektionen gehören zu jenen Erkrankungen, bei denen am häufigsten unnötigerweise Antibiotika verordnet werden“, sagt Jung. „Für die USA existieren Daten, wonach zwischen 70 und 80 Prozent der Patienten, die sich in einer Praxis oder Ambulanz mit einer akuten Atemwegsinfektion vorstellen, Antibiotika verschrieben bekommen.“

    Bei den Positiv-Empfehlungen, also den Maßnahmen, die sinnvoll sind, aber zu selten durchgeführt werden, liegt das Augenmerk vor allem auf der Prävention, etwa dem Durchführen von Impfungen gemäß der Vorgaben der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO).

    Die fünf Positiv- und Negativ-Empfehlungen, die die DGI im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden in der Infektiologie“ erarbeitet hat, sind jetzt im Deutschen Ärzteblatt erschienen: http://www.aerzteblatt.de/archiv/175621

    Literatur:
    Jung, Norma, Klug entscheiden: ….in der Infektiologie
    Dtsch Arztebl 2016; 113(13): A-608 / B-514 / C-510

    Bei Abdruck Beleg erbeten.

    ************************************************************

    Kontakt für Journalisten:
    Juliane Pfeiffer
    Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V.
    Pressestelle
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel: 0711 89 31 693
    Fax: 0711 89 31 167
    E-Mail: pfeiffer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgi-net.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).