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15.04.2016 15:12

Missverständnisse künftig leichter zu erforschen - „Agathe Bauer-Effekt“ für neues Modell genutzt

Dr. Ellen Katz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

    Tübinger Wissenschaftlern ist es mittels einer Kernspinstudie gelungen, ein neuronales Modell zur Erforschung von Missverständnissen zu erstellen. Durch die kombinierte Darstellung von aktivierten Hirnarealen und den dazugehörigen Faserverbindungen ist es in Zukunft möglich, solche für das alltägliche Leben wichtige Phänomene besser zu erforschen. Die Studie wurde aktuell in dem Fachmagazin Neuroimage publiziert.

    Missverständnisse in der alltäglichen Kommunikation können einen erheblichen Einfluss auf das soziale Zusammenleben haben. Sie werden häufig dadurch verursacht, dass der Zuhörer eine Erwartung hinsichtlich der kommunizierten Information hat, die von der tatsächlich gesprochenen Nachricht abweicht. Die wissenschaftliche Untersuchung solcher Phänomene im Experiment, ist jedoch schwierig, da der Zeitpunkt ihres Auftretens schwer zu kontrollieren ist.

    Die Arbeitsgruppe des Universitätsklinikums und des Max-Planck-Instituts für Biological Cybernetics Tübingen nutzte für ihre Studie den sogenannten „Agathe Bauer-Effekt“. Im Deutschen wird dieses Phänomen nach einem klassischen Verhörer der Liedpassage „I got the power“ in „Agathe Bauer“ bezeichnet.
    Der Effekt stellt ein ideales Reizmaterial für die Probanden im Kernspin dar, da die atypische Aussprache der gesungenen Wörter sowie die erheblichen Hintergrundgeräusche durch die begleitende Musik Missverständnisse begünstigen. Zudem tritt mit vorherigem Hinweis auf den vom Sänger nicht beabsichtigten Liedtext bereits beim ersten Hören der erwünschte Verhörer auf. Dies bezeichnet man als „one-shot-learning“.

    Mit der Kernspinuntersuchung machte die Forschergruppe sowohl aktivierte Hirnareale wie auch die dazugehörigen Faserverbindungen im Gehirn beim „Verhörer“ sichtbar. Damit konnten sie zeigen, dass die Liedtexte im Wesentlichen in der linken Hemisphäre im Broca- und Wernicke-Areal abgespeichert sind. Missverständnisse der Liedtexte aufgrund falscher Erwartungen jedoch zu spiegelbildlichen Aktivierungen der rechten Hemisphäre führen, die für emotionale Prozesse besonders wichtig ist.
    Die kombinierte Darstellung von aktivierten Hirnarealen und den dazugehörigen Faserverbindungen kann als Modell der neuronalen Grundlagen für Missverständnisse künftig eine bessere Erforschung solcher für das alltägliche Leben wichtiger Phänomene ermöglichen.

    Titel der Originalpublikation
    Neurobiology of knowledge and misperception of lyrics
    Claudia Beck Lidén a, Oliver Krüger a, Lena Schwarz a, b, Michael Erb a, Bernd Kardatzki a, Klaus Scheffler a, c, Thomas Ethofer a, b, c,
    a) Department of Biomedical Magnetic Resonance, University of Tübingen, Otfried-Müller-Str. 51, 72076 Tübingen, Germany
    b) University Clinic for Psychiatry and Psychotherapy, University of Tübingen, Calwer Str. 14, 72076 Tübingen, Germany
    c) Max-Planck-Institute for Biological Cybernetics, Speemannstraße 38-40, 72076 Tübingen, Germany
    http://dx.doi.org/10.1016/j.neuroimage.2016.03.080

    Medienkontakt

    Universitätsklinikum Tübingen
    Prof. Dr. Thomas Ethofer
    Stellvertretender Leiter der Abteilung für Biomedizinische Magnetresonanz
    Oberarzt an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
    E-Mail Thomas.Ethofer@med.uni-tuebingen.de
    Tel. 07071 29-87694 oder über Pforte Tel. 07071 29-82311


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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