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19.04.2016 13:07

Studie: Stiftungen könnten mehr bewirken

Regine Kreitz Pressestelle
Hertie School of Governance

    Kleine Stiftungen dominieren den Sektor. Gesetzlicher Rahmen reformbedürftig.

    Berlin - 19.04.2016 - Deutschlands knapp 19.000 Stiftungen könnten
    ihre Unabhängigkeit von Staat und Markt noch besser nutzen, um gerade
    in gesellschaftlichen Reformbereichen wie dem Bildungs-,
    Wissenschafts-, und Sozialwesen sowie im Kulturbereich wirksame
    Impulse zu setzen. Das gilt vor allem für die größeren
    Förderstiftungen, die 10 Prozent des Sektors ausmachen und mehr als
    90 Prozent der Gesamtausgaben der reinen Förderstiftungen (2,8 Mrd.
    Euro) tätigen. Eine neue Studie der Hertie School of Governance und
    des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen der
    Universität Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Anheier
    kommt zu dem Schluss, dass diesen Stiftungen oft eine nachhaltige
    Strategie fehlt, um sich erfolgreich als Reformmotor und Förderer
    sozialer Innovationen zu betätigen. "Gerade weil ihr Budget im
    Vergleich zu öffentlichen Mitteln minimal ist, benötigen Stiftungen
    eine durchdachte Strategie, einen langen Atem und nicht zuletzt einen
    stärkeren Willen zur Transparenz. Wer möchte, dass z.B. ein
    Modellprojekt im Bildungsbereich nach der Erprobungsphase von
    öffentlicher Seite fortgesetzt wird, muss sich von Anfang an in die
    Karten schauen lassen", erläutert Studienleiter Anheier.

    Die Studie, für die 1.000 repräsentativ ausgewählte Stiftungen zu
    Zielen, Selbstverständnis und Ergebnissen ihrer Arbeit befragt
    wurden, macht die Zweiteilung des Sektors deutlich. Jeweils über 70
    Prozent der Stiftungen sind mit einem Jahresbudget von unter 100.000
    Euro eher klein, lokal tätig und mit einem Gründungsdatum nach 1990
    eher jung. Große, finanzkräftigere Stiftungen sind in der Minderheit.
    "Das Herz des deutschen Stiftungswesens schlägt im Mittelstand. Wir
    sehen hier eine ausgeprägte Engagement-Kultur, aber teilweise auch
    eine Überschätzung der eigenen Kräfte", so Anheier. Besonders
    hervorzuheben sei der Beitrag kleiner Stiftungen, die lokal oder
    regional eine abgrenzbare Nische besetzen.

    Allerdings kann klein auch zu klein sein. Gerade potenziellen
    Stiftungsgründern mit geringeren Vermögen empfehlen die
    Wissenschaftler, alternative Formen wie Verbrauchsstiftungen oder
    Treuhandmodelle zu prüfen. Angesichts des großen Bedarfs, sich
    stifterisch zu engagieren, sei zudem der Gesetzgeber gefordert, die
    Rahmenbedingungen zu verbessern: Satzungsänderungen zu Lebzeiten des Stifters, eine Zusammenlegung von Stiftungen sowie die Umwandlung in eine Verbrauchsstiftung müssen ermöglicht, über Mindestkapitalgrenzen
    müsse nachgedacht werden.

    Stiftungen sollten zudem nicht nur ihr förderndes oder operatives
    Handeln, sondern auch die Vermögensanlage selbst als Teil des
    Stiftungshandelns begreifen: Beim so genannten "Mission Investing"
    wird das Stiftungskapital so angelegt, dass durch die Vermögensanlage
    unmittelbar der Stiftungszweck verwirklicht wird, zum Beispiel durch
    Anlage in grüne Energien oder Unternehmen mit hohen Sozialstandards.

    Für die Studie "Rolle und Positionierung deutscher Stiftungen" wurden
    1.000 Stiftungen aus einer für die Untersuchung neu
    zusammengestellten Grunddatei von fast 19.000 privaten Stiftungen
    ausgewählt und durch TNS Infratest Politikforschung zu ihrer selbst
    wahrgenommenen Rolle und Arbeitsweise, ihrem Verhältnis zu Staat,
    Wirtschaft und Öffentlichkeit sowie ihren Stärken und Schwächen
    befragt. Die Stichprobe wurde so gewichtet, dass die Ergebnisse nach
    Bundesländern, Gründungszeitraum und Hauptzwecken repräsentativ sind.
    Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Bildung und
    Erziehung, Wissenschaft und Forschung, Soziales sowie Kunst und
    Kultur. Das Projekt wurde ermöglicht durch die Unterstützung der
    Fritz Thyssen Stiftung, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, der
    Stiftung Mercator, der Robert Bosch Stiftung, der VolkswagenStiftung
    und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft.

    ///
    Ein zusammenfassender Ergebnisbericht steht unter
    bit.ly/Zusammenfassung-Stiftungen zum Download bereit.

    Die Studie wird heute (19.04.2016) um 16 Uhr an der Hertie School
    vorgestellt und von Experten diskutiert. Mehr zu der Veranstaltung,
    die Teil der 7. Berliner Stiftungswoche ist, finden Sie hier:
    bit.ly/Stiftungsstudie16. Anmeldung unter events@hertie-school.org.

    Die Hertie School of Governance ist eine staatlich anerkannte,
    private Hochschule mit Sitz in Berlin. Ihr Ziel ist es, herausragend
    qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen
    Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft
    vorzubereiten. Mit interdisziplinärer Forschung will die Hertie
    School zudem die Diskussion über moderne Staatlichkeit voranbringen
    und den Austausch zwischen den Sektoren anregen. Die Hochschule wurde
    Ende 2003 von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird
    seither maßgeblich von ihr getragen.

    Regine Kreitz, Head of Communications, Tel.: 030 / 259 219 113,
    Fax: 030 / 259 219 444, E-Mail: pressoffice@hertie-school.org


    Weitere Informationen:

    https://www.hertie-school.org/stiftungen_de/ - Zusammenfassung der Studie


    Bilder

    Cover der Studienzusammenfassung
    Cover der Studienzusammenfassung
    Hertie School of Governance
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    Hertie School Präsident Helmut Anheier
    Hertie School Präsident Helmut Anheier
    Hertie School of Governance
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Pressetermine
    Deutsch


     

    Cover der Studienzusammenfassung


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    Hertie School Präsident Helmut Anheier


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